Symbolbild: Antikschreiner bei der Arbeit
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Viele Beschäftigte haben Zweifel an ihrem Durchhaltevermögen bis zur Rente

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Durchhalten bis zur Rente? Mehr als ein Viertel bezweifelt dies

Immer wieder wird verlangt, das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Wie eine neue Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt, sehen viele Beschäftige solche Forderungen skeptisch. Die Arbeitsbelastungen werden häufig als stark empfunden.

Mehr als ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland bezweifelt, dass sie ihren Beruf unter den aktuellen Anforderungen ohne Einschränkungen bis zum Rentenalter durchhalten können. "Gut 20 Prozent glauben, das eher nicht zu schaffen", erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf. Weitere knapp sieben Prozent sind demnach sogar überzeugt, die Arbeit auf keinen Fall durchhalten zu können.

Noch deutlich höher ist die Zahl unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die ihre Arbeitssituation generell als stark belastend (43 Prozent) oder äußerst belastend (59 Prozent) empfinden.

38 Prozent der Arbeiter glauben, es nicht bis zur Rente zu schaffen

Große Unterschiede ergeben sich bei den Beschäftigungsarten. Während bei Arbeiterinnen und Arbeitern 38 Prozent Zweifel haben oder angeben, keineswegs bis zur Rente durchhalten zu können, ist es bei Angestellten ein Viertel. Bei den Beamtinnen und Beamten sind es rund 17 Prozent.

Die Ergebnisse machten deutlich, "dass Forderungen nach einer weiteren Anhebung des Rentenalters offensichtlich an der Realität vieler Beschäftigter vorbeigehen", erklärten die Studienautoren Florian Blank und Wolfram Brehmer. Unternehmen müssten mehr dafür tun, ältere Beschäftigte durch bessere Arbeitsbedingungen im Job zu halten.

"Solche Maßnahmen würden den zweiten Schritt vor dem ersten machen" und die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verschärfen. Wichtiger als eine Verlängerung der Lebensarbeitszeiten sei die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Wenn Menschen länger in ihrem aktuellen Job blieben, verbessere das die Finanzlage der Sozialversicherungen. Zugleich würden die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt entschärft.

Forderung: Altersgerechte Arbeitsbedingungen

Auch Personal- und Betriebsräte, die ebenfalls befragt wurden, sehen hier demnach noch Potenziale. 40 Prozent bewerteten die bisherigen betrieblichen Bemühungen um bessere Arbeitsbedingungen mit der Schulnote mangelhaft oder ungenügend. 28 Prozent vergaben ein ausreichend. Viele gingen davon aus, dass Beschäftigte länger im Job bleiben würden, wenn sich die altersgerechten Arbeitsbedingungen verbesserten.

Betriebs- und Personalräte sehen Lage noch skeptischer

Die Studie ist nach Angaben der Forscher repräsentativ. Für die Studie befragte das Institut knapp 5.000 abhängig Beschäftigte und zusätzlich gut 3.600 Betriebs- und Personalräte. Sie sehen demnach die Durchhalte-Chancen der Beschäftigten in ihren Betrieben häufig noch skeptischer und vertreten die Ansicht, dass nur gut die Hälfte (51 Prozent) der Beschäftigten das Rentenalter im jetzigen Job erreichen werde.

Das gesetzliche Renteneintrittsalter von 67 Jahren gilt für alle, die ab 1964 geboren sind. Für frühere Jahrgänge ist die Regelaltersgrenze vom Geburtsjahr abhängig. Je nach Jahrgang liegt sie zwischen 65 und 67 Jahren.

2021 war die Zahl der Neurentnerinnen und Neurentner, die für einen vorzeitigen Ruhestand Abschläge in Kauf nehmen, leicht gestiegen. Nach Zahlen der Deutschen Rentenversicherung wurden von 858.000 Neuzugängen insgesamt 210.616 Altersrenten gekürzt. Dies entsprach jeder vierten Altersrente (24,5 Prozent) und war die höchste Zahl seit 2013.

Mit Informationen von AFP und epd

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