Die Lokführergewerkschaft GDL liefert sich einen Tarifstreit mit der Deutschen Bahn. Am Freitag hatte GDL-Chef Claus Weselsky mitgeteilt: Die Verhandlungen seien gescheitert, Warnstreiks würden ausgeweitet. Einen Zeitpunkt für die Streiks nannte er am Freitag nicht - und lässt auch nach dem Wochenende weiter offen, ob die Gewerkschaft auch kurz vor oder kurz nach Weihnachten streiken würde.
GDL-Chef: Wann Weihnachtsfrieden beginnt, "entscheiden wir"
Die GDL habe noch nie über Weihnachten gestreikt und werde das auch dieses Jahr nicht machen, sagte Weselsky in einem Interview mit 'The Pioneer'. "Ich lasse mir nur nicht von Herrn Seiler vorschreiben, von wann der Weihnachtsfrieden beginnt und bis wann er zu laufen hat. Das ist nicht sein Metier, sondern das entscheiden wir", sagte Weselsky mit Verweis auf Deutsche Bahn-Personalvorstand Martin Seiler.
Der GDL-Chef hatte vergangene Woche Streiks an Weihnachten ausgeschlossen. Besonders viele Menschen reisen aber nicht direkt an den Weihnachtstagen mit der Bahn, sondern in der Woche davor und der Woche danach, viele auch erst nach dem Jahreswechsel.
Die Forderungen der Lokführergewerkschaft
Die GDL fordert unter anderem eine geringere Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 35 statt 38 Stunden. Im 'The Pioneer'-Interview betonte Weselsky, dass er bei der Frage verhandlungsbereit sei: "Jeder Praktiker, der im Tarifgeschäft steht und der im Eisenbahnsystem groß geworden ist, weiß, dass diese Absenkung niemals auf einmal erfolgen kann, sondern zeitversetzt in Schritten", sagte der 64-Jährige. Es werde gestreikt, weil die Bahn jegliche Verhandlungen zu diesem und anderen Punkten ablehne.
Bahn: GDL geht "mit dem Kopf durch die Wand"
Die Bahn warf der Gewerkschaft am Freitag vor, "mit dem Kopf durch die Wand" zu gehen. Sie kritisierte, dass die GDL die Verhandlungen nun nach zwei Terminen für gescheitert erklärte. "Wir hätten gerne weiter an dem gearbeitet, was möglich ist", betonte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. "Denn wir sind bereit für Kompromisse und Lösungen."
Die Bahn hatte der GDL nach eigenen Angaben unter anderem einen "planbaren Weihnachtsfrieden" vorgeschlagen. Die Bahn bot an, den Beschäftigten schon im Dezember 2.000 Euro des Inflationsausgleichs zu zahlen, wenn vom 15. Dezember bis zum 7. Januar nicht gestreikt werde. Das aber habe die GDL abgelehnt.
Verkehrsministerium appelliert: "Vorgehen mit Augenmaß"
Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums betonte die Autonomie der Tarifparteien in dem Konflikt. Gleichwohl habe Minister Volker Wissing (FDP) "daran appelliert, dass alle Beteiligten hier eine besondere Verantwortung haben". Es gehe darum, den Konflikt nicht auf dem Rücken der Fahrgäste auszutragen. Auch Regierungssprecher Steffen Hebestreit sprach von einem nötigen Vorgehen "mit Augenmaß". Das gelte besonders in der Vorweihnachtszeit und in der Weihnachtszeit.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP.
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