Es ist ein trauriger Rekord: Seit Beginn der Temperatur-Aufzeichnungen war es in keinem Jahrzehnt so warm wie im vergangenen. Und das Jahr 2023 war das Jahr mit den höchsten jemals gemessenen Temperaturen, schreibt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in ihrem Jahresbericht (externer Link). Aber damit noch nicht genug: Das laufende Jahr wird laut dem WMO-Experten Omar Baddour mit "hoher Wahrscheinlichkeit" sogar noch wärmer als 2023.
Eine Folge der Erderwärmung ist laut WMO auch eine wachsenden Ungleichheit. Denn aufgrund von extremer Hitze, Dürre oder Überschwemmung waren Ende 2023 mehr als doppelt so viele Menschen von Hunger bedroht wie noch Ende 2019.
Guterres: Der Planet ist "am Rande des Abgrunds"
WMO-Chefin Andrea Celeste Saulo nannte es zutiefst beunruhigend, dass die Ozeane sich immer weiter erwärmen, die Gletscher schmelzen und die Polkappen auftauen. UN-Generalsekretär António Guterres sprach angesichts des sich ständig beschleunigenden Klimawandels von einem "Planeten am Rande des Abgrunds". Schuld daran sei, dass der Mensch nach wie vor fossile Brennstoffe nutze. Das führe zu einem noch nie dagewesenen "Klimachaos".
Die maximale Klimaerwärmung von 1,5 Grad, auf die die Pariser Klimakonferenz sich 2015 geeinigt hatte, war im letzten Jahr schon beinahe erreicht. Denn die durchschnittlichen Oberflächentemperaturen lagen etwa 1,45 Grad über dem vorindustriellen Zeitalter, so der Bericht. WMO-Chefin Saulo nannte das ein "rotes Warnsignal an die Welt". Die Klimakrise ist nach ihren Worten die derzeit die größte Herausforderung für die Menschheit.
Meeresspiegel so hoch wie noch nie gemessen
Auch die Ozeane heizen sich auf. Im vergangenen Jahr erlebten 90 Prozent der Weltmeere eine oder mehrere Hitzewellen. Das habe "tiefgreifende negative Folgen" für Meeres-Ökosysteme und Korallenriffe, so die WMO.
Und auch beim Abschmelzen der Gletscher war 2023 ein Rekordjahr. Nie zuvor seit 1950 ist ihr Eis so stark zurückgegangen, und das vor allem in Europa und im Westen Nordamerikas - etwa auf der Zugspitze. Die Schweizer Gletscher etwa haben in den vergangenen zwei Jahren zehn Prozent ihres Volumens verloren.
Infolge der Meereserwärmung und der Schmelze von Gletschern und Polkappen ist der Meeresspiegel im letzten Jahrzehnt doppelt so stark angestiegen wie im Jahrzehnt davor und hat - seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1993 - einen Höchststand erreicht.
Immerhin: Die Hälfte mehr regenerative Energiequellen
Einen "Hoffnungsschimmer" gibt es der WMO zufolge dennoch: Die Energiegewinnungskapazitäten aus regenerativen Quellen wie Solarzellen und Wasserkraftwerken stiegen im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent an.
Die Welt habe noch immer die Chance, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und das "schlimmste Klimachaos zu verhindern", sagte UN-Generalsekretär Guterres: "Wir wissen, wie es geht."
Im Video: Klimaerwärmung auf bisherigem Höchststand
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!