Nach Schusswaffenangriff: Verdächtiger weiter auf der Flucht
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Großes Polizeiaufgebot in der Kleinstadt Lewiston im US-Bundesstaat Maine

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18 Tote bei Schusswaffenangriff im US-Bundesstaat Maine

Bei einem mutmaßlichen Amoklauf im US-Bundesstaat Maine sind nach letzten Angaben 18 Menschen erschossen worden, 13 wurden verletzt. Der Schütze ist auf der Flucht. Präsident Biden forderte erneut eine Verschärfung des Waffenrechts.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Nach den Schusswaffenangriffen im US-Bundesstaat Maine wird die Zahl der Opfer inzwischen mit 18 beziffert. 13 weitere Menschen seien verletzt worden, als ein Mann in einem Restaurant und in einer Bowlingbahn das Feuer eröffnet habe, sagte die Gouverneurin von Maine, Janet Mills, bei einer Pressekonferenz. Der Tatverdächtige, nach dem mit Hunderten Polizisten gesucht wurde, ist weiter auf der Flucht. Mills sagte, der 40-Jährige sei bewaffnet und gefährlich, und riet ihren Bürgern, sich ihm nicht zu nähern. In der Region herrscht Ausnahmezustand.

Täter auf der Flucht

Die Polizei teilte mit, gegen den Mann sei Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Sie sucht mit einem Großaufgebot nach einem 40-Jährigen. Am Donnerstagabend sah es zunächst so aus, als könnte die Polizei einen Erfolg erzielt haben. Der Sender CNN berichtete, Beamte der Bundespolizei FBI hätten vor dem Haus des Verdächtigen Stellung bezogen, seinen Namen gerufen und ihn aufgefordert: "Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!" Kurze Zeit später erklärte die Polizei auf der Plattform X: "Die Durchsagen, die über einen Lautsprecher zu hören sind, sind Standarddurchsagen bei der Vollstreckung eines Durchsuchungsbefehls, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten."

Die Suche nach dem Flüchtigen gestaltet sich auch deshalb sehr schwierig, weil die ländlich geprägte Gegend nur dünn besiedelt ist. Ermittler fürchten, er könnte sich in den Wäldern versteckt haben oder gar mit einem Boot geflüchtet sein. Hunderte Polizeibeamte durchkämmten die Gegend. Auch die US-Küstenwache fahndete nach ihm. Mit Informationen hielten sich die Behörden zurück. Der Mann ist laut Kollegen offenbar geübt darin, sich im Gelände zu bewegen. Medienberichten zufolge soll es sich um einen vom Militär trainierten Schusswaffenausbilder handeln.

Tatorte: Restaurant, Bowling-Center, Vertriebszentrum

Die Polizeibehörden der Stadt Lewiston und des dortigen Androscoggin County teilten mit, Einsatzkräfte hätten auf Schüsse an mehreren Orten reagiert. Die Polizei veröffentlichte dazu Überwachungskamera-Bilder eines mutmaßlichen Schützen. Zu sehen war darauf ein Mann mit einem vorgehaltenen Gewehr. Anwohner in der Gegend wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Sender ABC und CNN berichteten, die Attacken hätten sich in einem Grill-Restaurant und einem Freizeitzentrum mit Bowlingbahnen abgespielt. Die Lokalzeitung "Sun Journal" berichtete von drei Tatorten, nämlich zusätzlich noch von einem Walmart-Vertriebszentrum.

Der Bezirkssheriff bat die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Identifizierung des Verdächtigen und veröffentlichte auf Facebook zwei Fotos eines bärtigen Mannes, der ein langärmeliges Hemd und Jeans trug und ein Gewehr in Schussposition hielt.

Rätselraten über Motiv

Die Polizei identifizierte den 40-jährigen Reservesoldaten Robert C. als mutmaßlichen Täter. Nach Angaben der "Washington Post" hatte er sich im Jahr 2002 zum Militärdienst gemeldet, aber keine Kampfeinsätze absolviert. Er habe Ingenieurtechnik studiert, allerdings keinen Abschluss gemacht. Die Zeitung berichtete außerdem, das Verhalten des Mannes sei Kollegen vor einigen Monaten seltsam vorgekommen. Er soll schließlich zwei Wochen in psychiatrischer Behandlung gewesen sein und sich Medienberichten zufolge eingebildet haben, Stimmen zu hören.

Berichten zufolge fanden die Ermittler eine Notiz im Haus des Mannes. Sie machten aber keine Angaben über deren Inhalt. Die Familie des Tatverdächtigen kooperiert mit der Polizei. Die Schwester des Mannes soll Ermittlern laut dem Sender ABC gesagt haben, sie glaube, ihr Bruder habe an den Tatorten nach einer Ex-Freundin gesucht. Er und die Ex-Freundin hätten sich häufig in dem Freizeitzentrum und dem Grillrestaurant aufgehalten.

Biden fordert Verschärfung des Waffenrechts

Wie stets nach den "Mass Shootings" der vergangenen Jahre fordern demokratische Politiker schärfere Waffengesetze, die die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus unter ihrem frisch gewählten Vorsitzenden Mike Johnson wohl auch diesmal wieder verweigern wird.

Wörtlich erklärte Präsident Joe Biden: "Viel zu viele Amerikaner haben ein Mitglied in der Familie, das durch Waffengewalt getötet oder verletzt wurde. Das ist nicht normal, und wir können es nicht hinnehmen". Er forderte die Republikaner auf, mit seinen Demokraten zusammenzuarbeiten, um Sturmgewehre zu verbieten. "Dies ist das Mindeste, was wir jedem Amerikaner schulden, der nun die körperlichen und seelischen Narben dieses jüngsten Anschlags tragen muss", so Biden.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich bestürzt über die Tat. "Ich bin zutiefst erschüttert über den schrecklichen Anschlag in Lewiston, Maine. Mein Beileid geht an die Familien und Freunde der Opfer", schrieb Scholz auf Englisch auf der Plattform X.

Stadtrat: "Es ist einfach so unwirklich"

Robert McCarthy, Stadtrat von Lewiston, sagte, die Krankenhäuser in der kleinen Stadt seien nicht dafür ausgelegt, mit einer Lage wie dieser fertig zu werden - "sie tun, was sie können". Die Lage sei surreal. "Es ist einfach so unwirklich", sagte McCarthy. "Man sieht es in den Nachrichten und sagt sich, dass das hier nie passieren wird. Und dann passiert es hier und es haut dich einfach um."

Lewiston ist ein Ort mit etwa 39.000 Einwohnern im Südwesten von Maine. Der Bundesstaat liegt an der Ostküste der USA. Lewiston gehört zum Androscoggin County und liegt etwa 56 Kilometer nördlich von Portland, der größten Stadt Maines.

In den USA gehören Amokläufe und tödliche Schießereien auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind in den USA leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Regelmäßig erschüttern blutige Attacken mit vielen Opfern das Land.

Mit Informationen von dpa und Reuters.

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