Musk ist vom genialen Geschäftsmann zum wichtigsten Trump-Supporter und Propagandisten am rechten politischen Rand geworden. In Deutschland unterstützt er die AfD. Er wolle der Partei "dazu verhelfen, legitimiert zu werden", sagt Philipp Adorf, Politikwissenschaftler an der Uni Bonn im Interview mit BR24.
Musks Gespräch mit Weidel habe das Ziel gehabt, "dass die AfD zu einer ja fast normalen Partei gemacht wird" - und umgekehrt: "die AfD sieht Elon Musk als Chance, ein neues Netzwerk aufzubauen, ein transatlantisches Netzwerk, in dem sie zeigen kann, auch anderen rechtspopulistischen Parteien in Europa: Wir haben was zu bieten". Entsprechend hat Weidel die AfD Musk gegenüber als neoliberale Partei angepriesen, was so pauschal nicht den Tatsachen entspricht.
Zerstörung der Strukturen und libertäres Denken
Inhaltlich wurde das Gespräch zwischen Musk und Weidel als mau, langweilig oder sogar peinlich bezeichnet. Besonders die Behauptung, Hitler sei ein Kommunist oder Sozialist gewesen, sorgte für Kopfschütteln - auch bei AfD-Anhängern in den Kommentarspalten von BR24. Trotzdem hat es der AfD sehr viel Aufmerksamkeit im Wahlkampf gebracht. Musk "weiß wohl sehr genau, dass es da keine Machtoption jetzt im Bundestagswahlkampf gibt", sagt der Politikberater und Social-Media-Spezialist Martin Fuchs im Gespräch mit BR24.
Aber es reiche ihm schon, allein eine starke Kraft zu haben, um die anderen Parteien vor sich herzutreiben. "Zum Beispiel mit libertären Ideen, die die AfD vielleicht hat. Und da ist sie wahrscheinlich der einfachste Partner, den man gewinnen kann, um für Unruhe zu sorgen, für Chaos zu sorgen", sagt Fuchs. Musk kommt aus der Startup-Szene und da steht Disruption, also die Zerstörung bestehender Strukturen immer am Anfang jedes Erfolgs.
Aufmischen: nach dem Automarkt die Politik
Wie viele Unternehmer aus dem Silicon Valley lehnt der reichste Mann der Welt jede staatliche Regulierung ab. Die Corona-Maßnahmen, deretwegen er zeitweise Fabriken schließen musste, nannte er "faschistisch". So wie er einst den Automarkt aufgemischt hat, so will er jetzt die Politik aufmischen. In den USA hat das mit Trump schon sehr gut funktioniert: Als Dank für seine 250 Millionen Dollar Wahlkampfspenden kann er in Zukunft mit dem neu geschaffenen Department of Government Efficiency selbst die Regulierungen abschaffen, die ihn stören.
"Und deshalb ist natürlich seine Kommunikation darauf ausgerichtet, die Kräfte und Bewegungen und Parteien zu unterstützen", sagt Politikberater Martin Fuchs, "die ihm möglichst keine Knüppel in den Weg und in die Beine werfen. Das ist ein ganz klares unternehmerisches Ziel, was er damit verfolgt". Staaten sind für Musk vor allem dann gut, wenn sie seine Produkte kaufen. In den USA wird sein Vertrauter Jared Isaacman NASA-Chef, das ist gut für Musks Raumfahrt-Unternehmen SpaceX. Genauso wie der 1,5 Milliarden-Dollar-Deal mit Italien, den Meloni nach ihrem Besuch bei Musk angekündigt hat.
Musk hat sich auf seiner eigenen Plattform radikalisiert
Ohnehin wettert Musk gegen alles, was "woke" ist, seit seine Tochter eine Geschlechtsangleichung vorgenommen, den Kontakt abgebrochen und Musks Namen abgelegt hat. Heute verbreitet er Verschwörungsmythen von einem "großen Austausch", "also dass die Demokratische Partei Migranten ins Land brächte mit dem Ziel, mehr oder weniger willige Wähler zu schaffen", erklärt Philipp Adorf: "Das heißt, dass Elon Musk sich hier Akteure und politische Protagonisten herausgesucht hat, die eben genau das unterstützen".
Schon früher hat Musk in den Sozialen Medien gerne Kontroverses gepostet. Offensichtlich hat er die aufgeregten Reaktionen auf seine Provokationen genossen, was ihn dann quasi zum größten und einflussreichsten Internet-Troll der Welt machte – besonders nachdem er Twitter gekauft hat. Es scheint, als habe er selbst zu viel Zeit auf seiner nun eigenen Social-Media-Plattform mit dem neuen Namen X verbracht. Dort konnte man seine Radikalisierung quasi live verfolgen.
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