Faszination Gaming: Zocken ist mein Leben
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Stefan Jacob, Student, vor Gaming-Bildschirmen

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"Zocken ist mein Leben": Faszination Gaming

"Zocken ist mein Leben": Faszination Gaming

Weltweit spielen über drei Milliarden Menschen Computerspiele. Für die meisten nur Hobby, für einige jedoch Beruf: Sie sind erfolgreich als E-Sportler oder als Streamer. "Kontrovers – Die Story" über die Faszination Gaming und die Schattenseiten.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Wenn Stefan Jacob seinen Rechner hochfährt, taucht er in eine andere, digitale Welt ein. In dieser Parallelwelt ist er "Pandorai", sein digitales Alter Ego. Diese Welt heißt League of Legends, eines der erfolgreichsten Computerspiele aller Zeiten. Mehr als 140 Millionen Nutzer spielen es aktiv und regelmäßig. Stefan lässt sich von Kontrovers – Die Story begleiten und erklärt seine Begeisterung.

Die Kurzversion der Spielregeln von League of Legends: Zwei Teams mit je fünf Spielern spielen online gegeneinander und versuchen die gegnerische Basis einzunehmen und den Kern der Basis, den Nexus, zu zerstören.

Nicht nur Spiel, sondern viel Strategie

Stefan hat schon rund 7.000 Stunden mit dem Spiel verbracht - und ist noch immer begeistert:

"Man muss seinen eigenen Charakter von der Stärke her einschätzen können, man muss den Gegner einschätzen können. Man muss gleichzeitig verstehen, was die ganzen anderen Spieler machen und was auf der Karte passiert." Stefan Jacob, Student und Gamer

Stefan hat neben League of Legends auch andere Interessen: Er spielt Klavier, programmiert eigene Spiele. Seine Leidenschaft für Spiele will er zum Beruf machen und studiert an der TU München Spieleentwicklung.

Kontrovers – Die Story im Video: Gaming als Beruf: Mit Zocken Geld verdienen

E-Sport: Gaming-Branche wächst seit Jahren

Inzwischen gelten kompetitive Spiele als eigene elektronische Sportart, denn die Besten der Besten treten gegeneinander an. E-Sport hat sich professionalisiert, Gaming ist längst eine umsatzstarke Branche: Die Electronic Sports League (ESL), die weltweit größte Liga für Computerspiele, wurde vor kurzem von Saudi-Arabien gekauft– für eine Milliarde US-Dollar. Dort finden im kommenden Jahr die ersten olympischen E-Sport-Spiele statt.

Gaming zum Beruf machen geht aber auch, ohne selbst Profi-Spieler zu sein.

Minecraft: Mit Quadraten ganze Welten erschaffen

Amir etwa spielt Minecraft, filmt dabei sowohl Bildschirm als auch sich und kommentiert das. Mit diesen Streams verdient er sein Geld. Minecraft ist das erfolgreichste Computerspiel aller Zeiten: 300 Millionen Exemplare wurden seit der Entwicklung 2009 verkauft. Amir beschreibt das Spiel so: "Jeder Minecraft-Block ist nur ein Quadrat und es gibt Leute, die haben wirklich die Freiheitsstatue New York eins zu eins nachgebaut, haben realistische Bilder nachgebaut, nur mit diesen Blöcken."

Trotz vermeintlich simpler Spielmechanik bietet das Spiel etliche reizvolle Herausforderungen. Auch deswegen wird Minecraft ein starker Lerneffekt zugeschrieben. Medienpsychologin Jolina Bering vergleicht Minecraft mit dem "Lego der digitalen Generation": "Es gibt einen Education Modus von Minecraft, wo man Chemieversuche nachstellen kann. Und das ist eine sehr interaktive Form des Lernens."

Games können Suchtpotenzial haben

Auch Stefan Jacob hat sein Hobby inzwischen professionalisiert: Er leitet in der E-Sports-Uni-Liga die Münchner Abteilung von League of Legends. Es sei sein Lieblingsspiel, weil es sich ständig wandelt: Alle zwei Wochen gibt es Updates mit neuen Charakteren – inzwischen sind es mehr als 160.

Für ihn ist das auch mit Risiken verbunden gewesen. Der Sog des Spiels wurde zu stark: "Ich habe mir in der realen Welt auch mal vorgestellt, wie es jetzt wäre, der Charakter zu sein. Wo dann sicherlich auch ein gewisser Realitätsverlust vorhanden war." Stefan wurde süchtig.

Internetzugang beschränken: keine Lösung gegen die Sucht

Sein Vater war mit der Situation überfordert, erinnert sich Stefan, und verwehrte ihm den Zugang zum Internet. Eine klassische Reaktion, sagt Medienpsychologin Bering in der Doku von Kontrovers – Die Story.

"Tatsächlich ist das eher eine nicht so konstruktive Herangehensweise oder teilweise sogar destruktiv, weil das Spielverhalten dann logischerweise trotzdem irgendwie fortgesetzt wird, nur halt im Geheimen oder in anderen Umständen. Es ist wichtig für die Eltern, den Zugang zu ihren Kindern zu finden." Jolina Bering, Medienpsychologin

Erst als sein Vater verstand, wie gut der Sohn im Spiel ist, konnten sie gemeinsam einen Weg finden, um aus der Sucht herauszukommen. Inzwischen hat sein Vater einen Zugang zum Hobby seines Sohnes gefunden.

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