Bootshafen in Kroatien
Bildrechte: BR/Susanne Fiedler
Videobeitrag

Kroatiens Adria - ein bedrohtes Urlaubsparadies?

Videobeitrag
>

Kroatiens Adria – ein bedrohtes Urlaubsparadies?

Kroatiens Adria – ein bedrohtes Urlaubsparadies?

Motoryachten, ein neues Kreuzfahrtterminal, Partyboote: Meeresschützer und Einheimische in Kroatien machen sich Sorgen um die Adria. Doch wie lässt sich Gewässerschutz in einem Land umsetzen, das größtenteils vom Tourismus am und auf dem Meer lebt?

Über dieses Thema berichtet: BR Story am .

Unberührte Buchten, einsame Strände: Kroatiens Wasserwelt ist ein Paradies, aber längst kein Geheimtipp mehr. In den letzten Jahren ist die kroatische Adria zum Hot-Spot für Segler und Motorbootfahrer geworden. Und Kroatien tut alles dafür, dass noch mehr Touristen und Schiffe kommen. Mit unabsehbaren Folgen.

Nautischer Tourismus boomt

Kroatien ist zwar ein kleiner Mittelmeer-Anrainer, aber dank seiner 1.244 Inseln und 6.278 km Küste ist es gerade für Segler und Motorboote attraktiv. Seit den 2000er Jahren haben allein die Bootsliegeplätze um 70 Prozent zugelegt. Im Vergleich zu den Übernachtungen ist der nautische Tourismus zwar nicht der wichtigste Tourismuszweig für Kroatien, doch er wertet das Land auf und zieht ein gehobenes Publikum an - eine Entwicklung auch mit Schattenseiten.

Ein Geschäft mit ökologischen Folgen

Mittlerweile kommen Vermögende aus ganz Europa nach Kroatien. Und ihr Lifestyle ist nicht nur richtig teuer, sondern trägt durch die schlechte CO2-Bilanz auch zur Erwärmung des Mittelmeeres bei. Neben den unzähligen kleinen Motorbooten, die vermietet werden, legen immer mehr Luxus-Yachten in den Marinas an – mit einem Treibstoff-Verbrauch von bis zu 150 Litern in der Stunde. Hinzukommen noch allerlei andere Hinterlassenschaften. Zwar ist per Gesetz vorgeschrieben, dass die Marinas Absaugstationen für das Schwarzwasser vorhalten müssen. Doch längst nicht alle Touristen nehmen das Angebot auch wahr.

Bakterien, Viren - und Mikroplastik

Die Wissenschaftlerin Maria Blazina arbeitet für das Meeresforschungsinstitut Ruder-Boskovic in Rovinj und sammelt umfangreiche Daten aus Wasserproben und den darin lebenden Muscheln. Muscheln sind ein guter Indikator für den Verschmutzungsgrad des Meeres, weil sich in ihnen Verunreinigungen und Giftstoffe ablagern. Sie und ihre Kollegen beobachten neben Bakterien und Viren, die die Gewässer belasten, noch ein anderes großes Problem: "Wir haben viele Beweise dafür gefunden, dass Plastikpartikel den Meerestieren extrem schaden. Mikroplastikpartikel werden in vielen verschiedenen Organen von Fischen, Muscheln und anderen Organismen gefunden." Zwar gilt auch in Kroatien ein Mehrwegsystem, doch die Touristen sind zu bequem, ihre Plastikflaschen zurückzugeben oder ihren Plastikabfall sachgerecht zu entsorgen.

  • Zum Artikel "Plastikschlucker: Mikroplastik in Mantarochen und Walhaien"

Umweltschutzorganisationen werden aktiv

Die Biologin Matea Spika von der Umweltschutzorganisation Sunce beobachtet eine zunehmende Vermüllung: "Im Sommer erreichen uns unzählige Beschwerden – denn die Öffentlichkeit reagiert sehr sensibel auf Meerverschmutzung, die von den Booten verursacht wird." Besonders an den Stränden und in den Buchten sammelt Sunce regelmäßig Abfall ein. Aber: "Es dauert drei Monate und dann müssen wir mit dem Einsammeln von vorne anfangen."

Anker zerstören Schutzräume

Hinzu kommt: Die ankernden Yachten und Segelboote richten große Schäden am Meeresgrund an. Bereits jetzt ist in den letzten Jahren fast 30 Prozent des wertvollen Seegrases Posidonia zerstört worden. Dabei sind diese Wiesen ein idealer Schutzraum für Jungfische. Der große Kritikpunkt: Für vieles gibt es keine Regelungen. "Alle machen, was sie wollen", so die Biologin Maria Blazina. Sie fordert strengere Regeln seitens der EU, damit der Umweltschutz in Kroatien endlich vorankommt.

Schrumpfende Fischbestände

Denn Meerestiere reagieren empfindlich auf Lärm und ziehen sich in tieferes Gewässer zurück. Und auch Muscheln und Austern leiden. David Skoko, ein bekannter Fernsehkoch mit eigenem Restaurant, spricht vielen Einheimischen aus dem Herzen, wenn er angesichts leerer Netze und verbauter Küsten ein Umdenken fordert: "Ich möchte nicht, dass meine Kinder in einer Geisterstadt aufwachsen. Wenn also jemand hier ein Haus kauft aus dem Ausland - dann komm und lebe mit uns. Bleib hier. Verbringe Zeit mit uns. Und denke nicht die ganze Zeit an vermieten, verkaufen, ans Geschäft. Komm und lebe hier, werde einer von uns."

Sein Motto: Weniger ist mehr. Damit Kroatien und seine Küste lebenswert bleibt für alle – Touristen und Einheimische.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!