Marinesoldaten der iranischen Revolutionsgarden haben das Containerschiff "MSC Aries" beschlagnahmt. Der Zwischenfall ereignete sich im Golf von Oman - in der Nähe der Straße von Hormus, etwa 50 Seemeilen nordöstlich der Hafenstadt Fudschaira, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten liegt.
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Die "MSC Aries", ein Schiff unter portugiesischer Flagge mit Verbindungen zu Israel, befinde sich nach der Festsetzung am Samstag auf dem Weg in iranische Gewässer, berichtete die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna. Videos der Agentur zeigten den Einsatz von Kommandosoldaten, die sich von einem Militärhubschrauber auf das Deck des Schiffes abseilten. Die "MSC Aries" gehört der Reederei Zodiac Maritime, deren Miteigentümer der israelische Geschäftsmann Eyal Ofer ist.
Israel wirft Iran Piraterie vor und fordert Sanktionen
Nach der Beschlagnahmung der "MSC Aries" warf Israel dem Iran Piraterie vor. Die Islamische Republik sollte dafür bestraft werden, sagte der israelische Außenminister Israel Katz. "Das Ajatollah-Regime von Chamenei ist ein kriminelles Regime", sagte er mit Blick auf das geistige Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei. Er forderte die Europäische Union und die "freie Welt" auf, die iranischen Revolutionsgarden als terroristische Organisation einzustufen und den Iran zu sanktionieren.
Nahe der Straße von Hormus, einer viel befahrenden Meerenge, hatte Irans Marine bereits in der Vergangenheit Öltanker und Containerschiffe beschlagnahmt.
Video: Israels Armeesprecher warnt Iran
Deutsche Staatsangehörige zu Iran-Ausreise aufgerufen
Unterdessen erklärte US-Präsident Joe Biden, er erwarte, dass der Iran Israel "eher früher als später" angreifen wird. Er warnte die Islamische Republik vor einem solchen Schritt. "Tut es nicht", sagte er am Freitag vor Journalisten im Weißen Haus. "Wir werden Israel unterstützen. Wir werden helfen, Israel zu verteidigen, und der Iran wird keinen Erfolg haben."
Auch im Auswärtigen Amt in Berlin ist man besorgt. "Die derzeitigen Spannungen in der Region, insbesondere zwischen Israel und Iran, bergen die Gefahr einer plötzlichen Eskalation", hieß es auf der Website des Auswärtigen Amts. Die Sicherheitslage könne sich "schnell und ohne Vorwarnung" verschlechtern. Das Auswärtige Amt forderte deutsche Staatsangehörige dazu auf, den Iran zu verlassen.
Nach Angaben der Bundesregierung verließen bereits die Angehörigen deutscher Botschaftsmitarbeiter den Iran. Zudem wurden zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der deutschen Botschaften in Teheran und Tel Aviv getroffen. Die "Bild am Sonntag" berichtete, eine dreistellige Anzahl Deutscher habe ihre Kontaktdaten bei der Krisenliste "Elefand" hinterlegt.
Fluggesellschaften meiden Luftraum über Iran
Nach einem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien Anfang April nahmen die Drohungen aus Teheran in Richtung Israel jüngst zu. Israel hatte daraufhin erklärt, einen möglichen Angriff Irans auf sein Hoheitsgebiet nicht unbeantwortet zu lassen.
Auch andere Länder wie Frankreich haben ihre Staatsbürger inzwischen vor Reisen in die Region gewarnt. Das Außenministerium in Wien forderte österreichische Staatsangehörige ebenfalls zur Ausreise aus dem Iran auf.
Immer mehr Fluggesellschaften meiden vorsichtshalber den iranischen Luftraum. Am Samstag kündigten die niederländische Airline KLM sowie die australische Fluggesellschaft Qantas das Anpassen von Flugrouten an. Zuvor hatte unter anderem auch die Lufthansa ihre Flüge nach Teheran aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres eingestellt.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
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