Millionen verkaufte 9-Euro-Tickets und eine spürbare Verlagerung auf die Schiene: Aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) war die dreimonatige Sonderfahrkarten-Aktion im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein voller Erfolg.
Verkehrsunternehmen: Rund eine Milliarde Fahrten pro Monat
Rund 52 Millionen Tickets seien über den gesamten Zeitraum bundesweit verkauft worden, teilte der Verband am Montag mit. "Hinzu kommen mehr als zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket jeweils monatlich über den Aktionszeitraum automatisch erhalten haben", hieß es.
- Zum Artikel: "9-Euro-Ticket: Viel genutzt in Gebieten mit wenig Kaufkraft"
VDV: Rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart
Geschätzt habe es rund eine Milliarde Fahrten pro Monat im Zeitraum Juni bis August durch die Sondermaßnahme gegeben, so der VDV. Rund zehn Prozent davon wären sonst mit dem Auto erledigt worden. Dadurch seien über drei Monate rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden. Das sei in etwa der gleiche Effekt, als hätte es ein Jahr lang ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gegeben.
Viele Neukunden und vor allem in Städten genutzt
Jeder fünfte Käufer sei ein Neukunde gewesen, der den öffentlichen Nahverkehr normalerweise nicht nutze, so der VDV. Genutzt wurde das Ticket aber vor allem in Städten. In ländlichen Gebieten war die Resonanz nur halb so hoch. Als Hauptgrund dafür wurde ein unzureichendes Angebot genannt. Beklagt wurden dort umständliche Verbindungen, zu lange Fahrten, zu geringe Taktungen und zu weit entfernte Haltestellen. 17 Prozent der Nutzer gaben im August an, von anderen Verkehrsmitteln umgestiegen zu sein, aber nicht nur dem Auto, sondern beispielsweise auch dem Fahrrad. 81 Prozent finden das Angebot gut – vor allem wegen des günstigen Preises, aber auch wegen der einfachen Nutzung.
Umfangreichste Umfrage zur 9-Euro-Ticket-Nutzung
Der VDV führt zusammen mit der Deutschen Bahn die umfangreichste Umfrage zur Nutzung des 9-Euro-Tickets durch, 6.000 Menschen werden jede Woche befragt. Dabei kam heraus, dass jeder zehnte Nutzer des Tickets mindestens eine Fahrt mit dem ÖPNV gemacht hat, die er ohne das Ticket im Auto zurückgelegt hätte.
Das Fazit des VDV beruht auf einer Umfrage von 78.000 Personen in den Monaten Juni bis August. Dabei wurden auch Menschen befragt, die das Ticket – eine Reaktion auf die seit dem Krieg in der Ukraine sprunghaft gestiegenen Energiepreise – nicht genutzt haben.
Forderung nach schneller Nachfolge-Lösung
Der Verband spricht sich deshalb für eine zügige Anschlusslösung für das Ticket aus. "Wenn wir Verkehrswende und Klimawandel ernst nehmen, dann müssen wir jetzt handeln", teilte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff mit.
Das Neun-Euro-Ticket, mit dem der öffentliche Nahverkehr bundesweit einen Monat lang genutzt werden konnte, gilt noch bis Ende August. Eine einheitliche Nachfolgeregelung zeichnet sich nicht ab. Es gibt dazu viele Vorschläge, bislang aber keine Beschlüsse.
- Zum Artikel: "Wie ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket aussehen könnte"
Material von dpa und Reuters
Europäische Perspektiven
BR24 wählt regelmäßig Inhalte von unseren europäischen öffentlich-rechtlichen Medienpartnern aus und präsentiert diese hier im Rahmen eines Pilotprojekts der Europäischen Rundfunkunion.
- Zum Artikel "EBU-Projekt Europäische Perspektiven"
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!