Stau wegen Blockabfertigung in Tirol
Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Stau wegen Blockabfertigung in Tirol (Archivbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Italien verklagt Österreich wegen Blockabfertigung in Tirol

Italien zieht gegen Österreich vor den Europäischen Gerichtshof - es geht um die Brennerroute. Die Regierung in Rom beschloss damit, sich gegen die Blockabfertigung zur Wehr zu setzen. Bayern hofft auf eine schnelle Lösung.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Abend am .

Im Dauerstreit über die chronisch überlastete Brennerroute zieht Italien jetzt gegen das Nachbarland Österreich vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni entschied am Montag in Rom, den EU-Partner zu verklagen. Damit setzt sich Italien insbesondere gegen die umstrittene Blockabfertigung von Lastwagen in Tirol zur Wehr. Auch in Deutschland gibt es gegen die Regelung immer wieder Proteste.

Verkehrsminister Matteo Salvini zufolge ist dies das erste Mal überhaupt, dass Italien gegen einen EU-Partner vor Gericht zieht. Salvini sprach von "Transitverboten", die die österreichische Regierung einseitig am Brenner verhängt habe. Auf der wichtigen Route über die Alpen kommt es immer wieder zu langen Staus. Dies hatte in den vergangenen Jahren auch für viel Streit zwischen Bayern und Tirol gesorgt - bis hin zu Klagedrohungen aus Bayern.

Lkw-Verkehr über den Brenner mehr als verdoppelt

Der Lkw-Verkehr über die Brennerroute hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Nach Angaben des Tiroler Regierungschefs Anton Mattle stieg die Zahl der Lastwagen von 1,1 Millionen im Jahr 2000 auf 2,5 Millionen im vergangenen Jahr. Damit entfielen auf den Brenner heute 40 Prozent des gesamten Alpentransits im Güterverkehr. Entsprechend haben auch die Belastungen auf und entlang der Route zugenommen. Durch die Tiroler Blockabfertigung kommen pro Stunde nur eine gewisse Anzahl an Lkw durch.

Österreichs Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) verteidigte einmal mehr die "Notmaßnahmen" Tirols. Sie mahnte zu Verhandlungen, schließlich liege mit dem "Slot-System" für buchbare Lkw-Fahrten auf der Brennerstrecke ein Vorschlag am Tisch. "Darüber zu reden wäre jetzt angesagt - anstatt wöchentlich mit rechtlichen Schritten zu drohen", sagte sie der Nachrichtenagentur APA. "Italien wird mit seiner Maximalforderung, nämlich die Aufhebung aller Tiroler Verbote, keinen Erfolg haben", so Tirols Ministerpräsident Anton Mattle (ÖVP).

Wird gegen europäisches Recht verstoßen?

Ein EU-Mitglied kann den EuGH anrufen, wenn es der Auffassung ist, dass ein anderes Mitglied gegen europäisches Recht verstößt. Vor einem Gerichtsverfahren muss allerdings die EU-Kommission damit befasst werden. Falls die Kommission innerhalb von drei Monaten keine Stellungnahme abgibt, kann auch so geklagt werden. Bayern hatte die Kommission schon wiederholt aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich einzuleiten.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte, der Freistaat habe zusammen mit Tirol und Südtirol gehofft, "dass unsere gemeinsame Idee eines Slot-Systems als Alternative zur Blockabfertigung im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in den Güterverkehr über den Brenner bringt". Nun hoffe man auf eine schnelle Lösung durch den Europäischen Gerichtshof.

Video: Slot-System statt Blockabfertigung

Video: Slot-System statt Blockabfertigung
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Video: Slot-System statt Blockabfertigung

Mit Informationen von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!