Von wegen idyllischer Urlaub am Gardasee – stattdessen Toilette, Arzt und sogar Krankenhaus: An Italiens größtem See, der bei Deutschen besonders beliebt ist, macht ein schwerer Ausbruch des Norovirus gerade Einheimischen und Urlaubern das Leben schwer.
Erbrechen, Übelkeit, Durchfall: Zahlreiche Menschen in der Notaufnahme
Wie die Gemeinde Torri del Benaco vergangenen Freitag in einem Statement auf Facebook [externer Link] schreibt, suchten "zahlreiche" Menschen aus der Region mit Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit und Durchfall die Notaufnahme eines Krankenhauses auf. Laut eines Berichtes des italienischen Onlinemediums "Veronasera" [externer Link] sind in den vergangenen drei Tagen eintausend Menschen an dem Virus erkrankt. Die Gemeinde selbst zählt nur 3.000 Einwohner.
Gemeinde Torri del Benaco lässt Trinkwasser untersuchen
Vermutet wird, dass sich das Virus über das Trinkwasser verbreitet. In dem Statement kündigte die Gemeinde an, in Zusammenarbeit mit der Wasserbehörde Proben aus dem Wassernetz auf das Virus untersuchen zu lassen.
Zwar wurden am Freitag Spuren in Trinkwasser festgestellt. Neuere Untersuchungen brachten nach Angaben des zuständigen Versorgers Azienda Gardesana Servizi (AGS) jedoch negative Ergebnisse. Die Ortsverwaltung versuchte am Montag weiterhin zu klären, wie sich das Virus verbreitet.
Trinkwasserverbot: Gemeinde verteilt gratis Wasserflaschen
Auf Anraten der örtlichen Gesundheitsbehörde hat die Gemeinde als Vorsichtsmaßnahme die Verwendung von Leitungswasser für "Trink- und Speisezwecke" verboten. Die Anordnung soll so lange gelten, bis die Ergebnisse der Wasserproben vorliegen. Um ihre Bürger in der Ausnahmesituation zu unterstützen, verteilt die Stadt in der aktuellen Situation täglich gratis sauberes Trinkwasser in Plastikflaschen, wie auch in einem Video auf Social Media zu sehen ist.
Zudem gab die Stadt allgemeine Hygienehinweise zur Eindämmung des Virus [externer Link] heraus: regelmäßiges Hände waschen, gründliches Säubern von Obst und Gemüse und Desinfizieren kontaminierter Flächen soll unter anderem die Ansteckung vorbeugen. Wer sich unwohl fühlt oder bereits erkrankt ist, soll darüber hinaus nicht arbeiten und keine Lebensmittel berühren – und zwar bis zu drei Tage nach der Genesung.
Ausbruch des Norovirus: Ist das Abwassersystem überlastet?
In italienischen Zeitungen wird spekuliert, dass der Ausbruch mit dem aktuell sehr hohen Wasserstand des Gardasees nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Wochen zu tun haben könnte. Möglicherweise ist das Abwassersystem überlastet. Eine andere Hypothese ist, dass ein Aquädukt durch Fäkalien aus dem See verunreinigt worden sein könnte. Von offizieller Seite gab es für solche Vermutungen keine Bestätigung.
Norovirus: Darum ist er so gefährlich
Das hochansteckende Norovirus verursacht einen plötzlich auftretenden, heftigen Brechdurchfall. In der Regel klingen die Symptome nach einem halben Tag bis zwei Tagen wieder ab. Das Gefährliche am Brechdurchfall ist der schnelle Flüssigkeitsverlust. Kleinkinder und ältere Menschen sind davon besonders betroffen – sie trocknen sehr schnell aus. In Extremfällen ist eine Infusion im Krankenhaus nötig.
Das Virus kann nicht nur über verunreinigtes Wasser übertragen werden, sondern auch über Essen. Darauf gab es jedoch in Torri del Benaco zunächst keine Hinweise.
Mit Informationen von dpa
Zum Nachhören: Norovirus - Was sind die Symptome und was kann man tun?
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