Rund um Santorini bebt die Erde weiter – ein Ende der Erdstöße ist nicht in Sicht. Sie dauerten auch am Freitag an, teilte das geodynamische Institut von Athen mit. Allein zwischen dem 26. Januar und dem 4. Februar wurden insgesamt 7.700 Erdbeben registriert, wie der griechische Rundfunk unter Berufung auf die geologische Fakultät der Universität Athen berichtete.
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Experten: Erdbebenserie dauert an
Das stärkste Beben erreichte demnach eine Magnitude von 5,1. Laut Seismologen wird die Erdbebenserie voraussichtlich noch Wochen oder auch Monate weitergehen. Einige Seismologen und Geologen befürchten sogar, dass ein Beben der Stärke 6 möglich sein könnte, bevor die seismische Aktivität nachlässt.
Die Behörden warnen auch vor der Gefahr von Erdrutschen infolge der Beben. Vassilis Karastathis, Direktor des Geodynamischen Instituts, erklärte, dass die seismische Aktivität mit gleicher Intensität wie in den vergangenen Tagen fortschreite. Es habe weiterhin zahlreiche Erschütterungen der Stärke 4 gegeben, darunter auch ein Beben der Stärke 5,2, das jedoch das Gesamtbild nicht wesentlich verändere.
Neben Santorini sind auch die benachbarten Inseln Amorgos, Ios und Anafi betroffen. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass die Beben einen Tsunami im Mittelmeer auslösen könnten. Karastathis betonte, dass es derzeit keine Anzeichen dafür gebe, dass die Serie der Beben sich ihrem Ende nähert – der Prozess sei noch nicht abgeschlossen.
Regierungschef bei Einsatzkräften auf Santorini
Der griechische Staat habe alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, um die Bewohner der Touristeninsel Santorini sowie der umliegenden Inseln im Falle größerer Erdbeben zu schützen, betonte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Zuvor hatte er Einsatzkräfte aufgesucht, darunter Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und die Gesundheitszentren von Santorini.
"Ich werde keine Schätzungen darüber abgeben, ob größere Erdbeben bevorstehen. Ich rate jedoch allen, Ruhe zu bewahren", sagte Mitsotakis danach im griechischen Rundfunk. Was die Menschen machen müssten und wie es mit der Erdbebenserie weitergehe, müssten die Experten sagen. Es sei jedoch wichtig, sich vorzubereiten und vorzubeugen, fügte er hinzu.
Viele Bewohner haben Insel verlassen
Seit Tagen zeigen griechische Fernsehsender, wie sich die Menschen aufmachen und aufs Festland flüchten. "Ständig bebt es hier, kontinuierlich. Es geht nicht um die Stärke des Erdbebens an sich. Aber seit Samstag werden sie immer häufiger, und das ist es, was uns ein wenig beunruhigt hat", so eine eine junge Frau im Auto, als sie gerade dabei ist, die Insel mit einer Fähre zu verlassen.
Von den 16.000 Einwohnern, so die Schätzungen, sind nur noch 1.000 auf Santorini geblieben. Auch die Arbeiter, die während des Winters Hotels und Pensionen reparieren, haben die Insel verlassen. Santorini gleicht teilweise einer Geisterstadt.
Vor allem sind es aber Frauen, Kinder und ältere Menschen, die sich bei Verwandten auf dem Festland befinden. Polizeibeamte und jüngere Einwohner patrouillieren immer wieder, um mögliche Einbrüche in den verlassenen Häusern abzuwenden, wie griechische Medien zeigten.
Von andauernden Seebeben sind größtenteils Santorini und drei nahegelegene Inseln betroffen. Auf diesen drei Inseln wurden Schulen geschlossen und Notfallmaßnahmen ergriffen. Zivilingenieure prüfen wichtige Gebäude, teilte das Ministerium für Bürgerschutz mit.
Erdbeben nicht auf Vulkan zurückzuführen
Der griechische Zivilschutz rief am Donnerstag den Notstand aus. Dieser solle vorerst bis zum 3. März gelten, um die "außerordentlichen Bedürfnisse zu bewältigen und mit den Konsequenzen der seismischen Aktivitäten umzugehen".
Die für ihre spektakulären Küsten-Ausblicke bekannte Kykladeninsel Santorini liegt auf einem ruhenden Vulkan, der zuletzt 1950 ausgebrochen war. Ein Expertenkomitee erklärte allerdings am Montag, dass das aktuelle Phänomen "nicht in Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität" stehe.
Mit Informationen von dpa, AFP und AP
Video vom 4. Februar: Flucht von der Ferieninsel Santorini
Mehrere tausend Bewohner von Santorini verließen sicherheitshalber die Insel.
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