Bei ihrem Besuch in Ägypten hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Dienstag eindringlich dafür geworben, dass Israel die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen ungehinderter passieren lässt.
Lange Schlangen von Lkw: "Abfertigung zu ineffizient"
Allein in Rafah warteten 3.000 Lkw mit dringend benötigten Hilfsgütern auf die Erlaubnis zur Weiterfahrt in den Gazastreifen, so Baerbock. "Diese Trucks können nicht länger an diesem Flaschenhals hier in Rafah über Tage warten", sagte Baerbock. "Wir brauchen einen Grenzübergang, der hier rund um die Uhr funktionieren kann." Es zerreiße einem das Herz, diese Trucks zu sehen, so die deutsche Außenministerin.
Die bisherige Abfertigung sei zu ineffizient, sagte die Grünen-Politikerin. Sie forderte, weitere Grenzübergänge für Hilfslieferungen zu öffnen und humanitäre Feuerpausen einzurichten, "damit diejenigen, die ihr eigenes Leben riskieren, um anderen zu helfen, auch geschützt werden können".
Baerbock: "Das Leid kann so nicht weitergehen"
Nach ihrem Besuch des Grenzübergangs Rafah sprach Baerbock vor Journalisten erschüttert von einem "medizinischen Desaster" in Gaza und sagte: "Das Leben in Gaza ist die Hölle." Vor dem Gaza-Krieg lebten auf der palästinensischen Seite von Rafah etwa 280.000 Menschen. Inzwischen suchen dort 1,5 Millionen Schutz vor den Kämpfen.
Baerbock übergab dem Ägyptischen Roten Halbmond fast zehn Tonnen Hilfsgüter für die palästinensische Bevölkerung - Isomatten, Decken, Feldbetten und Kinderschlafsäcke. Viele Menschen leben in provisorischen Unterkünften.
"Die israelische Armee muss mehr tun, um die Zivilistinnen und Zivilisten in Gaza zu schützen", sagte Baerbock. "Das Leid so vieler unschuldiger Palästinenser kann so nicht weitergehen."
WHO: Unnötige Amputationen in Gaza sind Alltag
Unterdessen forderten auch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut eine Feuerpause, damit die Menschen in Gaza besser versorgt werden könnten.
Laut der WHO werden dort vielen Menschen Gliedmaßen amputiert, obwohl sie eigentlich zu retten wären. Das läge auch daran, dass die Verletzten wegen der Kampfhandlungen die Kliniken nicht rechtzeitig erreichten, sagte der Koordinator der WHO-Notärzteteams, Sean Casey. Auch fehle es an Spezialisten wie Gefäßchirurgen.
Mit Informationen von dpa, AFP
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