In den Sommermonaten kämpfen die Feuerwehren in Südeuropa jedes Jahr gegen verheerende Waldbrände. Auch die Urlaubsregion Südtirol in Norditalien erlebt in diesem Jahr eine außergewöhnliche Brandserie. Auch die Regionen Sizilien und Apulien melden zahlreiche Waldbrände. In Spanien haben die Flammen bereits mehr als 197.000 Hektar Wald zerstört.
Trockenheit und Schneemangel begünstigen Brände in Südtirol
Am Freitag verursachten Blitzeinschläge bei einem heftigen Gewitter erneut mehrere kleine Waldbrände in der norditalienischen Region Südtirol. Zudem musste die Feuerwehr wegen umgestürzter Bäume ausrücken. Südtirol ist in diesem Sommer von vielen Waldbränden betroffen, weil es wenig geregnet und im Winter kaum geschneit hat.
Wegen anhaltender Trockenheit hat die Autonome Provinz Bozen bereits den Wassernotstand ausgerufen, unter anderen im Einzugsgebiet des Flusses Etsch. So ist es verboten, zwischen 9 und 20 Uhr öffentliche und touristische Grünflächen zu gießen. Unter anderem für die Region um Bozen galt am Wochenende die Hitzewarnstufe Rot mit Temperaturen um die 38 Grad.
Italien zählt bereits 4.000 Einsätze mehr als im Vorjahr
Auch andernorts in Italien brennt der Wald. Vom 15. Juni bis 21. Juli wurden landesweit mehr als 32.900 Einsätze gezählt, etwa 4.000 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres, wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte.
Am häufigsten griffen die Feuerwehrleute bislang auf Sizilien und in Apulien ein. Mittlerweile beklagen die Behörden außerdem ein Todesopfer: Eine Polizistin und Mitarbeiterin des Zivilschutzes sei am Donnerstag in der Gemeinde Prepotto an der italienisch-slowenischen Grenze östlich von Udine bei Löscharbeiten ums Leben gekommen.
In Italien herrscht seit Monaten eine extreme Dürre, so dass sich die Flammen immer wieder rasch auf den trockenen Böden ausbreiten können. Oft stecken hinter den Feuern Fahrlässigkeit oder Brandstiftung. Hinzu kommt, dass häufig der Wind den Flammen Vortrieb gibt.
Hitze und immer neue Brände in Griechenland
Auch in Griechenland wüten derzeit einige Waldbrände. Auf der Mittelmeerinsel Lesbos musste am Samstag ein beliebter Badeort wegen eines Waldbrands geräumt worden. Im Küstenort Vatera wurden nach Informationen des staatlichen TV-Senders ERT mindestens zwei Gebäude Opfer der Flammen. Die Feuerwehr setzte sieben Flugzeuge und einen Hubschrauber ein, um den Brand zu bekämpfen. Vom Festland wurde Verstärkung erwartet.
Wegen der starken Rauchbildung suchten Einwohner von Vatera Zuflucht an den Stränden. Die Besatzungen von Booten der Küstenwache brachten sie dann in Sicherheit, berichtete das Staatsfernsehen. Der Bürgermeister von West-Lesbos ordnete die Evakuierung nach Informationen der Nachrichtenagentur ANA als Vorsichtsmaßnahme an. Er teilte keine Zahl der Evakuierten mit. Mehrere Busse und kleine Schiffe standen bereit.
Trockenheit und hohe Temperaturen würden in den kommenden Tagen fast alle Landesteile Griechenlands heimsuchen und "die perfekte Kulisse" für weitere Brände schaffen, warnten Meteorologen im griechischen Rundfunk. In zentralen Landesteilen herrschten bereits am frühen Samstagmorgen Temperaturen um die 38 Grad. Stellenweise sollen die Thermometer am Nachmittag Werte von mehr als 40 Grad Celsius zeigen, teilte das Meteorologische Amt mit. Noch heißer soll es Anfang der nächsten Woche werden, die Hitze werde bis Anfang August andauern, hieß es.
Spanien meldet das bisher verheerendste Waldbrand-Jahr
Dramatische Zahlen kamen am Freitag zudem aus Spanien: Dort ist 2022 schon jetzt das verheerendste Waldbrand-Jahr seit Beginn der Erfassungen. Seit Beginn des Jahres hätten die Flammen mehr als 197.000 Hektar Wald zerstört, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE unter Berufung auf das europäische Erdbeobachtungssystem Copernicus. Das sei bereits mehr als im gesamten bisherigen Rekordjahr 2012, als die Waldbrände in Spanien 189.376 Hektar vernichteten. Zum Vergleich: Die knapp 200.000 Hektar (2.000 Quadratkilometer), die bislang 2022 vernichtet wurden, entsprechen rund 80 Prozent der Fläche des Saarlandes.
Spanien ist damit in diesem Jahr vor Rumänien (knapp 150.000 Hektar), Portugal (gut 46.000), Frankreich (knapp 40.000), Kroatien (ca. 31.000) und Italien (gut 25.000 Hektar) das von Waldbränden am stärksten betroffene Land unter den vom Copernicus-System erfassten Staaten Europas.
Am Freitag hatte sich die Lage allerdings weiter verbessert. Nachmittags waren nach Angaben der verschiedenen Regionalbehörden nur wenige größere Feuer aktiv, darunter in Galicien im Nordwesten des Landes sowie auf der Kanaren-Insel Teneriffa vor der Westküste Afrikas.
Weltkriegs-Blindgänger erschweren Löscharbeiten in Slowenien
Auch die Waldbrände im Karstgebiet Sloweniens dauern an. Wegen der Bedrohung durch die Flammen mussten am Freitag erneut drei Dörfer im Westen des Landes evakuiert werden. 1.000 Feuerwehrleute und 300 weitere Helfer waren im Einsatz, berichtete die Nachrichtenagentur STA. Immer wieder aufkommende Winde sowie enorme Trockenheit erschweren die Brandbekämpfung.
Ein weiteres Problem sind Blindgänger aus dem Ersten Weltkrieg: Im Isonzo-Tal und in den Julischen Alpen hatten zwischen 1915 und 1918 erbitterte Schlachten zwischen Österreich-Ungarn und Italien stattgefunden. Der slowenische Verteidigungsminister Marjan Sarec sagte, wegen der Blindgänger könnten die Feuerwehrleute nicht in die Tiefen der Wälder vordringen. Deshalb erfolge die Brandbekämpfung vornehmlich aus der Luft.
Mit Material der Agenturen dpa und afp.
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