Heizen mit Holz gilt in der EU als nachhaltig und wird deshalb subventioniert. Mit jährlich fast 30 Milliarden Euro: 12 Milliarden Euro durch die Befreiung industrieller Holzverbrennung von CO2-Emissionsabgaben und weitere 17 Milliarden Euro aus nationalen Programmen wie dem Erneuerbare Energien-Gesetz in Deutschland. Genau diese "Steuerung" führt mittlerweile jedoch zu Entwicklungen, die alles andere als nachhaltig sind.
So rüsten Energieunternehmen ihre Kohlekraftwerke auf Holzpellets um - um Subventionen zu kassieren und von Pelletpreisen zu profitieren, die niedriger liegen als die Preise für Kohle. Verbrannt werden dort auch Pellets, für die wertvolle Wälder kahlgeschlagen werden: Zum Beispiel in Rumänien, Estland und selbst in den USA. Auch in Deutschland wollten Betreiber ihre Kraftwerke umrüsten. Beim Umweltbundesamt (UBA) wurden diesbezüglich zwei Anträge gestellt, die die Behörde jedoch ablehnte. Die Vorhaben konnten deshalb nicht umgesetzt werden. Während der heimische Holzbestand für Pelletöfen und -heizungen bei uns ausreicht, müssten die gewaltigen Mengen an Brennstoff für Großkraftwerke importiert werden. Damit würden zusätzlich Pellets zu uns gelangen, die das Gegenteil von nachhaltig produziert sind.
Nachhaltig oder nicht?
Für viele Besitzer von Pelletheizungen und -öfen stellt sich beim Einkauf von Brennstoff die Frage, woher dieser stammt, aus welchem Holz er produziert wurde und unter welchen Bedingungen. Wie kann man erkennen, ob die Pellets, die man einkauft, aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen oder aus einem rumänischen Wald, der offiziell gar nicht gefällt wurde, in Wirklichkeit jedoch einem Kahlschlag weichen musste?
Nachhaltige Forstwirtschaft erkennen: "Schwierig"
Ralf Straußberger ist Waldreferent beim BUND Naturschutz in Bayern. Er sagt: Für den Kunden, der Pellets einkaufen möchte, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, sei die Suche schwierig, weil die Herkunft oft nicht klar sei. Ebenso schwer sei es zu erkennen, ob die Pellets nur aus Abfallholz hergestellt seien oder, wie dies in anderen Ländern üblich ist, aus ganzen Bäumen oder Wäldern. Die Herkunft der Pellets ist laut Straußberger vielfältig: "Ein großer Teil soll aus Reststoffen aus Sägewerken bestehen, aber auch sogenanntes Waldrestholz wird wohl verwendet."
Pellets aus Importen und aus "Industrieholz"
2021 stammten zwölf Prozent der Pellets aus Importen, zehn Prozent kamen laut Straußberger aus "Industrieholz". Dieses sei zwar nicht sägefähig, aber sehr wohl gut geeignet für eine sinnvolle stoffliche Verwendung - für die Herstellung von Zellstoff und Holzschliff als Grundlage der Papierherstellung, als Holzwolle oder für die Produktion von Holzwerkstoffen wie Span- und Faserplatten. Diese stoffliche Verwendung von Industrieholz sei wesentlich sinnvoller als daraus Pellets zu machen, so Straußberger, "weil das frische Holz nicht sofort in einem ersten Schritt verbrannt wird. Das CO2 kommt so eben nicht so schnell in die Atmosphäre zurück." Eine Mehrfach- oder Kaskadennutzung - erst als Vollholz-, span- oder faserbasierte Produkte, danach erst als Brennstoff - sei sinnvoller, werde aber viel zu wenig praktiziert.
Deutschland: Pellets fast immer aus Säge-Nebenprodukten
Wer einigermaßen sicher gehen will, dass für seine Pellets keine wertvollen Wälder geopfert wurden, wie dies in anderen Ländern immer wieder der Fall ist, der sollte auf Ware zurückgreifen, die in Deutschland aus deutschem Holz hergestellt wurde. Nach Auskunft der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) werden Pellets bei uns fast ausschließlich aus Sägenebenprodukten hergestellt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes seien dies 2021 rund 3,1 Millionen Tonnen gewesen - deutlich mehr, als in Deutschland verbraucht wurde. Importe habe es aber gegeben, so Herbert Borchert, Abteilungsleiter Forsttechnik, Betriebswirtschaft und Holz bei der LWF: "Einem Import von 404.000 Tonnen stand ein Export von 817.000 Tonnen gegenüber. Es ist natürlich nicht auszuschließen", so Borchert, "dass unter den Importmengen auch solche sind, die nicht aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen."
Worauf sollte man beim Kauf achten?
Kunden, denen die Herkunft ihrer Pellets wichtig sind, empfiehlt die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, sie sollten darauf achten, dass die Produkte mit den Siegeln von FSC und PEFC zertifiziert sind. Dies gelte sowohl für Sackware aus dem Baumarkt als auch für Lieferungen durch Brennstoffhändler. PEFC steht für "Programme for the Endorsemment of Forest Certification Schemes". In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Waldfläche PEFC-zertifiziert, in Bayern sogar knapp 90 Prozent.
PEFC-Siegel: vergleichsweise geringe Anforderungen
Geachtet wird bei Stichproben auf die Wahl "standortgerechter" Baumarten, eine ausreichende Waldverjüngung, die Vermeidung von Kahlschlägen, den Erhalt eines angemessenen Totholzanteils, einen möglichst bodenschonenden Einsatz von Maschinen, die Vermeidung des Einsatzes von Pestiziden sowie Rücksicht auf geschützte Biotope sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Wie gut das PEFC-Siegel im ökologischen Sinne ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Im Vergleich zum ebenfalls weit verbreiteten FSC-Siegel oder zum weniger bekannten Naturland-Siegel sind die Anforderungen vergleichsweise gering. Große Umweltverbände stellen PEFC aus ökologischer Perspektive kein gutes Zeugnis aus. Der Vorwurf: Hier habe sich die Wirtschaft selbst ein Gütesiegel verpasst. Christian Stierstorfer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) drückt es so aus: "Wir sehen jetzt keinen großen Mehrwert in dieser Zertifizierung. Es setzt gewisse Mindeststandards, die aber zum Teil nichts anderes bedeuten als die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben."
FSC-Siegel: streng - aber nicht überall gleich
Strenger geht es beim FSC-Siegel zu. FSC - Forest Stewardship Council - ist eine Organisation, die Anfang der 1990er-Jahre gegründet wurde, maßgeblich unterstützt von Umweltverbänden wie WWF, Greenpeace, verschiedenen Gewerkschaften und Interessensvertretern indigener Völker. Auch bei diesem Siegel gibt es eine Reihe von Standards, die weltweit eingehalten werden sollen. So müssen Forstbetriebe die nationalen Gesetze achten, Arbeitnehmerrechte und Arbeitsbedingungen erhalten oder verbessern, die Rechte indigener Völker wahren und negative Umweltauswirkungen vermeiden. Forstbetriebe sollen so wirtschaften, dass "die wirtschaftliche Tragfähigkeit sowie die Fülle der sozialen und ökologischen Leistungen des Waldes langfristig erhalten oder verbessert werden". Negative Umweltauswirkungen durch die Bewirtschaftung des Waldes sollen "vermieden, behoben oder abgeschwächt" werden. Das Problem beim FSC-Siegel: Je nach Land fallen die Gewichtungen zwischen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten unterschiedlich aus. Es gelten nicht die Standards, für die FSC in Deutschland steht.
FSC-Ausstieg von Greenpeace
Diese unterschiedlichen Standards haben 2018 schließlich dazu geführt, dass Gründungsmitglied Greenpeace aus dem FSC ausgestiegen ist. Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies erklärte damals: "An den Urwäldern haben wir uns allerdings die Zähne ausgebissen. Greenpeace hat dokumentiert, wie FSC-zertifizierte Urwälder abgeholzt wurden, beispielsweise in Russland und im Kongobecken." Der Erhalt der letzten Urwaldgebiete gehöre zu den Kernzielen von Greenpeace. Hier, so Thies, dürfe keine industrielle Waldwirtschaft stattfinden. Wenn überhaupt, dann ausschließlich für den Bedarf der umliegenden Gemeinden. Aber eben nicht im großen Maßstab, so Thies: "Dafür darf Greenpeace nicht stehen." Man scheide nicht als Gegner aus, hieß es damals, sondern wolle im Dialog bleiben und dort, wo es Sinn macht, mit dem FSC kooperieren. Als Mitglied gebe Greenpeace allerdings seinen Namen her für alles, was der FSC mache, so Waldexperte Thies: "Darum können wir nicht akzeptieren, dass ein – sei es noch so geringer – Anteil FSC-Holz aus industriellem Urwaldeinschlag stammt."
Naturschützer empfiehlt "FSC und Naturland aus Deutschland"
Angesprochen auf Pellets aus ausländischen Quellen, sagt auch der Waldreferent des BUND Naturschutz, Ralf Straußberger, dass es für den Endverbraucher schwer zu beurteilen sei, ob die Pellets, die er kauft, aus nachhaltiger Produktion stammen: "Das ist schwierig, wenn die Herkunft der Pellets oft nicht klar ist." Man halte FSC für das beste Siegel am Markt, so Straußberger: "Aber auch da gibt es ab und zu mal Probleme auf internationaler Ebene." Sicher sei jedoch: "FSC aus Deutschland ist gut und zu empfehlen. Das heißt, die Verbraucher sollten nachfragen, ob die Pellets aus deutscher Produktion und auch das verwendete Holz aus Deutschland kommt." Am besten aus regionaler Produktion. Daneben empfiehlt der BUND Naturschutz auch das Naturland-Siegel als vertrauenswürdig.
Boom bei Holzpellets: auch kritische Stimmen
Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft und am besten aus der Nähe ist bei Pellets das entscheidende Kriterium. Der Boom bei den Pellets sei jedoch kritisch zu sehen, meint Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern: "Um auf einen 1,5 Grad-Pfad der Pariser Klimakonferenz von 2015 zu kommen, müssen wir die Emissionen dramatisch reduzieren." Dies gelinge nur, wenn man das Verbrennen von Holz reduziere. Die energetische Holznutzung habe sich jedoch seit den 1990er Jahren verdreifacht, so Geilhufe. Das verschärfe die Klimakrise. Holz müsse daher vermehrt in die Wärmedämmung, den Holzhausbau und die Möbelproduktion gehen. Selbstverständlich wolle man den Menschen, die einen Kamin- oder Pelletofen hätten oder eine Pelletheizung, diese nicht "rausreißen", so Geilhufe, auch wenn man diese Form des Heizens kritisch sehe.
Wie groß ist der heimische Vorrat?
Können wir den Eigenbedarf an Pellets decken? Und, wenn ja, wie lange noch? Wie viele Pellet-Öfen und Pellet-Heizungen können wir uns noch "erlauben", ohne Brennstoff importieren zu müssen - aus möglicherweise fragwürdigen Quellen? Herbert Borchert von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) meint, ein Exportüberschuss bei Pellets von 414.000 Tonnen im letzten Jahr deute darauf hin, dass das inländische Aufkommen ausreiche, um noch mehr Pelletheizungen in Deutschland zu versorgen. Allerdings unterliege die Pellet-Produktion der Sägewerke konjunkturellen Schwankungen und hänge davon ab, wie viele Bretter und Balken nachgefragt und bearbeitet würden. Hinzu komme, dass in den letzten Jahren vermehrt Pelletanlagen für Gewerbe und Industrie gebaut worden seien, so Borchert: "Diese Anlagen benötigen größerte Mengen als Pellet-Zentralheizungen in Wohngebäuden". Sein Fazit: "Holz wird den Wärmebedarf in Deutschland bei weitem nicht decken können." Zusätzliche Holzheizungen sollten aus Sicht der LWF dort errichtet werden, wo andere erneuerbare Energien derzeit noch keine Alternative bieten.
Fazit
Sowohl die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) als auch der BUND Naturschutz in Bayern empfehlen, Pellets einzusetzen, die aus heimischer Produktion und von heimischen Bäumen stammen. Beide, LWF und BUND, verweisen auch auf die je nach Land unterschiedlichen Standards bei den Siegeln. Und beide sehen Pellet-Öfen und -Heizungen nicht als Lösung des Energieproblems, der BUND Naturschutz vor allem aus ökologischen Gründen, die LWF vor allem aufgrund der zu geringen Kapazitäten.
Dieser Artikel ist erstmals am 03.12.2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert.
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