19.10.2024, Sachsen-Anhalt, Halle (Saale): Ines Schwerdtner (l) und Jan van Aken verfolgen auf dem Bundesparteitag der Partei Die Linke die Rede des scheidenden Parteivorsitzenden. Beide stehen zur Wahl für die neue Parteispitze. Auf dem dreitägigen Parteitag wählen die Delegierten einen neuen Vorstand. Foto: Hendrik Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Bundesparteitag Die Linke

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Linke wählt Parteispitze: Neustart mit Schwerdtner und van Aken

Linke wählt Parteispitze: Neustart mit Schwerdtner und van Aken

Die Linkspartei hat ein neues Führungsduo: Ines Schwerdtner und Jan van Aken wurden auf dem Parteitag mit deutlicher Mehrheit gewählt. Nach der Abspaltung um Sahra Wagenknecht kämpft die Partei um ihren politischen Neustart.

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Ines Schwerdtner und Jan van Aken sind neue Vorsitzende der Linkspartei. Sie wurden am Samstag auf dem Bundesparteitag in Halle an der Saale mit großer Mehrheit gewählt - die Publizistin Schwerdtner erhielt 79,8 Prozent der Stimmen, der frühere Bundestagsabgeordnete van Aken sogar 88,0 Prozent. Das neue Führungsduo tritt damit die Nachfolge von Janine Wissler und Martin Schirdewan an, die beide nicht mehr kandidiert hatten.

Van Aken will sich mit "unanständig Reichen" anlegen

Die Partei steckt nach der Abspaltung des Flügels um die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht in einer Existenzkrise. Sie schwächelt auch in Ostdeutschland, früher Kernland der Linken und ihrer Vorgängerin PDS. Bundesweit liegt die Linke in Umfragen bei drei bis vier Prozent. Erklärtes Ziel ist der Wiedereinzug in den Bundestag 2025. 

Van Aken sagte bei seiner Vorstellung, er wolle der Mehrheit im Land eine Stimme geben und sich mit den "unanständig Reichen" anlegen. Die Linke solle wieder Hoffnung machen. "Ich habe keine Lust mehr, den Menschen zu erzählen, wie scheiße es ihnen geht", meinte van Aken. Er erhielt 88 Prozent von 542 Stimmen. Der 63-Jährige ist Biologe und hat nach eigenen Worten bei Greenpeace gelernt, wie man Kampagnen organisiert.

Von 2004 bis 2006 war er Biowaffeninspekteur der Vereinten Nationen. Seit 2007 ist van Aken in der Linken und war zeitweise stellvertretender Bundesvorsitzender. In seiner Bewerbungsrede sprach er davon, dass er früher Messdiener gewesen sei: Was für Katholiken Nächstenliebe sei, heiße bei Linken Solidarität. 

Schwerdtner attackiert Unions-Kanzlerkandidat Merz

Schwerdtner hatte für die weibliche Position in der Doppelspitze keine Gegenkandidatin. Sie erzielte 79,8 Prozent der Stimmen. In ihrer Bewerbungsrede sagte sie, die Linke sei "die solidarische Kraft" in Deutschland. Sie wünsche sich eine Partei, "die das Leben zum Besseren verändern kann" und die den Standpunkt "von einfachen Menschen" einnehme, rief auch sie zur Solidarität auf.

Die 35-Jährige wandte sich mit Blick auf die Ampel-Parteien "gegen eine Rückschrittskoalition, die es schafft, in einer der größten Wirtschaftskrisen noch zu kürzen". Ebenso kritisierte sie CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz: "Wir brauchen auch nicht einen Blackrock-Lobbyisten als Kanzlerkandidaten", verwies sie auf dessen frühere Tätigkeit für den US-Finanzkonzern.

Neue Vorsitzende der Linken war früher Journalistin

Ines Schwerdtner wurde 1989 im sächsischen Werdau geboren und zog als Kind mit ihrer Familie nach Hamburg, wo ihre Eltern eine berufliche Zukunft suchten. "Die Trennlinie zwischen Ost und West zieht sich auch durch mein Leben", schreibt die 35-Jährige auf ihrer Webseite. 

Schwerdtner studierte in Berlin Politikwissenschaften und Englisch und später im Masterstudium politische Theorie in Frankfurt am Main. Als Journalistin schrieb sie über die Linke und deren Konflikte. Irgendwann habe sie sich entschieden, selbst für die Partei aktiv zu werden statt nur über ihr etwaiges Ende zu schreiben, sagt sie. 

Mit Informationen von dpa und AFP.

Im Video: Die neue Doppelspitze der Linken

Die Linke hat in Halle eine neue Doppelspitze gewählt: Publizistin Ines Schwerdtner und den früheren Bundestagsabgeordneten Jan van Aken.
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Die Linke hat in Halle eine neue Doppelspitze gewählt: Publizistin Ines Schwerdtner und den früheren Bundestagsabgeordneten Jan van Aken.

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