Wäre Markus Söder jetzt Kanzlerkandidat, die CSU würde vor Stolz platzen. Welchen Schwung brächte das in den CSU-Bundestagswahlkampf! Wie selbstbewusst könnte die Partei ihren bundespolitischen Anspruch formulieren!
Ein Zwerg unter Riesen
Aber Moment! Auf die Kanzlerkandidatur folgte womöglich das Kanzleramt. Spielen wir's mal durch: Im Kanzleramt säße ein CSU-Kanzler, also ein Mann der kleinsten Regierungspartei, eingemauert von stärkeren Koalitionspartnern. Denn die CSU mag in Bayern so stark sein wie lange nicht - bundesweit läge sie doch immer hinter CDU, SPD, Grünen.
Der CSU-Kanzler wäre ein Zwerg unter Riesen. Für jeden Politiker muss das ein beunruhigender Gedanke sein. Für Söder, der besonders lustvoll Macht ausübt, muss es gruselig sein: Er müsste seine Regierungspraxis komplett umstellen, sich wandeln vom Macher zum Moderator. Der Bundespräsident, der er angeblich nie sein will - er wäre es gezwungenermaßen im Kanzleramt. Zumal in Krisenzeiten wäre ein einsamer Mann im Kanzleramt keine gute Aussicht.
Wilde Nachfolgedebatte in Bayern
Und in Bayern bräche eine Debatte los, auf die die CSU kein bisschen vorbereitet ist: Wer folgte auf Söder in der Staatskanzlei? Ein Nachfolger zeichnet sich nicht ab, eine turbulente Übergangszeit wäre wahrscheinlich. Heraus käme ein Ministerpräsident, wie ihn weder Bayern noch die CSU je hatten: einer von des Kanzlers Gnaden. Ein Ministerpräsident, wie ihn die CSU nicht wollen kann.
Darum sollte die CSU froh sein, dass sie wieder nicht den Kanzler stellen wird. Einem rauschhaften Wahlkampf würden garantiert Einsamkeit und Ernüchterung folgen. Um ihren bundespolitischen Anspruch einzulösen, muss die CSU nicht ins Kanzleramt einziehen. Sie muss nur den gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Union nach Kräften unterstützen. Diesmal wirklich.
Im Video: Entscheidung in der K-Frage gefallen
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