Der heftige Wintereinbruch zu Beginn des Monats in weiten Teilen Bayerns ließ viele hoffen: Sicher würden sich die Rekord-Schneemassen bis zum Fest halten können und der Freistaat wieder einmal weiße Weihnachten erleben. Milde Atlantikluftmassen und wolkenreiches Tiefdruckwetter mit häufigen, teils länger anhalten Regenfällen sorgten aber dafür, dass von der weißen Pracht im Flachland inzwischen nichts mehr übrig ist. Gibt es trotzdem noch eine Chance auf Schnee an den Feiertagen?
- Zum Artikel: Dezember in Bayern: War früher wirklich mehr Schnee?
Laut dem BR-Meteorologen Christian Lorenz lässt sich die Frage für die meisten Regionen in Bayern aktuell mit "Nein" beantworten. Nur im Frankenwald, im Fichtelgebirge, im Oberpfälzer und Bayerischen Wald in Lagen oberhalb von 600 bis 800 Metern sowie an den Alpen in Lagen oberhalb von 800 bis 1.000 Metern besteht noch Hoffnung auf weiße Weihnachten. Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, und auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald wird es mit größter Wahrscheinlichkeit Schnee über die Feiertage geben.
Der Heilige Abend wird windig und teilweise verregnet
An Heiligabend liegen wir zwischen einem kräftigen Hochdruckgebiet über Südwesteuropa und einer umfangreichen Tiefdruckzone über Nord- und Nordosteuropa. Dabei gelangt mit einer kräftigen westlichen bis nordwestlichen Strömung feuchte und relativ milde Atlantikluft nach Bayern.
Somit ist es an Heiligabend bei starken Winden oft bewölkt und es fällt zeitweise Regen, einzig in den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge sowie an den Alpen kann es anfangs auch schneien. Außer in den Kammlagen sowie in mittleren und hohen Lagen der Alpen wird davon aber kaum etwas liegen bleiben. Nachmittags gibt es am Alpenrand mitunter sonnige Abschnitte. Die Höchstwerte liegen zwischen 6 und 10 Grad.
An den Weihnachtsfeiertagen gibt es Chance auf Sonne
An den Weihnachtstagen nimmt von Südwesten der Hochdruckeinfluss insgesamt etwas zu und es setzt sich eine leichte Wetterbesserung durch. So ist es am ersten Weihnachtstag im Süden Bayerns wechselnd bewölkt, mit sonnigen Abschnitten und vereinzelten Schauern. Im Norden ist es meist bewölkt, später am Tage fällt gebietsweise Regen.
Am zweiten Weihnachtstag ist es bayernweit teils bewölkt oder trüb, teils sonnig; insgesamt ist es im Süden Bayerns durch die Nähe zu einem Hoch über Südwesteuropa freundlicher als im Norden des Freistaats. Vereinzelt fällt Regen, vor allem im Norden und Osten Bayerns.
Und es bleibt auch an den Weihnachtsfeiertagen bei noch mitunter lebhaften Winden zu mild; so liegen die Höchstwerte am ersten Weihnachtstag zwischen 7 und 12 Grad, am zweiten Weihnachtstag bei 5 bis 10 Grad. Bleibt also nur die Erinnerung an frühere Weihnachten, die ja mehrheitlich kalt und weiß waren – oder?
Grüne Weihnachten sind normal in Bayern
Nein. BR24 hat die langjährige Statistik des Deutschen Wetterdienstes (DWD) analysiert und diese zeigt: Grüne Weihnachten sind in Bayern nichts Ungewöhnliches, sondern eher die Norm. Auf der folgenden Karte ist zu sehen, wie oft es an 371 Orten in Bayern seit 1991 "weiße Weihnachten" gab.
Damit ist gemeint, dass an der entsprechenden Wetterstation an mindestens einem der drei Weihnachtstage eine geschlossene Schneedecke von mindestens einem Zentimeter gemessen werden konnte. Je heller der Punkt ist, desto mehr Jahre, in denen das der Fall war – wählen Sie einen Punkt aus, um noch mehr Details zu erfahren:
Grafik: Wo in Bayern gab es am häufigsten weiße Weihnachten?
Gut erkennbar: Bei der Verteilung kommt es, neben der Topografie, vor allem auf die Höhenlage an. An allen Stationen, die höher als 600 Meter über dem Meeresspiegel liegen, waren im Schnitt mehr als zwei Drittel der Weihnachtsfeste weiß. In Oberammergau etwa, auf einer Höhe von mehr als 800 Metern, gab es an 23 von 32 Weihnachtsfesten Schnee.
Weiße Feiertage für ganz Bayern gab's zuletzt 2010
Dass es an fast allen Wetterstationen an Weihnachten schneite, ist zuletzt 2001 und 2010 passiert. Das vergangene Jahr war eher grün: Nur an drei Messstationen konnte 2022 über die Feiertage Schnee gemessen werden – in Glashütte in Kreuth, der Oberen Firstalm in den bayerischen Alpen und der Zugspitze.
Unterschiede gibt es auch in der Schneehöhe, die tendenziell abnimmt. In der folgenden Grafik sind verschiedene Messstationen auf unterschiedlicher Höhe dargestellt. Wählen Sie einen Ort aus, um die maximal gemessene Schneehöhe an Weihnachten pro Jahr zu sehen.
Grafik: So hoch liegt an Weihnachten der Schnee – Beispiele
Laut BR-Meteorologe Michael Sachweh hat die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten früher bei etwa 30 bis 40 Prozent gelegen. Heute dürften es nur noch rund 20 Prozent sein, schätzt der Experte. Die gestiegene Temperatur habe gerade in den Tieflagen Konsequenzen. "Hier reichen schon kleine Temperaturveränderungen aus, um über die Frage 'Schnee oder Regen' zu entscheiden."
Anhand von acht Orten in unterschiedlichen Höhenlagen zeigt die folgende Grafik beispielhaft diese Entwicklung:
Grafik: Weiße Weihnachten von 1961 bis 2022:
Importierte Wunschvorstellung aus den USA
Wie BR-Meteorologe Michael Sachweh erklärt, liegen 90 Prozent der bayerischen Gemeinden im sogenannten Tiefland – unterhalb einer Höhenlage von 500 bis 600 Metern. "Die Neigung zu grünen Weihnachten hat es bei uns schon immer gegeben, im Fachjargon spricht man vom sogenannten 'Weihnachtstauwetter'." Und in den kommenden Jahren werde durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit auf weiße Weihnachten in Bayern noch weiter abnehmen.
Insgesamt sei die weiße Weihnacht eher eine romantische Vorstellung, die wir aus den USA übernommen hätten. Diese werde uns auch in zahlreichen amerikanischen Weihnachtsfilmen mit einem "Winter-Wonderland" bei dem der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten durch verschneite Landschaften fährt, nähergebracht. "Die USA haben aber ein ganz anderes Winterklima als wir, besonders für die Nordstaaten sind weiße Weihnachten nichts Ungewöhnliches", so der Meteorologe.
Dezember ist der schwächste Wintermonat in Bayern
Der Dezember war in Bayern auch noch nie der Monat mit den größten Schneehöhen. Nur vereinzelt gab es Jahre, in denen die mittleren Maximalwerte des Dezembers die im Januar oder Februar gemessenen überschritten – so zum Beispiel in diesem Jahr. In der Grafik sind Schneehöhen beispielhaft in den Wintermonaten der Jahre 1961, 1991, 2021 und 2023 (Stand 16.12.23) an verschiedenen Messstationen auf unterschiedlicher Höhe dargestellt.
Grafik: Schneehöhe in den Wintern der Jahre 1961, 1991, 2021 und 2023
Über die Daten
Alle untersuchten Daten werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zur Verfügung gestellt. Grundlage für die Karte sind die Daten von 371 Wetterstationen, in denen zwischen 1991 und 2022 in nicht mehr als fünf Jahren die Daten für den 24., 25. und 26. Dezember fehlen. Grundlage für die weiteren Grafiken sind die Daten von Wetterstationen, in denen zwischen 1961 und 2022 in nicht mehr als zehn Jahren die Daten für den 24., 25. und 26. Dezember fehlen. Der Stand der Daten für das Jahr 2023 ist der 16. Dezember. Die Angabe der Höhe der Stationen bezieht sich auf die genaue Lage der jeweiligen Messstation über dem Meeresspiegel.
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