CSU-Chef Markus Söder in Berlin
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Söder macht's wieder nicht: Sechs Gründe für den Rückzug

Söder macht's wieder nicht: Sechs Gründe für den Rückzug

Er wollte gern, gibt sich aber geschlagen: Zum zweiten Mal nach 2021 muss CSU-Chef Söder die Kanzlerkandidatur der CDU überlassen. Sechs Gründe, warum sein Kalkül in der K-Frage wieder nicht aufging. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Markus Söder wird empfangen wie ein Sieger: Applaus und Jubel für den CSU-Chef. Die ganze CSU-Landtagsfraktion hat sich am Dienstagnachmittag im Innenhof des oberfränkischen Klosters Banz versammelt, um den Parteichef bei seiner Rückkehr aus Berlin zu begrüßen. Söder verbeugt sich und sagt gut gelaunt: "Ich bin wieder daheim."

Daheim in Bayern wird Söder auf absehbare Zeit wohl bleiben. Denn Sieger im unionsinternen Wettstreit um die Kanzlerkandidatur ist nicht er, sondern der Vorsitzende der CDU. "Friedrich Merz macht's", hatte Söder in Berlin gesagt - und damit ausgesprochen, wovon Beobachter längst ausgegangen waren. Das bedeutet zugleich: Söder macht's wieder nicht. Warum?

1. Keine "Söder"-Rufe

Zu seinem ersten Anlauf 2021 hatten den CSU-Chef nicht nur seine guten Umfragewerte ermutigt, sondern vor allem Aussagen prominenter CDU-Politiker. Die Erwartung, dass aus der Schwesterpartei erneut solche Rufe kommen könnten, dürfte den CSU-Chef vor gut zwei Wochen zum zweiten Versuch ermutigt haben: "Ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen", rief er beim Gillamoos-Frühschoppen.

Zwar hat Söder an der CDU-Basis weiter viele Unterstützer – Umfragen bescheinigen ihm auch unter Unionsanhängern einen höheren Zuspruch als Merz. Doch das Kalkül ging nicht auf: Dieses Mal rief aus der CDU-Prominenz niemand nach ihm. So sehr die CSU auch auf die deutlich besseren Umfragewerte Söders und die fehlende Regierungserfahrung von Merz verwies – die CDU nimmt das in Kauf.

2. Vorbehalte gegen Söder

In der CDU verübelt man es Söder nicht nur, dass er 2021 zur Demontage des damaligen Kandidaten Armin Laschet und damit auch zur Wahlniederlage der Union beitrug. Auch Söders erneute Eigenwerbung kam dem Vernehmen nach nicht gut an.

Zu diesen Vorbehalten gegen die Person Söder kommen inhaltliche Differenzen: Seine Strategie, sich durch sein klares Nein zu Schwarz-Grün zu profilieren, hält mancher in der CDU für problematisch – da es die Koalitionsoptionen einschränkt. Selbst Christdemokraten, die 2021 noch Sympathien für eine Söder-Kandidatur hatten, stehen ihm nun kritisch gegenüber.

3. Keine Patzer von Merz

Die Hoffnung mancher CSU-Strategen, dass sich die Tür für Söder durch Patzer des CDU-Vorsitzenden öffnen könnte, erfüllte sich nicht. Stattdessen profilierte sich Merz als Oppositionsführer und kann auf den Rückhalt der Union-Bundestagsfraktion bauen. Selbst CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt nannte ihn im Sommer den "richtigen Trainer für Deutschland“. Merz' Geschick engte Söders Profilierungsspielraum ein.

4. Solide CDU-Wahlergebnisse

Aus den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen ging die CDU zwar nicht als strahlender Sieger hervor, die Ergebnisse waren aber solide genug, um von Merz und seinem Umfeld als Erfolg gewertet zu werden. Auf Bundesebene ist die Union bei der Sonntagsfrage klar vorn – auch wenn die Werte angesichts der Schwäche der Ampel noch besser sein könnten. Mit einem angeschlagenen Merz hätte Söder es möglicherweise aufnehmen können, mit einem starken CDU-Chef nicht.

5. Söder musste Wort halten

Um gesichtswahrend aus der Sache herauszukommen, musste Söder ein Versprechen halten: Der Union einen Zoff wie 2021 zu ersparen. Auch deswegen wäre es riskant gewesen, es auf einen offenen Machtkampf wie 2021 ankommen zu lassen. Mit großen Differenzen hätte er einen Konflikt dieses Mal nicht begründen können: Merz steht ihm politisch näher als Laschet.

So zog Söder diesmal rechtzeitig den Schlussstrich und verkündete: "Ich habe ein Versprechen gegeben, dass 2021 sich nicht wiederholen wird. Ich halte Wort."

6. Große Schwester, kleine Schwester

Schon in den vergangenen Wochen hatte Söder immer wieder klargestellt: Einen CSU-Kanzlerkandidaten könne es nur geben, "wenn die CDU einen bittet". Und mit dieser Gesetzmäßigkeit begründete er dann in Berlin auch seinen Rückzug: "Historisch gesehen" habe die größere Schwester das erste Zugriffsrecht. "Friedrich Merz als Parteivorsitzender nimmt von diesem Anrecht Gebrauch. Die CSU akzeptiert es."

Im Video: Die Würfel sind gefallen in der K-Frage

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