Cyberangriffe stellen laut Deutscher Krankenhausgesellschaft eine immer größere Bedrohung für Kliniken dar. "Die technische Infrastruktur gerade großer Krankenhäuser ist heute unglaublich komplex", sagte der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Diese stark heterogenen Systeme abzusichern, erfordert einen immensen personellen und auch finanziellen Aufwand."
Krankenhäuser fordern Unterstützung bei Hacker-Abwehr
Den Krankenhäusern fehlten vielfach die notwendigen Rahmenbedingungen, um digitale Attacken abzuwehren, so Gaß. Er sehe deswegen die Politik in der Pflicht. "Die Bundesländer müssen ihren Investitionsverpflichtungen nachkommen, um notwendige Maßnahmen in den Kliniken umzusetzen und nicht im jahrelangen Antrags- und Bürokratiewahnsinn den Angriffen hinterherzulaufen."
Gaß warnte vor allem vor dem Risiko eines Ausfalls telemedizinischer Angebote wie der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, dem E-Rezept oder der am Freitag vom Bundesrat für 2025 auf den Weg gebrachten E-Patientenakte. Diese würden künftig immer "mehr im Mittelpunkt der Versorgung" stehen, weshalb ein Ausfall der dafür erforderlichen Telematikinfrastruktur (TI) weitreichende Folgen hätte.
Auch bayerische Kliniken von Cyber-Attacken betroffen
Erst kürzlich war ein Hackerangriff auf die Bezirkskliniken Mittelfranken bekannt geworden. Es seien Daten verschlüsselt worden, teilten die Kliniken mit. Auch personenbezogene und unternehmensinterne Dokumente seien in die Hand der Hacker gefallen. Alle Systeme seien deshalb aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen worden, so die Kliniken. Die Versorgung der Patienten war nach Angaben der Kliniken zwar sichergestellt, aber die Krankenhäuser im Verbund hatten sich wegen des Hackerangriffs von der Notfallversorgung abgemeldet.
Ein weiterer Fall in Bayern hatte sich im Oktober 2023 ereignet. Die Deegenbergklinik in Bad Kissingen war Opfer eines Hackerangriffs geworden, Patientendaten gerieten ins Dark Web. Das gesamte Klinik-System wurde dabei heruntergefahren und ein Notfallplan eingeleitet. Nach Angaben des ärztlichen Direktors wurde der Klinikbetrieb nachhaltig gestört.
Bundesamt für Sicherheit: Besorgniserregende Bedrohungslage
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schätzt die Bedrohungslage im Cyberraum insgesamt als besorgniserregend ein. "Diese Einschätzung gilt auch für Einrichtungen des Gesundheitswesens", hieß es. "Sie ergibt sich aus der allgemeinen Bedrohungslage und der zunehmenden Digitalisierung im Gesundheitswesen, die automatisch eine größere Angriffsfläche mit sich bringt." Insgesamt erhielt die Behörde für 2022/23 insgesamt 132 Meldungen zu Cyberattacken aus dem Gesundheits-Sektor.
Immer wieder sind Institutionen, Kommunen und auch Unternehmen in Bayern Hackerangriffen ausgesetzt. Gerade der Einsatz von Ransomware, also Erpresser-Software, nahm in den vergangenen Jahren extrem zu. So stellt die bayerische Zentralstelle für Cybercrime in Bamberg fest, dass es zuletzt wieder verstärkt zu Angriffen mit Schadsoftware kam. Auch mehrere Handwerkskammern im Freistaat wurden bereits gehackt.
Mit Informationen von KNA
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