Der russische Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Kiew ist nach Einschätzung des Militärexperten Nico Lange "mit völliger Absicht" geschehen. Lange sagte im Interview mit BR24, Russland wolle die ukrainische Bevölkerung terrorisieren und die Menschen aus deren Land vertreiben. Typisch sei auch, dass Russland hinterher dazu lüge. "Wir sollten uns da nicht naiver stellen, als wir sind."
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Lange: Angriff auf Kinderkrankenhaus schadet Putin nicht
Es sei nicht davon auszugehen, dass dieser Angriff Putin in seinem Land schaden werde. Denn er habe bei vielen Menschen Unterstützung, dass dieser Krieg mit allen Mitteln geführt werden müsse – Putin habe vor allen Dingen die Unterstützung der Propagandisten, die sagten, man müsse die Ukraine vernichten und dafür zu allen Mitteln greifen, so Lange.
Die Aufgabe der Nato sei es nun, die Ukraine so auszustatten, dass sie sich militärisch gegen Russland durchsetzen könne. "Diese Unterstützung, immer nur so ein bisschen und dann so lange wie notwendig, ist nicht die richtige Strategie, die die Ukraine braucht."
Nato-Einladung für Ukraine wäre "richtiges Signal"
Eine Einladung an die Ukraine zur Mitgliedschaft in der Nato wäre jetzt "das richtige Signal". Dies würde Putin abschrecken. "Die Mitgliedschaft in der Nato ist die einzige Sicherheitsgarantie in Europa, von der wir wissen, dass sie funktioniert."
Der Politikwissenschaftler geht davon aus, dass Putin versuchen werde, die Nato auf die Probe zu stellen. Denkbar seien hybride Aktionen oder Handlungen, die schwer einschätzbar seien. "Das Beste, was wir machen können, ist, ihm die Botschaft zu vermitteln: 'Wenn du dich mit uns anlegst, verlierst du auf jeden Fall.'"
Europa muss mehr für eigene Sicherheit tun
Putin setze darauf, dass die USA nicht mehr so stark für die europäische Sicherheit sorgten, wie dies früher der Fall gewesen sei. Deshalb müsse Europa jetzt mehr für die eigene Sicherheit tun – mit Ausgaben, mit leistungsfähiger Industrie und mit der Positionierung von europäischen Truppen an der Ostflanke. Deutschland komme dabei eine Führungsrolle zu, die es bisher nicht annehme, erklärte Lange.
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Im Video: Politikforscher Nico Lange zum anstehenden Nato-Gipfel
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