Der Freitag ist der dritte Tag mit Schnee, Eis und Minustemperaturen in Folge. Nach dem Eisregen vom Mittwoch kam es am Donnerstag erneut zu Problemen in Bayern wegen Glatteis. In der Nacht auf Freitag und am Morgen ereigneten sich wieder einige wetterbedingte Unfälle. Mit enstprechenden Verkehrsbehinderungen. Besonders betroffen war die Münchner S-Bahnlinie 2 zwischen Erding, Petershausen und Altomünster (beide Landkreis Dachau).
Baum reißt S-Bahnoberleitung herunter - zwei Verletzte
So hat ein umstürzender Baum am Freitagmorgen im Landkreis Erding am S-Bahnhaltepunkt St. Koloman die Oberleitung der S-Bahn heruntergerissen, zwei Menschen wurden verletzt. Wie die Bundespolizei berichtet, kippte die Esche in der Nähe des Bahnsteigs um. Eine Frau, die gerade über die Treppe zum Bahnsteig hinaufging, wurde von einem Ast am Kopf getroffen. Zusätzlich erlitt sie durch die abgerissene Oberleitung einen Stromschlag.
Ein 19-Jähriger eilte ihr zu Hilfe. Als er die 23-Jährige unter dem Baum hervorzog, erlitt er ebenfalls einen Stromstoß. Beide konnten selbstständig zu einem Parkplatz gehen, von wo sie ins Krankenhaus gebracht wurden. Die Oberleitung muss repariert werden, solange bleibt die Strecke gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.
S-Bahn stößt mit Winterdienst-Fahrzeug zusammen
Auf einem Bahnübergang in Markt Indersdorf im Landkreis Dachau stießen am Vormittag eine S-Bahn und ein Winterdienstfahrzeug zusammen. Bei dem Unfall wurden zwei Menschen verletzt. Derzeit laufen die Bergungs- und Evakuierungsmaßnahmen.
Zu dem Unfall kam es an einem unbeschrankten Bahnübergang am S-Bahn-Haltepunkt Markt Indersdorf. Dort war ein Schneeräumfahrzeug mit Winterdienstarbeiten beschäftigt, als es von einer in Richtung Dachau fahrenden S-Bahn erfasst wurde.
Der Fahrer des Winterdienstfahrzeuges wurde bei dem Zusammenstoß schwer verletzt. Der Zugführer erlitt einen Schock. Die 15 Fahrgäste der Bahn bleiben unverletzt. Derzeit ist eine Vielzahl von Rettungskräften vor Ort. Die Bergungsarbeiten sollten bis 16.30 Uhr dauern.
Zugausfälle und Verspätungen rund um Ausgburg
Auch in Schwaben mussten Bahnfahrer wieder einiges an Geduld mitbringen. Das Eisenbahnunternehmen Go-Ahead meldete wie schon in den vergangenen Tagen Ausfälle und Verspätungen rund um Augsburg. "Es fahren zwar mehr als die Hälfte der Züge, aber auch hier haben wir immer wieder Fahrzeugstörungen", sagte ein Sprecher. Am Donnerstag hatte das Unternehmen noch einen Pendelverkehr in der Region angekündigt. Damit werde es wegen der anhaltenden Störungen bei den Zügen aber vorerst ebenfalls nichts.
Immerhin seien im Allgäu nach vier Ausfällen in der Früh im Laufe des Freitags wieder alle Züge unterwegs gewesen, wenn auch teils verspätet. Dort wolle das Unternehmen in den kommenden Tagen wie geplant Verbindungen anbieten, "soweit es die Witterung erlaubt".
Stellwerksausfall in Südostbayern
Wegen eines "witterungsbedingten" Stellwerksausfalls konnten zwischen Freilassing und Berchtesgaden anderthalb Stunden lang keine Züge fahren, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte. Gegen 7.30 Uhr war das Problem allerdings wieder behoben. Auch bei der Südostbayernbahn kam es zu Ausfällen, weil auf der Strecke zwischen Freilassing und Garching an der Alz ein Baum auf die Gleise gefallen war.
Wetterprobleme am Münchner Flughafen weiter spürbar
Der Betrieb am Flughafen München ist weiterhin vom Winterwetter beeinträchtigt. Am Donnerstag waren rund 100 Flüge dort abgesagt worden, am Freitag wurden (Stand 17.15 Uhr) sogar mehr als 100 Starts und Landungen annulliert. Nur bei einem Teil sind Schnee und Eis im Erdinger Moos schuld. In den übrigen Fällen müssen die Flüge wegen schlechter Wetterbedingungen an anderen Flughäfen gestrichen werden.
Außerdem sind noch immer die Folgen der beiden vergangenen Tage zu spüren. Weil am Mittwoch 240 und gestern etwa 140 Flüge ausgefallen sind, kommt es nach wie vor zu "Umlaufproblemen" – viele Maschinen und Crews sind nicht dort, wo sie aktuell gebraucht würden.
Vergangene Nacht mussten nach Angaben eines Flughafensprechers erneut "ein paar hundert" Passagiere im nicht-öffentlichen Bereich des Terminals 2 übernachten. In der Regel handelt es sich dabei um Umsteiger, die am Abend nicht mehr weiterrreisen konnten, aber auch kein Visum für die Einreise hatten. Somit mussten sie im Sicherheitsbereich bleiben.
Niederbayern: Mehrere Fahrzeuge landen im Graben
Am Freitagmorgen wurden laut einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern in Straubing bei einigen Unfällen Menschen verletzt. Mehrere Autos rutschten wegen glatter Straßen in den Graben.
Bei Plattling ist am Morgen ein Bus – ohne Fahrgäste – mit einem Auto zusammengestoßen. Die Staatsstraße 2124 ist im Unfallbereich derzeit gesperrt. Ein Unfall mit drei Fahrzeugen ereignete sich auf der A3 zwischen Hengersberg und Deggendorf. Verletzt wurde dabei nach ersten Erkenntnissen niemand.
Zwei Lkw rutschen auf A9 zusammen
Auf den glatten Straßen gerieten unterdessen zahlreiche Autos und Lastwagen ins Schleudern. Mehr als 70 Unfälle wegen Glätte und Schnee binnen 24 Stunden meldete die Polizei allein im nördlichen Oberbayern.
Ein Lkw rutschte am frühen Freitagmorgen beim Überholen auf der A9 bei Schweitenkirchen (Lkr. Pfaffenhofen an der Ilm) aufgrund der Glätte in einen mit Feuerwerkskörpern beladenen Sattelzug. Durch die Kollision sei der Sattelzug gegen die Leitplanke gedrückt worden, sagte ein Polizeisprecher. Der andere Lkw habe sich um die eigene Achse gedreht und sei anschließend quer auf der Autobahn stehen geblieben. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand.
Weil der Sattelzug die Feuerwerkskörper geladen hatte, wurden zur Sicherheit viele Kräfte der Feuerwehr zum Unfallort gerufen. Explosionsgefahr habe jedoch nicht bestanden, sagte der Sprecher. Für die Bergungsarbeiten blieb die Autobahn rund um die Unfallstelle für zwei Stunden komplett gesperrt.
Glätteunfälle und Behinderungen in Schwaben
In Schwaben sorgten glatte Straßen in der Nacht noch einmal für Behinderungen und einige Unfälle. Der DWD hatte von den Landkreisen Aichach-Friedberg, Augsburg und Günzburg bis ins Allgäu eine Unwetterwarnung vor gefrierendem Regen und Glatteis herausgegeben.
Nach Angaben der Polizei mussten vor allem im Unterallgäu Lkw an Steigungen im Bereich um Mindelheim und Bad Wörishofen zeitweise wegen Glätte auf die Streudienste warten. Sowohl im nördlichen Schwaben als auch im Allgäu kam es zu einigen Unfällen. Dabei habe es keine nennenswerten Personenschäden gegeben, hieß es von der Polizei.
Eisregen: Mehrere Autos auf A96 kollidiert
Eisregen führte am Donnerstagabend in Oberbayern zu einigen Verkehrsunfällen. Eine Häufung gab es auf A96 zwischen Landsberg und Greifenberg. Laut Polizei ereigneten sich auf diesem Abschnitt zwischen 20.45 Uhr und 23.30 Uhr acht Unfälle, bei denen sieben Menschen leicht und einer mittelschwer verletzt wurde. Die Fahrbahn sei spiegelglatt gewesen. An dem Unfall kurz vor Mitternacht waren fünf Fahrzeuge beteiligt. Die Fahrbahn in Richtung München war bis drei Uhr Früh gesperrt.
In Germering muss eine Frau mit einer Anzeige rechnen, weil sie am Donnerstag mit Sommerreifen einen Unfall verursacht hatte. Auf schneebedeckter Fahrbahn war die 48-Jährige ins Rutschen geraten und auf einer Verkehrsinsel gegen einen Ampelmast geprallt. Ihr Auto wurde vorne schwer beschädigt, die Ampel fiel aus.
Die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes für Bayern:
Wetteraussichten: Nur noch wenig Schnee, es bleibt kalt
Im Großteil des Freistaats wird es am Freitag stark bewölkt bleiben. Nur in Unterfranken ist es meist trocken, dort kann sich im Lauf des Tages die Sonne zeigen. Überall sonst kann es erneut schneien, die Schneefälle sind aber meist nur leicht. Die Temperaturen liegen fast überall unter 0 Grad - nur an den Alpen und im Landkreis Aschaffenburg liegt der Höchstwert bei +1 Grad.
Am Samstag erwarten die Meteorologen keinen Schnee mehr, es soll nach Auflösung örtlicher Nebel- und Hochnebelfelder überall in Bayern teils länger die Sonne scheinen. Auch der Sonntag wird meist sonnig. Es bleibt allerdings frostig.
Mit Informationen von dpa
Video: Probleme in Bayern wegen Glatteis am Donnerstag, 15.12.2022
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