Mann an einem Gamer-PC
Bildrechte: pa/dpa/ Jan Woitas

Wie politisch ist die Gaming-Branche?

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Wie politisch ist die Gaming-Branche?

Die Bayerische Staatsregierung geht unter die Gamer - beinah zumindest. Die gerade eröffnete "Gamerei" in München soll Raum bieten für Entwickler und Start-ups. Das zeigt: Computerspiele sind schon lange kein Nischenthema nur für Nerds mehr.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nein, ein Special-Interest-Bereich sind Computerspiele schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Es werden Milliarden umgesetzt. Gaming hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und beeinflusst unsere Gesellschaft wie kaum ein anderes Medium.

Auch das Potenzial, politische Botschaften niederschwellig verbreiten zu können, ist von vielen erkannt. Dazu gehören Sexismus, Rassismus und Verschwörungstheorien genauso wie diese Geschichte über Elon Musk: Der hat gerade einen schweren Stand in der Szene, denn beim Battle-Shooter-Spiel Fortnite können die Spieler seit ein paar Tagen mit einem Cybertruck von Tesla herumfahren. Weil viele aber mit der Person Musk fremdeln, haben sie zum Boykott des Trucks aufgerufen.

Sozialer Raum

Ähnlich wie bei analogem Brett- oder Kartenspielen ist die Szene vielfältig und reicht von digitalen Puzzeln, Horror- oder Strategiespielen bis hin zu Shooter-Spielen. Die seien aber, so BR-Gaming-Experte Christian Schiffer, oft mehr sozialer Raum, in dem es mehr um die gemeinsame Kommunikation gehe und darum, zusammen Spaß zu haben.

Salonfähig durch Smartphones

Die enorme Entwicklung der letzten Jahre habe dazu geführt, dass Computerspiele erwachsen geworden seien. Kommerzielle Studios beschäftigen professionelle Autoren oder Dramaturgen, mit denen das Niveau ganz anders geworden sei, so der Christian Schiffer.

Die Erfindung von Smartphones hat dazu geführt, dass jeder überall spielen, kann – an der Bushaltestelle genauso wie im teuren Gaming-Sessel zu Hause.

Politische Spiele

Deshalb sind auch die großen Themen in den Computerspielen angekommen: soziale Gerechtigkeit, Frieden oder Klimawandel. Weil sich mit Spielen Bildungsinhalte transportieren lassen, experimentieren auch Bildungseinrichtungen wie die Bundeszentrale für Politische Bildung mit Gaming, oder der Bayerische Rundfunk.

Aber Spiele bieten eben auch das Potenzial, extremistische Positionen unterschwellig zu platzieren und salonfähig zu machen. Ein relevanter Faktor dabei sei, so der Gaming- und Extremismus-Experte der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb), Felix Zimmermann, dass Spiele regelbasiert sind, sich also vor allem dadurch auszeichnen, dass sie bestimmten Spielregeln folgen, denen man sich unterordnen muss, um erfolgreich zu spielen. Obwohl wissenschaftlich kein Kausalzusammenhang zwischen gewalttätigen Spielen und dann gewalttätigem Handeln gefunden wurde, gäbe es Bezüge vor allem zum Rechtsextremismus. Das beziehe sich, so Zimmermann, auf Spielinhalte, aber noch stärker auf die Strukturen der Community.

Entwickler in der Verantwortung

Zwar müsse man vorsichtig sein, so der Extremismus-Experte der bpb, einen direkten Zusammenhang zu der Verbreitung von Extremismus oder Radikalisierung herzustellen, dennoch sei es so, dass die Attentäter von Christchurch oder Halle einen Bezug zur Gaming-Szene hatten.

Deshalb seien vor allem die Entwicklerinnen und Entwickler der großen Blockbuster-Produktionen in der Verantwortung: Was passiert in den Communitys, die sich um Spiele herum bilden? Was gibt es auch für Inhalte, die in meinem Spiel zur Verfügung gestellt werden?

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