Julia Nawalnaja hat in einem millionenfach aufgerufenen Video erklärt, sie werde die Arbeit ihres Mannes weiterführen. In dem Video machte sie Russlands Präsident Wladimir Putin verantwortlich für den Tod von Alexej Nawalny. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete ihre Worte daraufhin als "unflätige und absolut unbegründete Anschuldigungen gegen den russischen Staatschef". Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny war vergangene Woche in Haft gestorbenen.
Im Video: Botschaft von Julia Nawalnaja
Von Peskows Äußerung wiederum zeigte sich Julia Nawalnaja unbeeindruckt und forderte die Herausgabe der Leiche ihres Mannes. "Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt", schrieb Julia Nawalnaja am Dienstag im Onlinedienst X (vormals Twitter). "Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen", forderte sie. Mit "Sprecher des Mörders" war Peskow gemeint.
Die Weigerung der russischen Behörden, den Leichnam an Nawalnys Mutter zu übergeben, sei Teil eines Vertuschungsversuchs, so Julia Nawalnaja. "Sie verstecken feige und gemein seine Leiche, weigern sich, sie seiner Mutter zu geben und lügen erbärmlich", so Nawalnaja.
Nawalnaja vorübergehend auf X gesperrt
Auf X wurde dann Julia Nawalnaja zunächst gesperrt. Auf ihrem erst am Vortag eingerichteten Konto erschien der Hinweis: "Konto gesperrt. X sperrt Konten, die unsere Regeln verletzen". Nähere Angaben zu den Gründen wurden nicht gemacht. Kurze Zeit später wurde das Konto wieder freigeschaltet. Es war zunächst unklar, warum es gesperrt wurde.
Nawalnaja: EU darf russische Präsidentschaftswahl nicht anerkennen
Julia Nawalnaja forderte in einer am Dienstag veröffentlichten Videobotschaft von der Europäischen Union, die Präsidentschaftswahl in Russland im März nicht anzuerkennen. "Ein Präsident, der seinen politischen Hauptkonkurrenten ermordet, kann per Definition nicht legitimiert sein", so Julia Nawalnaja. An die Adresse der EU sagte sie: "Erkennen Sie diese Wahl nicht an."
Julia Nawalnaja rief die Anhänger ihres Mannes auf, Putin jetzt mit noch größerem Eifer zu bekämpfen. Russland müsse von der korrupten Elite aus "Banditen in Uniform, Dieben und Mördern" befreit werden. Als sicher gilt, dass Amtsinhaber Putin im März als Präsident wiedergewählt wird und damit bis mindestens 2030 an der Macht bleiben kann.
Mutter Nawalnys: "Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin"
Alexej Nawalnys Mutter appellierte erneut an Putin, den Leichnam ihres Sohnes freizugeben. Ljudmila Nawalnaja hatte sich seit Samstag darum bemüht, die Leiche des 47-Jährigen ausgehändigt zu bekommen. "Den fünften Tag in Folge habe ich ihn nicht sehen können. Sie wollen mir seine Leiche nicht geben. Und sie sagen mir nicht einmal, wo er ist", sagte sie in einem Video, das vor der arktischen Strafkolonie Nr. 3 in Charp, etwa 1.900 Kilometer nordöstlich von Moskau, aufgenommen wurde und von Alexej Nawalnys Team in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde. In der Strafkolonie war Nawalny nach Angaben der Gefängnisverwaltung am Freitag zu Tode gekommen.
"Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin. Die Lösung dieser Angelegenheit hängt allein von Ihnen ab. Lassen Sie mich endlich meinen Sohn sehen. Ich verlange, dass Alexejs Leiche unverzüglich freigegeben wird, damit ich ihn wie ein menschliches Wesen bestatten kann." Alexej Nawalnys Mutter in dem Video
Moskau eröffnet weiteres Strafverfahren gegen Nawalnys Bruder
Im Visier der russischen Behörden steht nun verstärkt Alexej Nawalnys Bruder Oleg. Moskau eröffnete gegen ihn staatlichen Angaben zufolge ein neues Strafverfahren. Was genau Oleg Nawalny zur Last gelegt wird, meldete die russische Nachrichtenagentur Tass zunächst nicht.
Die Polizei suche aber bereits nach Oleg Nawalny. Er steht bereits im Zusammenhang mit einer anderen Angelegenheit auf einer Fahndungsliste.
Todesnachricht zu Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz
Alexej Nawalny, einer der prominentesten Widersacher Putins, war nach Angaben der russischen Strafvollzugsbehörde am Freitag in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren bei einem Hofgang plötzlich zusammengebrochen und gestorben. Nawalnys Tod wurde am Tag der Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz bekannt gegeben. Die russischen Behörden erklärten, die Todesursache sei weiter unbekannt.
Das Todesermittlungsverfahren werde ausgedehnt. Das Ergebnis der Untersuchung dürfte im Ausland auf Skepsis stoßen. Staats- und Regierungschefs weltweit haben bereits erklärt, dass sie die Verantwortung bei Putin sehen. Der Tod Nawalnys beraubte die russische Oppositionsbewegung ihrer bekanntesten Galionsfigur.
Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters
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