Erzbischof Georg Gänswein (Archivbild)
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Gänswein tritt Amt als Vatikan-Botschafter in Litauen an

Gänswein tritt Amt als Vatikan-Botschafter in Litauen an

Lange hat der frühere Papstsekretär Georg Gänswein auf diesen Moment warten müssen. Über ein Jahr hatte ihn Papst Franziskus ohne Amt in Deutschland kaltgestellt. Nun startet er mit allen protokollarischen Ehren als Vatikan-Botschafter in Litauen.

Der langjährige Vertraute von Papst Benedikt XVI., Georg Gänswein, hat seinen Antrittsbesuch als Vatikan-Botschafter im Baltikum absolviert. Der 68-jährige Kirchenmann übergab am Freitag in Vilnius sein Beglaubigungsschreiben an den litauischen Staatspräsidenten Gitanas Nauseda. Gänswein wird in der litauischen Hauptstadt als Botschafter des Vatikans dessen Interessen in Litauen, Estland und Lettland vertreten.

Aus dem Freiburger Exil ins Baltikum

Papst Franziskus hatte den langjährigen Privatsekretär seines Amtsvorgängers Benedikt XVI. Mitte Juni ernannt, nachdem er ihn ein Jahr zuvor ohne Amt nach Freiburg versetzt hatte. Gänswein war bei Franziskus wegen einiger Aussagen und des Erscheinens eines Buches kurz nach dem Tod Benedikts XVI. in Ungnade gefallen.

Der Papst kritisierte, Gänswein habe Benedikt XVI. in dessen letzten Lebensjahren instrumentalisiert, bewusst von der Außenwelt abgeschottet und gegen den amtierenden Papst in Stellung bringen wollen. Außerdem warf er Gänswein vor, es fehle diesem an "Menschlichkeit".

Gänswein für alle drei baltischen Staaten zuständig

Nun wartet im Baltikum eine neue Aufgabe auf Gänswein. Von den drei baltischen Staaten ist vor allem Litauen römisch-katholisch geprägt. In Lettland ist die Bevölkerung vornehmlich evangelisch-lutherisch, während sich in Estland die Menschen überwiegend zu keiner Religion zugehörig fühlen.

Fotos des litauischen Präsidialamts zeigen Gänswein in schwarzer Soutane, mit der violetten Schärpe eines Erzbischofs sowie einem gleichfarbigen Umhang, wie er auf dem roten Teppich in den Präsidentenpalast schreitet. Dort fand die Übergabe des Beglaubigungsschreibens vor den Flaggen Litauens und des Vatikans statt.

Vatikan hatte für Irritationen in der Region gesorgt

Das katholisch geprägte Litauen habe immer eine besondere Beziehung zum Heiligen Stuhl gehabt und werde nicht vergessen, dass dieser die Besetzung und Annexion des baltischen Landes durch die Sowjetunion nie anerkannt habe, so Präsident Nauseda. Nach der Unabhängigkeit hätten der Besuch von Papst Johannes Paul II. und seine Worte "Fürchtet euch nicht!" Litauen Mut gegeben. Diese drei Worte seien heute mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine so aktuell wie eh und je, so das Staatsoberhaupt.

Es sei aber auch eine große Herausforderung für den neuen Vatikan-Botschafter, in der Region für Verständnis zu sorgen, analysierte der Direktor des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, bereits im Mai für BR24 den Posten. Denn der Vatikan hätte vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs "durch manche unglückliche Formulierung in den vergangenen Monaten manches an Irritationen hervorgerufen".

Gänswein "sehr erfahren" und "gut vernetzt"

Dass Gänswein für die neue Aufgabe geeignet ist, daran hat Schwartz keinen Zweifel. Er sei "sehr erfahren", betonte er gegenüber BR24. "Er hat alles, was kirchlich Rang und Namen hat, in den letzten 20 Jahren seiner Tätigkeit im Vatikan kennengelernt." Er kenne die osteuropäischen und auch die baltischen Bischöfe gut und sei dort auch weiterhin "gut vernetzt".

Im Video: Einblicke in den Vatikan – Georg Gänswein

nachtlinie - Einblicke in den Vatikan
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nachtlinie

Mit Informationen von dpa und KNA

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