Präsident Emmanuel Macron will mit einem weit gefächerten Maßnahmenkatalog das Vertrauen der Franzosen zurückgewinnen. Bei einer Pressekonferenz verkündete er am Abend umfangreiche Bildungsreform-Pläne. Vor allem zwei Punkte haben das Zeug, in der "Grande Nation" Debatten auszulösen: Macron will die "Bildschirmzeit" von Kindern begrenzen und Schuluniformen einführen; dies zunächst versuchsweise.
Die Uniform solle zunächst an 100 Schulen getestet und möglicherweise 2026 flächendeckend eingeführt werden, erklärte Macron in Paris. Auf der Basis von Empfehlungen von Experten werde die Regierung zudem Regeln für den "vernünftigen Gebrauch von Bildschirmen" in der Familie und in der Schule aufstellen, sagte Macron - wie diese umgesetzt werden sollen, ist bisher offen.
Elternzeit: das Stiefkind soll aufgepäppelt werden
Macron kündigte außerdem eine sechs Monate lange, "besser bezahlte" Elternzeit an, die von beiden Eltern genommen werden könne. Bislang nehmen Eltern in Frankreich vergleichsweise wenig Elternzeit, weil dies mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden ist. Väter nehmen nach der Geburt eines Kindes häufig nur wenige Tage oder Wochen frei.
Mehr Gemeinschaftskunde, mehr Theater
In den Schulen solle künftig wieder verstärkt Gemeinschaftskunde unterrichtet werden, um Schülerinnen und Schülern "die bedeutenden Texte der Republik" nahezubringen, kündigte der Präsident an. Für Mittelschüler ist künftig verpflichtender Theaterunterricht vorgesehen. "Das gibt Selbstvertrauen", sagte Macron, der in seiner Jugend selber Theater gespielt hat.
Live-Übertragung auf mehreren Sendern
Bildungspolitik genießt in Frankreich traditionell einen hohen Stellenwert, zudem ist Macron mit einer Deutschlehrerin verheiratet. Dennoch ist die Form von Macrons Pressekonferenz ungewöhnlich: Sie dauerte rund zwei Stunden und wurde von mehreren Sendern live übertragen.
Die Opposition kritisierte dieses Format. "Das erinnert an Zeiten des Staatsfernsehens, wie der Präsident sich Zugang zu den Wohnzimmern verschafft", sagte der sozialistische Fraktionschef im Senat, Patrick Kanner, dem Sender Public Sénat. Es war der erste Termin Macrons in diesem Format seit 2019.
Neuer Anlauf mit neuem Kabinett
Erst vor einer Woche hatte Macron nach Querelen um eine Heraufsetzung des Rentenalters und ein neues Einwanderungsgesetz sein Kabinett umfassend erneuert und den erst 34-jährigen früheren Bildungsminister Gabriel Attal zum neuen Regierungschef ernannt. Bei der Pressekonferenz führte allerdings wieder der Präsident das Wort. "Man hat den Eindruck, als ob das Amt des Premierministers gar nicht mehr existiert", sagte die linkspopulistische Fraktionschefin Mathilde Panot dem Sender BFM. Das nächste Mal könne Macron sich auch direkt selbst zum Premierminister ernennen, fügte sie hinzu.
Video: Das ist Frankreichs neuer Premierminister
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