Jimmy Carter, der 39. US-Präsident, ist im Alter von 100 Jahren gestorben.
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Jimmy Carter, der 39. US-Präsident, ist im Alter von 100 Jahren gestorben.

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Früherer US-Präsident Jimmy Carter gestorben: Ein Nachruf

Früherer US-Präsident Jimmy Carter gestorben: Ein Nachruf

Jimmy Carter, der 39. US-Präsident, ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Vom Erdnussfarmer zum Friedensnobelpreisträger: Seine Amtszeit prägten Erfolge wie Camp David und Niederlagen wie das Geiseldrama in Teheran. Ein Nachruf.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

48 Minuten gab Jimmy Carter dem Kanzlerkandidaten aus Bayern die Gelegenheit für ein Gespräch. Im Tagebuch des Weißen Hauses ist vermerkt, dass der US-Präsident den Gast aus Deutschland, den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, am 13. März 1980 um 13.17 Uhr empfing, ihn zum Oval Office begleitete und um fünf nach zwei war alles schon wieder vorbei.

Die Bilder vom Handshake mit Carter waren vor allem wichtig für Strauß. Der US-Präsident war sicher nicht abgeneigt. Sein Verhältnis zum amtierenden Kanzler in Westdeutschland, Helmut Schmidt, galt als zerrüttet. Aber eigentlich waren die Wahlen in Bonn zu dem Zeitpunkt Carters kleinstes Problem. Er fürchtete vielmehr um die eigene Wiederwahl.

Carter und sein Versprechen an die USA

Geboren 1924 in Plains, im US-Bundesstaat Georgia, war Carter zunächst Offizier mit Abschluss der Marineakademie in Annapolis, Erdnussfarmer und für vier Jahre Gouverneur seines Bundesstaates. Das heißt, als Carter im Juli 1976 die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gewinnt, ist das eine Sensation.

Auf nationaler Ebene ist der damals 51-Jährige nämlich völlig unbekannt. Aber er verkörpert etwas, das sich viele Amerikaner wünschen. Nach Vietnam-Krieg und Watergate-Affäre soll ein politischer und moralischer Neuanfang gelingen. Carter verspricht, er werde niemals lügen. Er werde niemals das in ihn gesetzte Vertrauen verraten. Das kommt an.

Erfolgreich zwischen Ägypten und Israel vermittelt

Carter gewinnt die Wahlen. Und der Demokrat kann im Weißen Haus zunächst außenpolitische Erfolge vorweisen: ein Abrüstungsabkommen mit der damaligen Sowjetunion zum Beispiel. Dem Präsidenten gelingt ein Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel. Die Entschlossenheit der Staatsmänner trage Früchte, lobte Carter den israelischen Ministerpräsidenten Begin und Ägyptens Präsidenten as-Sadat bei der Unterzeichnung in Camp David.

Das Geiseldrama von Teheran: Ein politischer Wendepunkt

Trotzdem sind es Niederlagen, die bis heute mit Carters Präsidentschaft in Verbindung gebracht werden: In der Wirtschafts- und der Energiekrise Ende der 70er wirkt er abgehoben, reagiert falsch. Und ein Geiseldrama in Teheran 1979 besiegelt Carters politisches Schicksal.

Iranische Studenten verlangen von den USA eine Auslieferung des Schahs. Der Versuch, die amerikanischen Geiseln aus der Hand der Studenten zu befreien, misslingt. Bei der riskanten Aktion sterben acht US-Soldaten.

Die Wähler machen Carter verantwortlich. Er verliert die Präsidentschaftswahl 1980. Er bekommt keine zweite Amtszeit und kehrt nach Plains in Georgia zurück. Dort gibt es immer noch das Erdnussgeschäft der Familie. Bobby Salter hat es übernommen. Er sagt, nachdem Carter aus Washington zurückgekehrt war, hätten ihn alle noch ein bisschen besser kennengelernt.

2002 Friedennobelpreis erhalten

Carter arbeitet in den folgenden Jahren als Wahlbeobachter und Konfliktlöser. Er gründet eine Stiftung und erhält im Jahr 2002 den Friedensnobelpreis. Und bis vor wenigen Jahren predigte Jimmy Carter zweimal im Monat an der Maranatha Baptist Church in Plains.

Welches Bild bleibt von Jimmy Carter in Erinnerung? Den letzten großen Auftritt hatten Carter und seine Frau Rosalynn in den USA im Juli 2021, zum 75. Hochzeitstag – Kronjuwelen Hochzeit nennt man das. Am Ende jedes Tages würden sie versuchen, sich zu vertragen, Differenzen auszuräumen, erklärte Carter das Geheimnis der langen Ehe.

Jimmy Carter wurde 100 Jahre alt. Älter ist kein anderer US-Präsident geworden. Und keiner hatte mehr Zeit, sein öffentliches Bild nach dem Amt im Weißen Haus noch einmal so zu korrigieren.

Im Vdeo: Jimmy Carter gestorben

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Er starb am Sonntag in seinem Haus im Bundesstaat Georgia im Alter von 100 Jahren.
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Der frühere US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Er starb am Sonntag in seinem Haus im Bundesstaat Georgia im Alter von 100 Jahren.

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