Als Folge des Ukraine-Krieges hat der Rüstungskonzern Rheinmetall einen so großen Auftrag bekommen wie nie zuvor in seiner Firmengeschichte. Das Unternehmen teilte in Düsseldorf mit, dass man von der Bundeswehr einen Rahmenvertrag für Artilleriemunition im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro erhalten habe.
Der seit Juli 2023 bestehende Rahmenvertrag hatte einen Maximalwert von rund 1,3 Milliarden Euro, nun wurde dieser Vertrag um circa 7,2 Milliarden Euro aufgestockt. Die Anzahl der bestellten Geschosse, die 40 Kilometer weit fliegen können und ein Kaliber von 155 Millimetern haben, wurde nicht genannt - es dürften mehrere Millionen sein. Produziert wird vor allem im niedersächsischen Unterlüß. Außerdem hat Rheinmetall bei Artilleriemunition Fertigungskapazitäten in Spanien, Südafrika und Australien.
Munition soll Lager der Bundeswehr auffüllen
Die Munition, auf die sich die am Donnerstag abgeschlossene Vereinbarung bezieht, soll die ziemlich leeren Lager der Bundeswehr füllen. Zudem sollen die deutschen Verbündeten Niederlande, Estland und Dänemark an dem Auftrag teilhaben.
Ein Teil der Volumina soll zudem an die Ukraine gehen. Das von Russland angegriffene Land hat bereits mehrere Munitionslieferungen aus Deutschland bekommen, künftig sollen weitere Sendungen folgen.
Lieferungen sollen 2025 beginnen
Im Februar begann Rheinmetall mit dem Bau eines neuen Werks für Artilleriemunition an seinem größten Standort Unterlüß. Zu dem symbolischen ersten Spatenstich kamen damals auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD).
Der Beginn der Lieferungen aus dem am Donnerstag unterschriebenen Rahmenvertrag soll Anfang 2025 erfolgen, diese erste Tranche ist den Angaben zufolge 880 Millionen Euro wert. Wie lange der Rahmenvertrag gilt, ist unklar - die im vergangenen Jahr abgeschlossene Vereinbarung hatte eine Laufzeit von sechs Jahren.
Pistorius plant offenbar Bestellung von 105 Kampfpanzern
Verteidigungsminister Boris Pistorius plant außerdem nach Reuters-Informationen die Anschaffung von 105 Leopard-2A8-Kampfpanzern für knapp drei Milliarden Euro. Das Gerät soll der Rüstungskonzern KNDS bis 2030 an die Bundeswehr ausliefern, wie es in einer Haushaltsvorlage heißt, die die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag einsehen konnte. Zuerst hatte der "Spiegel" über den Vorgang berichtet.
Einige der Panzer sollen für die Brigade in Litauen bestimmt sein, die die Bundeswehr bis 2028 aufbauen will. Sie soll die Nato-Ostflanke vor einem russischen Angriff schützen. Der Rest soll in Deutschland stationiert werden. Die Bundeswehr verfügt derzeit über etwa 300 Kampfpanzer. In der Vorlage für den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags wird allerdings darauf verwiesen, das der Hauptanteil des Auftrags noch nicht finanziert sei. Das 100 Milliarden Euro schwere "Sondervermögen" für die Truppe als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist bereits verplant.
"So begrüßenswert die Entscheidung in der Sache ist, umso größer werden aber die Fragen hinsichtlich der Finanzierung der Bundeswehr", sagte der CDU-Haushaltspolitiker Ingo Gädechens, der auch Mitglied im Bundestagsausschuss ist. Kanzler Olaf Scholz habe bereits den Kauf weiterer Eurofighter für rund drei Milliarden angekündigt, zudem seien gerade erst zwei weitere Fregatten für über drei Milliarden Euro bestellt worden. "Eines haben alle drei Vorhaben gemeinsam: Die Regierung verweigert die Antwort, wie diese Beschaffungen bezahlt werden sollen", sagte Gädechens und betonte: "Die Bundeswehr rast gerade direkt auf den finanziellen Abgrund zu."
Mit Material von dpa und Reuters
💡 Rheinmetall: Europäisches Schwergewicht in der Rüstungsproduktion
Rheinmetall ist Deutschlands größte Waffenschmiede, sie stellt Panzer, Militär-Lastwagen und Geschütze her. Außerdem ist die Firma nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Nato-Großkalibermunition. Vor dem Ukraine-Krieg produzierte Rheinmetall 70.000 Schuss Artilleriemunition pro Jahr, nach der Aufstockung von Produktionskapazitäten und dem Kauf des spanischen Konkurrenten Expal ist diese Zahl inzwischen deutlich angewachsen. 2025 sollen es 700.000 sein - Tendenz weiter steigend.
Die Firma ist einer der Profiteure des 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögens, das die Bundesregierung als Reaktion auf den russischen Angriff im Jahr 2022 auf den Weg gebracht hat.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!