Die Erleichterung war spürbar, als die Dresdner Feuerwehr am späten Samstagabend in sozialen Netzwerken verkündete: "Es ist geschafft." Gemeint waren die Aufräumarbeiten an der Carolabrücke, deren Teil-Einsturz im Laufe der Woche eine bundesweite Diskussion über die Sicherheit von Brücken ausgelöst hatte.
Carolabrücke: Details zu den Aufräumarbeiten
Der sogenannte C-Brückenteil der Carolabrücke, auf dem normalerweise die Straßenbahn verkehrt, war in der Nacht zum Mittwoch auf einer Länge von etwa hundert Metern in die Elbe gestürzt.
Die genaue Ursache ist noch unklar. In der Nacht zum Freitag waren weitere Bereiche des C-Brückenteils gesprengt worden, um deren Beräumung möglich zu machen. "Der Bereich am Neustädter Brückenkopf der Carolabrücke ist vollständig von den Trümmerteilen des abgerissenen Brückenzuges C beräumt", erklärte die Feuerwehr nun.
Statement der Feuerwehr Dresden:
Welcher Brücken-Teil in der Elbe bleibt
Der Brückenteil, der in die Elbe gestürzt ist, soll hingegen zunächst dort verbleiben. Nach Einschätzung des Dresdner Umweltamts hat das keine großen Auswirkungen auf das beginnende Hochwasser an dem Fluss.
Durch das leichte Rückstauen des Wassers an einigen Stellen verändere sich der Pegel, sagte der Leiter des Brand- und Katastrophenschutzamts der Stadt, Michael Katzsch, am Sonntag vor Journalisten. Das sei "herausfordernd", werde aber berücksichtigt. Die Stadt wisse genau, bei welchem Wasserstand welche Maßnahmen ergriffen werden müssten.
Brückenexperten sehen deutschlandweiten Sanierungsbedarf
Nach dem Vorfall gab es viel Kritik am Zustand von Straßen, Schienen und Brücken in Deutschland. Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, sagte in den Tagesthemen, das Infrastrukturproblem sei "grandios".
Auch Brückenexperte Martin Mertens sprach über den schlechten Zustand vieler Großbrücken in Deutschland. "Grundsätzlich kann man sagen, dass bei den Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere Problempatienten sind", sagte der Professor von der Hochschule Bochum dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Das seien wegen des regelrechten Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg leider die meisten. Die Politik müsse reagieren. "Dresden zeigt ganz klar: Es ist fünf nach zwölf."
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert wegen des schlechten Zustands der Brücken eine "Investitionsoffensive Infrastruktur".
Was die Stadt Dresden plant – und was sie fordert
Denn Brücken sind wichtig, wie das Beispiel der teilweise eingestürzten Carolabrücke zeigt. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) kündigte eine Task Force an, die sich ab Montag um die Verkehrsplanung kümmern sollte. Die "wesentliche Ader" der Stadt solle wiederhergestellt werden.
Es werde geprüft, was mit den Brückenzügen A und B passieren solle. Das werde etwa zwei Wochen dauern. Wie es dann weitergehe, sei abhängig von den Ergebnissen. Sollte tatsächlich ein Ersatzneubau errichtet werden müssen, würden "gravierende investive Mittel" notwendig. Dazu liefen Gespräche mit Bund und Land.
"So kann es mit den Infrastrukturen nicht weitergehen", warnte Hilbert und forderte: "Die Kommunen müssen zu ihrer Aufgabenerfüllung ausreichend finanziert werden."
Mit Informationen von AFP und dpa.
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