Ein Junge trägt in Chan Junis Mehlsäcke aus einem Hilfsgütertransport der Vereinten Nationen
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Gaza: Hilfskorridor übers Mittelmeer wird realistischer

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Israel gibt grünes Licht für Gaza-Hilfskorridor übers Mittelmeer

Israel zeigt sich offen für einen humanitären Korridor von Zypern übers Mittelmeer in den Gazastreifen. Das könnte die Hungersnot der Menschen in Gaza lindern. Allerdings will Israel alle internationalen Hilfsgüter vorher auf Zypern kontrollieren.

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Die Hilfsgüter für die Not leidende Bevölkerung, die den Gazastreifen erreichen, genügen bei weitem nicht, um die Grundbedürfnisse der Menschen annähernd zu stillen. Hunger und mangelhafte hygienische Lebensumstände sind Alltag. Es fehlt vor allem an Wasser, Nahrungsmitteln, Treibstoff und Medikamenten. Seit November gibt es den Vorschlag der Regierung von Zypern, einen Hilfskorridor auf dem Seeweg einzurichten. Brückenkopf wäre dann Zypern.

Nun hat Israel grundsätzlich grünes Licht für einen solchen humanitären Korridor in den Gazastreifen über das Mittelmeer gegeben. Allerdings gebe es da noch "logistische Probleme" zu lösen, so ein Sprecher des israelischen Außenministeriums am Donnerstag. Denn Israel würde die internationalen Hilfslieferungen zuvor in Zypern "unter israelischer Aufsicht" kontrollieren wollen, bevor sie nach Gaza verschifft werden.

Zypern liegt rund 370 Kilometer vom Gazastreifen entfernt und unterhält gute Beziehungen sowohl zu Israel als auch zu arabischen Nachbarstaaten. Über die Mittelmeerinsel waren nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober auch viele ausländische Staatsbürger aus Israel evakuiert worden.

UN: 40 Prozent der Menschen in Gaza von Hungersnot bedroht

Nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind 40 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen von einer Hungerkatastrophe bedroht. "Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben, um das Finden von Nahrung und Wasser", schrieb der Gaza-Direktor von UNRWA, Thomas White, am Donnerstag auf der Online-Plattform X, vormals Twitter. Gaza ringe mit einer Hungerkatastrophe, von der 40 Prozent der Menschen bedroht seien.

Israel hat zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass es genügend Hilfsgüter in den abgeriegelten Küstenstreifen lasse, aber die UN-Organisationen bei der Verteilung versagten. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass die islamistische Hamas Hilfslieferungen für eigene Zwecke entwende.

Die Helfer betonen wiederum, dass Transport und Auslieferung von Gütern unter Kriegsbedingungen äußerst schwierig seien. Die letzte und einzige Feuerpause im Gazakrieg hatte es Ende November gegeben, sie dauerte eine Woche.

Mit Informationen von AFP und dpa

Video: Die prekäre Lage der Menschen in Gaza und Israel

Raketenangriff auf ein Haus
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Die prekäre Lage der Menschen in Gaza und Israel

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