Männer bei der Arbeit mit der Kohle
Bildrechte: BR/Karl Spannenberger

Mitglieder des Heimatvereins gehen dem historischen Handwerk nach.

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Ziemetshausen stellt traditionell Holzkohle her

Heute kommt Holzkohle meist aus großen Fabriken aus dem Ausland. Früher war das Verschwelen der Kohle aber ein weit verbreitetes Handwerk. Ziemetshausen im Landkreis Günzburg hat die Kunst wieder aufleben lassen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Seit Jahresanfang ist viel los in Ziemetshausen. Organisiert vom Heimatverein und seinem Vorsitzenden Joachim Böck, ist die ganze Stadt seit Wochen im Rausch des schwarzen Goldes, wie sie es selbst nennen.

Die Pläne gibt es schon länger

Die Idee, einmal selbst zu köhlern - also Holzkohle herzustellen - gab es in Ziemetshausen schon länger, doch Corona machte die Pläne zunächst zunichte. Anfang dieses Jahres war es dann so weit. Mit Unterstützung von Köhlermeister Armin Desch gingen die Ziemetshausener das Projekt an.

Zunächst musste das Köhlerteam, bestehend aus gut 50 Freiwilligen, das Buchenholz aus dem nahen Seyfriedsberger Forst holen. Fällen, zersägen, aufspalten und dann musste das Holz einige Wochen lagern.

Eine Woche Volksfest-Stimmung

Im August baute das Köhlerteam unter Anleitung von Armin Desch den Meiler. Der wurde dann auch feierlich von Bürgermeister Ralf Wetzel entzündet. Von diesem Tag an konnten Besucher sieben Tage lang das Gelände des Meilers besuchen. Nach fünf Tagen wurde der Meiler dann mithilfe der Feuerwehr gelöscht und schließlich einen Tag später die Kohle geerntet. Gut zwei Tonnen Kohle kamen dabei raus.

Das klingt nach viel, sind aber gerade mal 400 Säcke. Doch den Ziemetshausenern ging es nie um die Masse, sie wollen die Tradition eines alten Handwerks erhalten. Außerdem sind durch das Köhlern viele neue Freundschaften entstanden, andere noch enger geworden. Bei der Köhlerwache saß das Team nächtelang im Schichtbetrieb um den Meiler.

Durch das Köhlern beginnt eine Spurensuche

Das nächste Projekt ist schon in Planung. Als die Köhler die Genehmigung für den Meiler beantragen, wird ihnen gesagt, das Köhlern sei in ihrer Region nicht heimisch. Köhlermeister Armin Desch hält dagegen. Er ist hauptberuflich Förster und hat kurz nach dieser Aussage bereits nach Spuren im Seyfriedsberger Forst gesucht. In ein paar Wochen will er zeigen, dass es sehr wohl Beweise für die Existenz von Köhlern im Landkreis Günzburg gibt. Denn er ist davon überzeugt, dass vor einigen hundert Jahren fast überall in Deutschland Köhler lebten.

Ein Stück verschwelte Heimat

Dass zu einer Handvoll Köhlermeistern, die es in Schwaben gibt, künftig hoffentlich einige dazukommen, dazu hat bestimmt auch das Köhlerprojekt des Heimatvereins Ziemetshausen beigetragen. Die fertige Kohle ist mittlerweile in Säcken verpackt und trägt den Namen "Zusamthaler Buchenholzkohle aus dem Seyfriedsberger Forst". Wer einen Sack erwerben möchte, der kann das jeden ersten Sonntag im Monat im Museum des Heimatvereins Ziemetshausen tun. Die nächste Gelegenheit gibt es außerdem beim BR Radlspaß in Ziemetshausen. Dort werden die tapferen Köhler ihr Projekt noch einmal vorstellen und haben auch ein paar Säcke mitgebracht.

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