Überschattet von der schweren Erkrankung des Papstes kommen die katholischen Bischöfe in Deutschland im Kloster Steinfeld bei Aachen zu Beratungen zusammen. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung geht es um Konsequenzen aus der Weltsynode in Rom im vergangenen Oktober und aus der Bundestagswahl vor zwei Wochen.
Bischöfe beraten über Verhältnis zwischen Politik und Kirche
Das Verhältnis zwischen Politik und Kirche ist eines der Themen, das die Bischöfe bewegen dürfte. Kurz vor der Bundestagswahl hatte es Konflikte sowohl der katholischen wie der evangelischen Kirche mit der CDU/CSU gegeben.
Der Berliner Vertreter der Bischofskonferenz Karl Jüsten und die Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Anne Gidion hatten die gemeinsamen Abstimmungen der Unionsparteien mit der AfD im Bundestag scharf kritisiert.
Beide verurteilten auch die Tonlage der Migrationsdebatte. Die Pläne von CDU/CSU zur Begrenzung der Migration enthielten Punkte, "die unserer Auffassung nach rechts- bzw. verfassungswidrig sind oder geeignet erscheinen, die Grundpfeiler der Europäischen Union zu erschüttern", hieß es.
Kardinal Marx zu Söder-Forderung: "Wir bestimmen, was wir sagen"
Unionspolitiker hatten darauf verärgert reagiert. CSU-Chef Markus Söder legte den Kirchen mehr Zurückhaltung in politischen Fragen nahe. "Vielleicht kümmert ihr euch, das sage ich jetzt als Christ, vielleicht kümmert ihr euch manchmal auch um die einen oder anderen mehr christlichen Themen", sagte Söder auf einem CSU-Parteitag in Nürnberg. Er würde sich beispielsweise mehr Einsatz für den Schutz des ungeborenen Lebens wünschen.
Der Münchener Kardinal Reinhard Marx wies Söders Ratschläge zurück und pochte auf die Unabhängigkeit der Kirche. "Das bestimmen wir selber, was wir sagen und wo wir etwas sagen", betonte Marx. Die Kirche habe einen "Auftrag für das Gesamte der Gesellschaft" und nicht nur für rein religiöse Angelegenheiten.
Regensburger Bischof verärgert über Positionierung im Wahlkampf
Allerdings gibt es auch einzelne Bischöfe, die die Positionierung der Kirchen mitten im Bundestagswahlkampf lieber nicht gesehen hätten. Am weitesten ging der konservative Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der sich "verärgert" gezeigt hatte.
Erkrankung des Papstes kein offizielles Thema
Welche Folgen die schwere Atemwegserkrankung des Papstes hat, ist kein offizielles Thema des viertägigen Treffens. Aber weil Franziskus mehrere akute Atemkrisen hatte und seit mehr als drei Wochen in der römischen Gemelli-Klinik liegt, wird weltweit spekuliert, ob und wann der 88-Jährige seine Arbeit im Vatikan wieder aufnehmen kann.
Eines seiner großen Themen steht auf jeden Fall bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe auf der Tagesordnung: Vor zehn Jahren schon hatte der Papst in der Enzyklika "Laudato si" ein Umdenken beim Klimaschutz gefordert, ein Mahnschreiben folgte, weil zu wenig geschah. Jetzt widmen die deutschen Bischöfe auf der Vollversammlung einen ganzen Studientag der Frage, welche Wirkung der Einsatz des Papstes hatte.
Syrischer Erzbischof zu Gast
Die rund 60 Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Bistümern befassen sich auch mit der politischen Lage in Syrien. Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, wird als Gast erwartet.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind in den vergangenen Tagen mehr als 1.000 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Regierung getötet worden. Am Wochenende sorgten Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit international für Entsetzen.
Kirchliche Reformgruppen fordern höheres Tempo bei Veränderungen
Katholische Frauenverbände, Reforminitiativen und Betroffenengruppen hatten im Vorfeld der Versammlung ein höheres Tempo bei Kirchenreformen gefordert. Der Reformkurs müsse noch entschlossener und schneller fortgeführt werden, sagte der Sprecher der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner. Dabei helfe der Rückenwind der im November beendeten Weltsynode, die Papst Franziskus als Dialogforum über Veränderungen in der Kirche einberufen hatte.
Marx fehlt krankheitsbedingt, Genn aus Altersgründen
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx kann krankheitsbedingt nicht an der Vollversammlung in der Eifel teilnehmen. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass er sich am Arm verletzt hat und operiert werden muss.
Auch der bisherige Bischof von Münster Felix Genn fährt nicht zur Vollversammlung. Am Donnerstag hatte er mit seinem 75. Geburtstag die vorgesehene Altersgrenze für Bischöfe erreicht. Am Sonntag nahm Papst Franziskus vom Krankenhaus aus Genns Rücktrittsangebot an.
Die Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Die Vollversammlung tagt regelmäßig im Frühjahr und im Herbst.
Mit Informationen von KNA, dpa, epd und AFP
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