ARCHIV - 27.01.2025, Saarland, Saarbrücken: Michel Friedman spricht während der Parlamentarischen Gedenkstunde des Saarländischen Landtags zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialmus.
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"Nicht meine Partei": Publizist Friedman bekräftigt CDU-Austritt

"Nicht meine Partei": Publizist Friedman bekräftigt CDU-Austritt

Michel Friedman geht mit der Union hart ins Gericht: Sie habe die AfD durch das gemeinsame Votum im Bundestag aufgewertet, erklärte der Publizist im Interview mit BR24. Nach diesem Tabubruch könne die CDU nicht mehr seine Partei sein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Publizist und Moderator Michel Friedman hat seinen Austritt aus der CDU bekräftigt. Er könne nicht einer Partei angehören, die zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands billigend in Kauf nehme, dass eine antidemokratische Partei wie die AfD durch sie aufgewertet werde. Dieses "Upgrading ist ein Tabubruch", sagte Friedman am Samstag im Interview mit BR24. "Das hat mich dazu gebracht, dass eine Partei, die so eine Strategie fährt, nicht meine Partei sein kann."

Am Mittwoch war ein Antrag der Union, der unter anderem die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze forderte, mit den Stimmen von Union, AfD und FDP im Parlament angenommen worden. Am Freitag stimmten die Fraktionen erneut zusammen bei einem Gesetzentwurf der Union, die Mehrheit wurde jedoch wegen einiger Abweichler verfehlt.

Strategie der Union "nutzlos" und "zum falschen Zeitpunkt"

Die Strategie von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, der CDU/CSU und der FDP sei völlig nutzlos, sinnlos und gescheitert, so Friedman. Grundsätzlich begrüße er die Initiative, sich mit Klarheit und Wahrhaftigkeit über die Migrationsfrage zu unterhalten. Das sei jedoch zum völlig falschen Zeitpunkt geschehen - kombiniert mit einer "billigenden Inkaufnahme", dass "die AfD als Partei des Hasses" dann den Mehrheitsbeschaffer mache.

"Unwürdig": Friedman macht Merz verantwortlich

Für die hitzige Bundestagsdebatte am Freitag macht Friedman Friedrich Merz und die CDU verantwortlich. "Man kann nicht ein so emotionales Thema so schlecht vorbereitet – wissend, dass die AfD lauert und man ihr ein Häppchen hinlegt – in den Bundestag mit einem solchen Entschluss einbringen, ohne dass man weiß, dass die Emotionen noch mehr hochkochen werden." Es habe ihn entsetzt, dass das Geschreie im Bundestag persönlich wurde, statt über die Sache zu reden. "Es war unwürdig." Merz sei diese Woche in einer Sackgasse gelandet und gegen die Wand geknallt, sagte Friedman. 

Er hoffe, dass Merz und die Fraktion den Menschen durch Reflexion vermitteln: "Ich habe einen großen Fehler gemacht und bin damit gescheitert." Damit könne Merz wieder eine Öffnung schaffen, mit der ihn – unter Bewährung – Bürger wieder wählen können. "Das hat aber nichts mehr mit mir zu tun, weil ich dann trotzdem nicht mehr zurückkommen würde, nachdem Merz getan hat, was er getan hat und die Fraktion auch."

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