Zum Abschluss ihrer Frühjahrs-Vollversammlung haben die katholischen Bischöfe die Haltung der USA im Ukraine-Konflikt scharf kritisiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprach im Eifeler Kloster Steinfeld von einem "Skandal". Besonders die Annäherung der US-Regierung an Wladimir Putin und mögliche wirtschaftliche Druckmittel gegenüber der Ukraine seien "schlichtweg unverantwortlich".
"Jetzt auf Putin zuzugehen und Druck bis hin zu erpresserischen Maßnahmen bei Rohstofflieferungen auszuüben, bedeutet im Grunde, die Ukraine weitgehend dem Aggressor Russland preiszugeben", so Bätzing.
Frieden ja – aber nicht um jeden Preis
Die Bischöfe unterstrichen ihren Wunsch nach Frieden, betonten aber, dass dieser nicht auf Kosten der Ukraine erzwungen werden dürfe. "Wenn der Aggressor hier seine Ziele verwirklicht, auch wenn es nur in Teilen geschieht, dann ist das keine dauerhafte Friedenssituation, sondern bedroht Europa im Ganzen", erklärte Bätzing.
Auch die Reduzierung der US-Hilfen für Krisengebiete bezeichnete er als "grundverkehrten Weg". Besonders beunruhigt zeigten sich die Bischöfe über die Abkehr der USA von der liberalen Weltordnung, die das Land in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich mitgestaltet hatte. "Da geht etwas in die Brüche", warnte Bätzing.
Die Bischöfe hätten schon vor einem Jahr festgestellt, dass die Welt in Unordnung sei. Aber "dass innerhalb eines Jahres ein solch massiver Umbruch und Abbruch geschehen könnte, ich muss ehrlich sagen, das hätte ich mir nicht denken können", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Forderung an künftige Regierung: Mehr Klimaschutz
Auch der Klimaschutz war ein zentrales Thema der Vollversammlung. Die Bischöfe riefen die künftige Bundesregierung dazu auf, diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit zu widmen. "Es braucht eine erhebliche Kraftanstrengung", so Bätzing. Die katholische Kirche verstehe sich als "Lobbyistin für Klimapolitik", da sie den Klimawandel als eine der größten Herausforderungen der Menschheit sehe.
Im Rahmen ihrer Beratungen befassten sich die Bischöfe auch mit der Enzyklika "Laudato si'" von Papst Franziskus, die sich mit Umwelt- und Klimaschutz beschäftigt und vor zehn Jahren veröffentlicht wurde.
Kirchlicher Reformprozess: "Synodaler Weg" zeigt Wirkung
Bätzing widersprach der Behauptung, dass der kirchliche Reformprozess "Synodaler Weg" gescheitert sei. Vielmehr sei er "im vollen Gange" und zeige bereits konkrete Ergebnisse in den Gemeinden.
"Wir haben tatsächlich das Ziel erreicht, das die deutschen Bischöfe 2019 festgelegt haben: den Anteil von Frauen in Führungspositionen erheblich zu erhöhen – nämlich auf mindestens ein Drittel", erklärte Bätzing. "Schauen Sie mal in Wirtschaftsunternehmen, in Vorstände, und dann schauen Sie auf die Kirche. Da haben wir viel für getan."
Abgrenzung zur AfD – aber Dialog mit Wählern
Ein weiteres Thema der Vollversammlung war der Umgang mit rechtspopulistischen Bewegungen. Bätzing sprach sich für eine klare Abgrenzung von der AfD und ihrer Ideologie aus, betonte jedoch zugleich die Notwendigkeit des Dialogs mit deren Wählern.
"Die Demokratie rettet man nicht durch Ausgrenzung, sondern durch Debatte", sagte er. Die Bischofskonferenz hatte bereits im vergangenen Jahr eine Erklärung zu völkischem Nationalismus veröffentlicht, die deutlich machte, dass solche Positionen nicht mit christlichen Werten vereinbar sind.
Diese Erklärung habe viel Resonanz ausgelöst, sagte Bätzing. Er wolle klarstellen, dass man mit einer solchen Erklärung nicht Menschen bekämpfe, sondern die Ideologie, die Menschen verführe. Mit ihnen wolle man ins Gespräch gehen und sie für eine am Gemeinwohl orientierte Gesellschaft gewinnen, für die sich die Kirche einsetze.
Missbrauchsopfer: System für Anerkennungszahlungen bleibt
Ein weiterer Punkt: Die Deutsche Bischofskonferenz will trotz anhaltender Kritik von Betroffenen an ihrem System der Anerkennungszahlungen für Missbrauchsopfer festhalten. Bätzing räumte ein, dass es immer wieder Diskussionen über das Verfahren gebe. "Es ist ein 'atmendes System', das sich an der aktuellen Rechtsprechung orientiert", erklärte er. Anpassungen seien daher möglich.
Gleichzeitig betonte er, dass das Verfahren einen niedrigschwelligen Weg für Betroffene biete, die keine zivilrechtlichen Klagen gegen die Kirche führen wollten. Er erkannte jedoch an, dass es für viele Opfer schwierig sei, sich auf eine Kommission verlassen zu müssen, die sie persönlich nicht kennen. "Die Leistungen werden das Leid der Betroffenen nie gutmachen können", so Bätzing.
Mit Informationen von dpa, AFP und KNA
Im Video: Bischofskonferenz - Vollversammlung im Kloster Steinfeld
Die katholischen deutschen Bischöfe haben sich in ein Jahrhunderte altes Kloster bei Aachen zurückgezogen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.