Am letzten Schultag vor den Ferien soll ein zwölfjähriges Mädchen in München von mehreren Mitschülerinnen misshandelt und mit dem Handy gefilmt worden sein. Nach bisherigen Erkenntnissen, so ein Sprecher des Bildungsreferats auf BR24-Anfrage, seien sich die Schülerinnen nach Ausgabe der Zeugnisse auf dem Schulgelände begegnet, die Tat aber habe sich dann außerhalb der Schule ereignet. Zuerst hatte die Zeitung "tz" von dem Fall berichtet.
Vater informierte mit seiner Tochter die Schulleitung
Erfahren habe die Schule davon am Montag. Der Vater des Opfers sei mit seiner Tochter in die Schule gekommen und habe die Schulleitung informiert, die alle notwendigen Instanzen hinzugezogen habe. Schulsozialarbeiterinnen und die Schulpsychologin, die aus den Ferien zurückgekommen ist, kümmerten sich um das Mädchen. Die Schule habe zudem die Jugendbeamten der Polizei eingeschaltet. "Auch diese sind mit der Schulleitung im Gespräch, um das weitere Vorgehen zu besprechen", so der Pressesprecher. Neben der Polizei sei auch ein Kriseninterventionsteam am Dienstag den ganzen Tag an der Schule gewesen.
Auch die mutmaßlichen Haupttäterinnen seien mit den Eltern in der Schule gewesen und hätten mit der Schulleitung gesprochen. Diese Schülerinnen hätten zunächst Hausverbot erhalten. Ein Disziplinarausschuss der Schule werde nach den Ferien über einen möglichen Schulverweis entscheiden.
Anzeige unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung
Die Polizei bestätigte auf BR-Anfrage, dass eine Anzeige unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung vorliegt. Laut "tz" soll die Zwölfjährige von ein bis zwei Jahre älteren Mädchen umringt und geschlagen worden sein. An Armen und Beinen hätten sie Zigaretten ausgedrückt. Die Misshandlungen seien gefilmt worden, der Zeitung liegen nach eigenen Angaben Videoausschnitte vor.
Ob im erweiterten Umfeld noch Jungen in relevanter Weise beteiligt waren, so das Bildungsreferat, ermittle die Polizei noch. Berichten zufolge könnten sechs Schülerinnen und Schüler beteiligt gewesen sein. Die Münchner Polizei will sich am Donnerstag zu den Ermittlungen äußern.
Gewaltexzess soll mehr als zwei Stunden gedauert haben
Laut "Süddeutscher Zeitung" hatten die Täterinnen das Opfer mit dem eigenen Handy gefilmt. Die mutmaßlichen Täterinnen seien zum Teil 14 Jahre oder älter und damit bedingt strafmündig. Wie die Zeitung vom Schulleiter erfuhr, soll das Martyrium mehr als zwei Stunden gedauert haben.
Einige der Täterinnen kämen aus schwierigen Verhältnissen, seien aber bis Freitag nicht wegen Gewalt aufgefallen. Auch Kinder, die er als "die netten Kinder aus der Nachbarschaft" beschreibt, seien beteiligt gewesen. "Dieses Ausmaß an Gewalt ist unfassbar", sagte der Schulleiter der SZ. Bis letzte Woche hätte er gesagt, dass es an seiner Schule kein Gewaltproblem gebe.
Bildungsreferat spricht von schockierendem Vorfall
Der Pressesprecher des Bildungsreferats sprach von einem schockierenden Vorfall. An der betroffenen Realschule würden die Jugendlichen in der Regel friedlich miteinander umgehen. "Dieser Vorfall ist in seiner Art und Weise einzigartig und etwas Vergleichbares hat sich noch nie ereignet", sagt der Pressesprecher und verweist darauf, dass es Schulungen zum richtigen Umgang mit Social Media und Datenschutz gegeben habe. Dennoch sei eine Ursache des Konflikts wohl aus dem Umgang mit sozialen Medien entstanden.
Generell seien Konflikte zwischen Jugendlichen "aus unserer Sicht vielschichtig und betreffen die Jugendlichen aller sozialer Schichten, zumal sie ihre Ursachen sehr häufig in den sozialen Netzwerken, in Ausgrenzung und Kränkungen haben", so der Pressesprecher des Münchner Bildungsreferates.
- Zum Artikel: "Gewalt bei Jugendlichen: Polizei setzt auf Prävention"
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