Es wäre ein Schritt zur möglichen Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen in Deutschland: Bei Barzahlungen soll auf die nächsten fünf Eurocent auf- oder abgerundet werden. Das schlägt das von der Bundesbank initiierte Nationale Bargeldforum (externer Link) vor, in dem der Einzelhandel, Bankenverbände, Geldtransporteure und Verbraucherschützer vertreten sind.
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"Das Bundesfinanzministerium wird gebeten, sich für eine gesetzliche Rundungsregelung in Deutschland einzusetzen und diese voranzutreiben", heißt es in einer von der Bundesbank veröffentlichten Mitteilung. "Die Rundungsregeln sollten in Europa möglichst einheitlich sein."
Falls eine solche Regelung für Deutschland kommen sollte, hieße das in der Praxis: Bei Barzahlung von 4,99 Euro beispielsweise würden dann 5 Euro fällig, statt 1,02 Euro müsste nur 1 Euro gezahlt werden.
Kleinmünzen zu teuer
"Insgesamt sind die ökonomischen und ökologischen Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport der Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Verhältnis zu ihrem Nennwert hoch", begründete Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz den Vorschlag. "Wenn wir auf den Umlauf von Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver. Außerdem wäre der Bargeldkreislauf nachhaltiger und effizienter."
Das Nationale Bargeldforum wurde 2024 gegründet. Es hat zum Ziel, "Bargeld als allgemein verbreitetes Zahlungsmittel zu sichern und verfügbar zu halten". Mitglieder des Forums sind Verbände der Kreditwirtschaft, des Einzelhandels, des Verbraucherschutzes, der Geld- und Wertdienstleistungsbranche und der Automatenbetreiber.
Klimpergeld an der Supermarktkasse macht keine Freude
Die Reaktionen auf den Vorschlag fallen gemischt aus: Bargeld ist und bleibe für viele Verbraucherinnen und Verbraucher das Zahlungsmittel Nummer Eins, sagt Dorothea Mohn, Finanzmarktexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Allerdings hätten viele Menschen nur ungern Kleinstmünzen im Geldbeutel: "An der Supermarktkasse den letzten Cent aus der Geldbörse zu suchen, macht vielen keine Freude." Und weiter: "Der Verzicht auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen würde die Kosten senken und den Bargeldkreislauf insgesamt effizienter und nachhaltiger machen."
Handelsverband: Noch viele Fragen zu klären
Der Handelsverband HDE setzt sich nach eigenen Angaben "nicht proaktiv für die Einführung einer Rundungsregel ein". Für den Einzelhandel sind krumme Beträge im Wettbewerb um die Kundschaft ein wichtiges Instrument zur Preisdifferenzierung. Der Handel stelle sich aber Initiativen anderer Akteure nicht entgegen, wenn von dort ein Impuls zur Rundung von Endbeträgen erfolge, teilte der HDE mit.
Allerdings weist HDE-Zahlungsdienstexperte Ulrich Binnebößel darauf hin, dass noch etliche Fragen zu klären wären: So müsste aus seiner Sicht eine Rundung für alle Handelsunternehmen verpflichtend sein. Geregelt werden müsse zudem der Umgang mit Kassendifferenzen sowie weitere steuerliche Detailfragen, das Vorgehen beim Kauf von preisgebundenen Artikeln sowie die Umstellung von Kassensystemen.
"Für den Einsatz einer Rundungsregel und somit für die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen sprechen aus Sicht des HDE sowohl logistische als auch umweltpolitische Gründe", so Binnebößel. "Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass im Handel ein Zusatzaufwand entsteht, solange mit Centmünzen gezahlt werde, diese aber nicht wieder ausgegeben werden."
In mehreren Ländern wird bereits gerundet
Einige Euroländer versuchen bereits, ohne die kleinsten Cent-Münzen auszukommen. Gänzlich abgeschafft sind sie aber auch dort nicht. Dies könnte nur auf europäischer Ebene beschlossen werden.
In Finnland zum Beispiel werden Barzahlungen per Gesetz auf den nächstgelegenen Fünf-Cent-Betrag gerundet – also etwa von 14,97 Euro auf 14,95 Euro. Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden dort zwar nicht in Umlauf gebracht, gelten aber weiterhin als gesetzliches Zahlungsmittel. Ein Geschäft in Finnland muss diese nur nicht akzeptieren, wenn es gesondert darauf hinweist. Ähnliche Regelungen gibt es in den Niederlanden, der Slowakei, Irland, Italien, Belgien und Estland.
Viele finden Ein- und Zwei-Cent-Münzen lästig
Umfragen zufolge sind Kleinmünzen nicht sehr beliebt: Im jüngsten Eurobarometer, das jährlich von der Europäischen Kommission in allen EU-Staaten in Auftrag gegeben wird, sprach sich die Mehrheit der Befragten dafür aus, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. Zudem kehren die Kupfermünzen seltener zu den nationalen Zentralbanken des Euroraums zurück: Ein Großteil landet in Sparschweinen oder geht verloren.
💡 Münzumlauf im Eurosystem
Die Münzhoheit im Eurosystem liegt bei den einzelnen Mitgliedstaaten. Deswegen weisen Münzen neben einer gemeinsamen europäischen Seite auch jeweils eine nationale Münzseite auf. Neben den bekannten Kursmünzen zwischen einem Cent bis zwei Euro kann jeder Staat eigene Sammlermünzen ausgeben: In Deutschland erfreuen sich unter anderem die 5-€- und 10-€-Münzen mit farbigem Polymerring einer großen Beliebtheit. Europaweit wurden bis Jahresende 2022 netto fast 145 Milliarden Münzen im Gesamtwert von über 32 Milliarden Euro ausgegeben. Von den Stückzahlen her liegt die 1-Cent-Münze mit über 38 Milliarden ausgegeben Münzen ganz vorne. Werden noch die 2- und 5-Cent-Münzen hinzugenommen, so stellen diese stückmäßig annähernd zwei Drittel der ausgegebenen Münzen dar, wertmäßig allerdings nicht einmal sieben Prozent des Münzumlaufs. Demgegenüber bilden die 1- und 2-Euro Münzen in etwa 69 Prozent des umlaufenden Wertes aller Münzen ab.
Mit Informationen von dpa und AFP
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