02.12.2023, Vereinigte Arabische Emirate, Dubai: John Kerry, Sondergesandter des US-Präsidenten für Klimafragen, geht durch das US-Zentrum auf dem UN-Klimagipfel COP28. Foto: Joshua A. Bickel/AP +++ dpa-Bildfunk +++
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Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen

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Botschafter bei Klimagipfel: Erwärmung "vergiftet unsere Körper"

Die Teilnehmer des UN-Klimagipfels COP28 haben sich mit den Folgen des Klimawandels für die menschliche Gesundheit beschäftigt. Eine besondere Bedrohung sehen Experten in den vielen Hitzewellen. Die WHO sorgt sich aber auch um die Luftverschmutzung.

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Bei der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai lag am Sonntag der Fokus ganz auf den Auswirkungen der Erderwärmung auf die menschliche Gesundheit. Es war das erste Mal, dass sich eine UN-Konferenz diesem Thema widmete. Doch die Lage ist ernst. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Teilnehmer des Gipfels deshalb zu einem entschlossenen Handeln aufgefordert.

WHO fordert erneut Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad

"Ohne Zweifel ist die Gesundheit der überzeugendste Grund, Klimamaßnahmen zu ergreifen", sagte der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. Jedes Jahr würden mindestens sieben Millionen Menschen weltweit an Luftverschmutzung sterben. Die WHO stuft den Klimawandel deshalb als größte einzelne Gesundheitsbedrohung für die Menschheit ein. Sie mahnt, die Erderwärmung müsse auf 1,5 Grad begrenzt werden, "um katastrophale gesundheitliche Auswirkungen abzuwenden und Millionen von klimabedingten Todesfällen zu verhindern".

Der US-Sonderbotschafter John Kerry sagte, es sei erstaunlich, dass es so lange gedauert habe, bis das Thema Gesundheit ins Zentrum der Gespräche über das Klima gerückt sei. "Unsere Körper sind Ökosysteme und die Welt ist ein Ökosystem", sagte er. "Wenn du unser Land vergiftest und du unser Wasser vergiftest und du unsere Luft vergiftest, vergiftest du unsere Körper."

Große Gefahr durch Hitzewellen

Eine besondere Bedrohung liegt auch in den häufiger und heftiger werdenden Hitzewellen. Laut dem Forschungsprojekt "Lancet Countdown" gab es vergangenes Jahr weltweit durchschnittlich 86 Tage mit lebensbedrohlichen Temperaturen. Die Zahl der Menschen über 65 Jahre, die an den Folgen von Hitze starben, stieg demnach in den Jahren 2013 bis 2022 verglichen mit dem Zeitraum 1991 bis 2000 um 85 Prozent. In Deutschland registrierte das Robert-Koch-Institut in diesem Sommer 3.200 Hitzetote.

Problematisch seien auch zunehmende klimabedingte Dürren. Dadurch sei die Lebensmittelversorgung hunderter Millionen Menschen gefährdet. Und auch andere Extremwetterereignisse wie Stürme, Hochwasser und Waldbrände, die durch den Klimawandel zunehmen, bedrohen in aller Welt die Gesundheit von Menschen.

Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch Klimawandel begünstigt

Wegen der Klimaveränderungen breiten sich einige Mücken, Vogel- und Säugetierarten in andere Gebiete aus. Damit vergrößert sich das Verbreitungsgebiet einiger Infektionskrankheiten wie Dengue, Chikungunya, Zika, West-Nil-Fieber und Malaria. Laut "Lancet Countdown" steigt etwa das weltweite Übertragungsrisiko von Dengue bei einer Zwei-Grad-Erderwärmung um 36 Prozent.

Gemeinsame Erklärung zu gesundheitlichen Folgen geplant

In einem Entwurf für eine gemeinsame Erklärung der Teilnehmerstaaten wird nun eine engere Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft gegen klimabedingte Gesundheitsrisiken gefordert. Verlangt wird neben Vorsorgemaßnahmen für die Bevölkerung auch eine Stärkung der nationalen Gesundheitssysteme. Vor allem wird "der Vorteil für die Gesundheit durch eine tiefgehende, schnelle und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen" unterstrichen.

Die Leiterin der Global Climate and Health Alliance, Jeni Miller, wertete die geplante Erklärung allein deswegen als Erfolg, weil damit erstmals eine offizielle Plattform für das Gesundheitsthema im UN-Klimaprozess geschaffen werde. "Das allein ist wichtig", erklärte sie. Miller kritisierte allerdings, dass keine "Pläne für Sofortmaßnahmen enthalten sind" und auch die Nutzung fossiler Brennstoffe als Ursache für Gesundheitsrisiken nicht ausdrücklich genannt werde.

Rund 120 Staaten wollen Erklärung unterstützen - auch Deutschland

Die Bundesregierung unterstützt den Vorstoß auf der COP28. Bei Gegenmaßnahmen "müssen wir uns auf die besonders verletzlichen Gruppen in der Gesellschaft konzentrieren", sagte Gesundheitsstaatssekretär Thomas Steffen in Dubai. Neben den physischen Folgen verwies er auch auf psychischen Stress durch Hitzewellen. Als konkret bereits erfolgte Maßnahmen nannte er Hitzewarnungen durch den Deutschen Wetterdienst, was bereits die Sterblichkeit an Hitzetagen gesenkt habe. Dies solle weiter ausgebaut werden. Neben Deutschland wollen auch rund 120 andere Staaten die Erklärung unterstützen.

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