Ein Israeli hält Plakate von Geiseln, während er eine Live-Übertragung der Geiselübergabe verfolgt.
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Ein Israeli hält Plakate von Geiseln, während er eine Live-Übertragung der Geiselübergabe verfolgt.

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Hamas und Israel tauschen erneut Geiseln gegen Häftlinge aus

Hamas und Israel tauschen erneut Geiseln gegen Häftlinge aus

Drei aus Israel entführte Männer sind nach 484 Tagen Geiselhaft in ihre Heimat zurückgekehrt - im Austausch gegen 183 Palästinenser. In Gaza sorgt danach die Nachricht über die Öffnung des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten für Erleichterung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die militant-islamistische Hamas hat drei weitere Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließen die israelischen Behörden am Samstag 183 palästinensische Gefangene aus der Haft.

Die Hamas übergab im Zuge der Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel folgende Geiseln an das Rote Kreuz: Ofer Kalderon (54), israelisch-französischer Staatsbürger, Jarden Bibas (35), israelisch-argentinischer Staatsbürger, Keith Siegel (65), israelischer und US-amerikanischer Staatsbürger.

Bibas' Familie noch in der Hand der Hamas

Palästinensische Terroristen hatten Kalderon, Bibas und Siegel während des Hamas-Massakers am 7. Oktober in Israel verschleppt. Vor allem das Schicksal der Familie Bibas sorgte weltweit für Aufsehen. Bibas' Frau und ihre zwei Kleinkinder werden weiterhin im Gazastreifen festgehalten. In Israel gibt es ernsthafte Sorgen um das Schicksal der drei, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Nach der Freilassung der drei Verschleppten werden noch 79 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, 35 von ihnen sind israelischen Angaben zufolge tot. Die nächsten Geiseln sollen am kommenden Wochenende freikommen.

Keine großen Menschenmengen bei Geisel-Freilassungen

Die beiden Geisel-Übergaben in Chan Junis und der Stadt Gaza verliefen im Vergleich zur Freilassung am Donnerstag, bei der sich chaotische Szenen abgespielt hatten, geordnet und zügig. Die zwischen Israel und der Hamas vermittelnden Staaten hatten israelischen Angaben zufolge eine sichere Ausreise der Geiseln zugesagt. Dieses Mal war keine große Menschenmenge vor Ort versammelt.

Konfetti und Parolen: Die Inszenierung der Hamas

Fernsehaufnahmen zeigten, wie bewaffnete und vermummte Hamas-Kämpfer in Uniform am Hafen von Gaza eine Straße säumten, durch die das Fahrzeug mit Keith Siegel fuhr. Zu sehen ist auch eine Frau, die Rosenblätter und glitzerndes Konfetti in Richtung der Hamas-Kämpfer streut. Das sorgsam inszenierte Prozedere glich einer Machtdemonstration der Hamas.

Vor jeder Übergabe unterschrieben Hamas und Vertreter des Roten Kreuzes "Freilassungsdokumente". Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie Kalderon und Bibas nacheinander auf eine Bühne in der Stadt Chan Junis traten und dort Anwesenden winken mussten. Auf einem Banner an der Bühne stand in hebräischer Schrift: "Der Zionismus wird nicht siegen."

Grenzübergang Rafah wieder geöffnet - Patienten reisen nach Ägypten aus

Nach der Rückkehr der drei Verschleppten nach Israel wurde erstmals seit fast neun Monaten der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder geöffnet. Mehrere Patienten wurden aus dem Gazastreifen über Rafah zur ärztlichen Behandlung nach Ägypten gebracht, wie Sicherheitskreise und der Ägyptische Rote Halbmond bestätigten. Zunächst sollen rund 50 von ihnen den Gazastreifen verlassen.

Insgesamt benötigen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO 12.000 bis 14.000 Personen dringend medizinische Hilfe, die im Gazastreifen nicht geleistet werden kann. Darunter seien mindestens 2.500 Kinder. Es geht um Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder Kriegsverletzungen.

Wiedersehensfreude in Israel

Nach der Rückkehr der drei freigelassenen Männer herrschte in Israel, und vor allem bei den Angehörigen der Ex-Geiseln große Freude. Jarden Bibas etwa ist auf einem von der israelischen Regierung verbreiteten Video lächelnd und in enger Umarmung mit seinem Vater und seiner Schwester zu sehen. Sein Humor sei geblieben, hört man seinen sichtlich erleichterten Vater zu dem 35-Jährigen sagen.

Israels Regierung veröffentlichte auch Aufnahmen des freudigen Wiedersehens von Ofer Kalderon mit seinen vier Kindern. Ein Video zeigt den Vater, wie er seine beiden Töchter und beiden Söhne umarmt und anschließend mit ihnen Scherze macht.

Angehörige empfangen palästinensische Häftlinge in Ramallah

Dutzende freigelassene palästinensische Häftlinge kamen unterdessen im Westjordanland an. Angehörige der Betroffenen empfingen sie in der Stadt Ramallah, wie palästinensische Medien meldeten. Insgesamt sollten 72 Häftlinge freikommen, darunter auch einige, die zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden.

Zusätzlich sollten 111 nach dem 7. Oktober im Gazastreifen festgenommene Palästinenser freikommen. Berichten zufolge soll Israel festgestellt haben, dass sie nichts mit dem Hamas-Terrorüberfall zu tun hatten.

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