Seit zwölf Jahren steht Papst Franziskus an der Spitze der katholischen Kirche – doch sein Amtsjubiläum muss er im Krankenhaus verbringen. Seit dem 14. Februar wird der 88-Jährige wegen einer schweren Atemwegserkrankung in der römischen Gemelli-Klinik behandelt. Zwar berichten Ärzte von einer langsamen Besserung, doch wann Franziskus in den Vatikan zurückkehren kann, bleibt offen.
Ein Papst der Rekorde
Am 13. März 2013 wurde Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, zum 266. Papst der Kirchengeschichte gewählt. Als erster Lateinamerikaner, erster Jesuit und erster Papst mit dem Namen Franziskus – inspiriert vom Heiligen Franz von Assisi, dem Schutzpatron der Armen –, setzte er von Beginn an auf Volksnähe.
Statt in den prunkvollen Papstgemächern im Apostolischen Palast lebt er im bescheidenen Gästehaus Santa Marta. Er verzichtete auf rote Schuhe, ließ sich nicht die Hand küssen, sondern schüttelte Tausende Hände, umarmte Kranke und teilte Süßigkeiten mit Kindern.
Weltweite Anteilnahme
Seit seiner Klinik-Einweisung am 14. Februar beten Menschen weltweit für den schwer lungenkranken Papst – auch viele, die der Kirche fernstehen. Seine offene, volksnahe Art hat ihm in den vergangenen zwölf Jahren große Sympathien eingebracht.
Mit 88 Jahren ist Franziskus der zweitälteste regierende Papst der Geschichte, nach Leo XIII., der 1903 mit 93 Jahren starb. Trotz seines Alters hält er an seinen Reformplänen fest: Seine Weltsynode soll die Kirche erneuern und Laien mehr Mitbestimmung ermöglichen.
Wann kehrt Franziskus in den Vatikan zurück?
Ob und wie der Papst seinen Jahrestag begeht, ließ der Vatikan offen. Persönliche Feiertage seien ihm nicht wichtig, hieß es. Doch hinter den Mauern des Vatikans stellt sich eine andere Frage: Wann wird Franziskus in den Kirchenstaat zurückkehren können?
Sein Zustand stabilisiere sich, bleibe aber fragil. Vatikansprecher Matteo Bruni versichert, es bestehe keine akute Lebensgefahr mehr, dennoch müsse der Papst weiterhin engmaschig medizinisch überwacht werden. Ein Entlassungstermin steht nicht fest: "Der Papst wird entlassen, wenn er entlassen werden kann", so Bruni.
Selbst wenn Franziskus bald aus dem Krankenhaus kommt, ist unklar, wie schnell er wieder öffentliche Termine wahrnehmen kann. Bereits in den vergangenen Jahren hatte seine Gesundheit ihn eingeschränkt. Seit 2022 nutzt er häufig einen Rollstuhl, 2023 unterzog er sich einer Bauchoperation, zuletzt kam es zu mehreren Stürzen in seiner Wohnung.
Besonders mit Blick auf die bevorstehende Karwoche und Ostern stehen viele Fragen im Raum. Traditionell leitet der Papst zentrale liturgische Feiern wie die Karfreitagsprozession und den Ostersegen "Urbi et Orbi". Ob Franziskus diese Termine wahrnehmen kann, ist fraglich. Hinter den Kulissen wird spekuliert, dass Kardinäle oder enge Vertraute einspringen könnten.
Seit seiner Krankenhauseinweisung gibt es keine aktuellen Bilder oder Videos von ihm. In einer kürzlich veröffentlichten Audiobotschaft konnte man ihn mit brüchiger Stimme und hörbarer Atemnot hören. Das Fehlen visueller Beweise für seinen Zustand befeuert Spekulationen über seine tatsächliche Verfassung.
Ein Pontifikat im Wandel
Die anhaltende Abwesenheit von Franziskus führt vor Augen, dass sein Pontifikat in eine neue Phase tritt. Früher prägten Reisen und Reformen sein Amt, doch nun rückt seine Gesundheit zunehmend in den Mittelpunkt. Aktuell läuft das Heilige Jahr 2025 – ein kirchliches Großereignis, zu dem Millionen Pilger in Rom erwartet werden. Doch ob Franziskus in der Lage sein wird, dieses Ereignis aktiv zu gestalten, ist ungewiss.
Sein Gesundheitszustand könnte auch die Debatte um eine mögliche Amtsaufgabe neu entfachen. Bislang hat Franziskus einen Rücktritt stets ausgeschlossen. Doch mit seinem anhaltenden Krankenhausaufenthalt dürfte die Diskussion weiter an Fahrt aufnehmen.
Mit Informationen von KNA, dpa, epd, AP und AFP
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