Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen), die sich mit der wissenschaftlichen Auswertung von Statistiken rund um die Energiewirtschaft befasst, rechnet in ihrer jüngsten Hochrechnung für das Jahr 2023 mit einem deutlichen Rückgang des Energieverbrauchs in Deutschland um 7,9 Prozent auf 10.791 Petajoule, das entspricht 2.998 Terawattstunden.
Damit liegt der Verbrauch an sogenannten Primärenergien in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990, wie die AG in Berlin mitteilte.
Produktionsrückgänge in der Industrie als Hauptgrund
Hauptursache für den Rückgang war demnach die sinkende wirtschaftliche Leistung in der Bundesrepublik. "Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch hat", hieß es.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Reduzierung des Energieverbrauchs habe auch das anhaltend hohe Energiepreisniveau gehabt. "Zwar sanken die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf spürbar, die Preise liegen dennoch weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021."
Verbrauchssteigernd wirkte nur die Zuwanderung
Die gegenüber dem Vorjahr leicht wärmere Witterung habe nur einen schwachen verbrauchssenkenden Effekt gehabt. Der einzige verbrauchssteigernde Effekt sei 2023 von der demographischen Entwicklung ausgegangen: "Durch den Zuzug von 1,35 Millionen Personen wuchs die Gesamtbevölkerung auf knapp 85,5 Millionen Menschen."
Mit Blick auf die einzelnen Energiequellen zeigt sich laut Prognose der Arbeitsgemeinschaft, dass der Verbrauch vieler fossiler Energien zurückging. Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien nahm dagegen zu.
Öl, Gas, Kohle: So ging der Verbrauch der Energieträger zurück
So sank der Mineralölverbrauch insgesamt um 5,5 Prozent auf 3.879 Petajoule. Der Verbrauch von Diesel ging um vier Prozent zurück, der von Heizöl um 2,3 Prozent. Der Verbrauch von Benzin dagegen legte um 2,3 Prozent zu, der von Flugkraftstoff sogar um 3,9 Prozent. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie schrumpften um 16,7 Prozent.
Der Erdgasverbrauch sank um 4,3 Prozent auf 2.641 Petajoule. Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie als auch private Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, wie die AG mitteilte. Die Witterung habe nur einen eher geringen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung gehabt - vielmehr gehe der Verbrauchsrückgang vorrangig auf Einsparungen bei den Verbrauchern zurück. Zur Stromerzeugung wurde im Vorjahresvergleich ein Prozent mehr Erdgas eingesetzt.
Bei der Steinkohle sank der Verbrauch um fast 17 Prozent auf 937 Petajoule - die Kraftwerke reduzierten ihren Kohleeinsatz um gut 30 Prozent. Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringerte sich nur um 2,1 Prozent. Der Verbrauch von Braunkohle ging um fast 22 Prozent zurück - die Kraftwerke verfeuerten 23 Prozent weniger und auch die Stromerzeugung aus Braunkohle ging um rund 25 Prozent zurück.
Mineralöl ist weiter der wichtigste Energieträger
Im Energiemix hat Mineralöl mit fast 36 Prozent weiterhin den größten Anteil am Verbrauch. Erdgas folgt mit 24,5 Prozent, auf dem dritten Platz mit einem Anteil von knapp 20 Prozent folgen die Erneuerbaren. Stein- und Braunkohle kommen zusammen auf 17,2 Prozent. Die Kernenergie spielt nach dem Ausstieg Mitte April so gut wie keine Rolle mehr.
Mit Informationen von dpa und AFP
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