Die Hitzewelle über Europa hält an: Mehrere Länder rechnen in den kommenden Tagen mit neuen Temperaturrekorden. Auch Deutschland muss sich zum Wochenbeginn aufs Schwitzen einstellen, es werden Werte über 35 Grad erwartet. Im Süden Europas schlägt der menschengemachte Klimawandel besonders hart zu: Die Menschen leiden unter Trockenheit, Wasserknappheit und heftigen Waldbränden.
Deutschland erwartet bis zu 40 Grad
Bisher ist Deutschland von der Gluthitze verschont geblieben, die sich in Südeuropa bereits seit Tagen breit macht. Mit dem Wochenbeginn muss sich auch die Bundesrepublik aufs Schwitzen einstellen. Am Dienstag werden verbreitet Temperaturen über 35 Grad erreicht, im Westen bis zu 40 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte.
Marburger Bund fordert Hitzeschutzplan
Angesichts der erwarteten Wetterlage forderte der Ärzteverband Marburger Bund einen nationalen Hitzeschutzplan und eine Aufklärungskampagne. "Die Politik muss ihre Anstrengungen für Schutzmaßnahmen in Hitzephasen deutlich ausbauen", sagte die Vorsitzende Susanne Johna dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Städte und Kommunen brauchten Hitzeschutzpläne, damit sich Senioreneinrichtungen oder Krankenhäuser besser auf Hitzewellen vorbereiten könnten.
Großbritannien rechnet mit neuem Temperaturrekord
Neben Deutschland kommen die Hochtemperaturen nun auch auf Großbritannien zu, wo erstmals überhaupt eine rote Wetterwarnung wegen Hitze für Montag und Dienstag gilt. Erwartet werden in großen Teilen Englands bis zu 40 Grad. Der Temperaturrekord liegt bislang bei 38,7 Grad. Die Regierung hatte wegen des erwarteten Hitzerekords den Katastrophenfall ausgerufen.
Hohe Ernteverluste in Italien
Neben immer wieder aufflammenden Waldbränden macht Italien auch der ausbleibende Regen zu schaffen. Der Bauernverband Coldiretti warnte am Sonntag vor Ernteverlusten von gebietsweise bis zu 70 Prozent. Obst und Gemüse verbrenne auf den Feldern, hieß es in einer Mitteilung. Betroffen seien Sorten von Paprika bis zu Melonen, Aprikosen, Tomaten und Auberginen. Auf Sizilien und Sardinien hoben die Behörden die Waldbrand-Warnstufen in manchen Teilen der Inseln erneut an. Auf Sizilien gilt örtlich bereits die höchste Stufe drei.
Frankreich verhängt höchste Hitze-Warnstufe
Auch Frankreich hat die Menschen im Land angesichts des erwarteten Temperaturanstiegs zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Der Wetterdienst Météo France verhängte bis Montagnachmittag für fast die komplette französische Atlantikküste und weitere westliche Gebiete die höchste Warnstufe Rot. Ziemlich sicher sollen hier Temperaturrekorde gebrochen werden.
Mit der anhaltenden trockenen Hitze und heftigen Winden setzt sich südlich von Bordeaux der erbitterte Kampf gegen zwei große Waldbrände fort. Der Brand bei Teste-de-Buch hat inzwischen die Küste erreicht und flammte von dort weiter gen Süden. Wechselnde Winde ließen den Waldbrand bei Landiras wachsen. Bisher verbrannten knapp 13.000 Hektar Land in der Gegend. Mehr als 16.000 Menschen mussten ihre Bleibe zur Sicherheit verlassen.
Griechenland warnt vor hohem Risiko für Waldbrände
Auch die griechische Feuerwehr schätzt das Risiko für Waldbrände in vielen Landesteilen weiterhin als "sehr hoch" ein. Am Montag seien vor allem die Region Attika mit der Hauptstadt Athen sowie die Inseln Euböa, Kreta, Lesbos und Samos und der Nordosten der Halbinsel Peloponnes betroffen. Schwierigkeiten bereiten vor allem die teils starken Winde, die in der Ägäis wehen - sie können ein fast ersticktes Feuer im Nu wieder anheizen und vorantreiben.
Kroatien beschränkt den Wasserkonsum
Auf der bei Urlaubern beliebten kroatischen Halbinsel Istrien traten am Montag Beschränkungen für den Wasserkonsum in Kraft. Trinkbares Leitungswasser darf nicht mehr zum Waschen von Fahrzeugen, zur Straßenreinigung, zur Bewässerung von Grünflächen sowie für Duschen an Stränden und in Schwimmbädern verwendet werden. Die Provinzregierung von Istrien begründete die Maßnahme mit der anhaltenden Trockenheit sowie mit meteorologischen Vorhersagen, wonach in absehbarer Zeit mit keinen Niederschlägen zu rechnen sei.
AKW in der Schweiz muss wegen Hitze Leistung zurückfahren
Wegen der hohen Temperaturen hat das Atomkraftwerk Beznau in der Schweiz die Leistung reduzieren müssen. Wie der Schweizer Rundfunk SRF berichtete, verfügt das Akw über keinen eigenen Kühlturm. Es nutzt deshalb das Wasser des Flusses Aare zur Kühlung. Nun muss weniger Strom produziert werden, weil die Aare sonst zu warm wird. Die Maßnahme soll die Fische schützen, die wärmeres Wasser als 25 Grad nicht über längere Zeit aushalten können.
Waldbrände in Spanien und Portugal
In Spanien waren am Sonntagabend noch etwa 30 Waldbrände aktiv. Die Brände machten in den vergangenen Tagen Zehntausende Hektar dem Erdboden gleich, wie der staatliche Fernsehsender RTVE unter Berufung auf die verschiedenen Regionalbehörden berichtete. In Portugal kämpften am Sonntagabend unterdessen insgesamt rund tausend Einsatzkräfte gegen 16 aktive Waldbrände. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF vernichteten die Flammen in Portugal in etwa einer Woche rund 30.000 Hektar Wald.
Hoffen auf Temperaturrückgang
In beiden Ländern der iberischen Halbinsel gab es derweil in Erwartung sinkender Temperaturen Grund zur Hoffnung. In Portugal wollte die Regierung deshalb den zum Montag auslaufenden "Estado de contingência", den dritthöchsten Notstand, nach einer Woche vorerst nicht verlängern. "In den kommenden Tagen wird ein Temperaturrückgang zwischen zwei und acht Grad erwartet", erklärte Innenminister José Luis Carneiro. In Spanien werde die Hitzewelle, die praktisch das gesamte Land seit neun Tagen überrollt, zwischen Montag und Dienstag zu Ende gehen, so auch der nationale Wetterdienst Aemet.
(Mit Informationen von AFP und dpa)
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