82,7 Millionen Menschen leben in Deutschland. Diese Zahl ergibt sich aus dem Zensus 2022. Das sind rund 1,4 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen weniger, als die Bevölkerungsfortschreibung bisher ergab. Die genauen Ursachen für die Korrektur nach unten sind noch nicht bekannt. Infrage kommen etwa lückenhafte Meldedaten bei Umzügen. Durch die Corona-Pandemie sei es zu "Bevölkerungsbewegungen" gekommen, sagte Ruth Brand, die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, bei der Vorstellung der Zahlen. Der Zensus 2022 sei kein normaler gewesen.
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Bei den Einwohnerzahlen gab es nur in Bremen und im Saarland Korrekturen nach oben. In allen anderen Bundesländern sind die Bevölkerungszahlen nun niedriger – in Bayern wurde um 2,2 Prozent korrigiert. Von einer "Inventur" sprach der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Thomas Gößl, im Interview mit BR24.
Dass gerade Bayern im Zensus "geschrumpft" ist, sei nicht verwunderlich, meint Gößl. Er erklärt sich den statistischen Bevölkerungsrückgang damit, dass Bayern ein Bundesland mit vielen kleinen Gemeinden unter 10.000 Einwohnern ist. Diese kleinen Gemeinden wurden für den aktuellen Zensus erstmals genauer erfasst, als es vorher üblich gewesen war.
Bereinigt um diese Ungenauigkeiten ergab der Zensus 2022: Im Verhältnis zur letzten Zählung aus dem Jahr 2011 ist die Bevölkerung in Deutschland gewachsen, aber eben weniger stark als bisher angenommen.
Auch weniger Einwohner in Großstädten
Auch für die meisten Großstädte ergab der Zensus eine niedrigere Einwohnerzahl als bisher angenommen. Unter den zehn größten deutschen Städten verzeichnet Köln mit minus 5,9 Prozent die größte Abweichung nach unten und München mit minus zwei Prozent die kleinste. Nach oben korrigiert wurde nur Bremen und Dortmund.
Starke Abweichung bei ausländischer Bevölkerung
Zum Stichtag des aktuellen Zensus, dem 15. Mai 2022, lebten in Deutschland rund 10,9 Millionen Ausländerinnen und Ausländer. Das sind nahezu eine Million weniger als bisher von den Behörden angenommen. Damit sind rund 70 Prozent der Abweichung bei der Bevölkerungszahl auf die nicht-deutsche Bevölkerung zurückzuführen.
Zu den genauen Ursachen konnten die Statistiker bei der Zensus-Vorstellung keine Angaben machen. Sie vermuten, dass Personen, die in Deutschland angemeldet waren, mittlerweile das Land wieder verlassen haben, ohne dass das melderechtlich erfasst wurde. Das könne zum Beispiel für Personen gelten, die im Ruhestand in ihre Herkunftsländer zurückzögen, vermutete der Chef des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Gößl.
Mieten auf Rekordniveau
Erstmals wurden auch Daten zu den Mieten erhoben. Die Nettokaltmiete beträgt bundesweit durchschnittlich 7,28 Euro pro Quadratmeter. In Bayern sind es 8,74 Euro. Damit liegt der Freistaat im bundesweiten Vergleich auf Platz 2 der höchsten Mieten, hinter Hamburg. München ist mit durchschnittlich 12,89 Euro pro Quadratmeter die teuerste deutsche Großstadt. Jede vierte Wohnung in Bayerns Landeshauptstadt hat nach Angaben der Statistiker eine Nettokaltmiete von mehr als 16 Euro pro Quadratmeter. Neben München zählen Frankfurt am Main, Stuttgart und Heidelberg zu den Städten mit den höchsten Nettokaltmieten.
Bei den kleineren Ortschaften ab 5.000 Einwohnern liegt Neubiberg im Landkreis München ganz vorne – mit durchschnittlich 13,84 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Am günstigsten mietet es sich den Zensus-Zahlen zufolge in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen mit durchschnittlichen Nettokaltmieten zwischen fünf und sechs Euro. In die Erhebung flossen sowohl Neuvermietungen als auch sogenannte Bestandsmieten ein.
Wer heizt wie?
Abgefragt wurden erstmals auch die Heizungsarten. Drei Viertel aller Wohnungen werden mit Gas oder Öl geheizt. In Bayern sind 42 Prozent der Haushalte mit Gas- und 29 Prozent mit Ölheizungen ausgestattet. Bei neueren Wohnungen ist eine Zunahme von Wärmepumpen und ein Rückgang von Ölheizungen zu beobachten. Insgesamt haben Wärmepumpen aber bisher nur einen Anteil von drei Prozent.
Die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung liegt bundesweit bei 94 Quadratmetern. In Bayern sind es rund 100 Quadratmeter. Insgesamt gibt es, dem Zensus zufolge, rund 43,1 Millionen Wohnungen in Deutschland.
Wie kamen die Daten zustande?
Für den Zensus 2022 wurden zwischen Mai 2022 und Januar 2023 rund 10,3 Millionen Bürger persönlich oder online befragt. Das entspricht mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Die Kosten für die Erhebung liegen bei rund 1,5 Milliarden Euro. Nachlesen kann man die Ergebnisse auf der offiziellen Website des Zensus 2022 [externer Link].
- Zum Artikel: "#Faktenfuchs: Zensus-Daten nicht in USA gespeichert"
Im Video: Wie wohnen die Bayern?
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