Ein Notizheft zum Deutschlernen
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Auch bei der Sprachförderung vergeben die Studienautoren gute Noten.

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Studie zu Integration: Gute Noten für Deutschland

Die Integration von Einwanderern ist besser als ihr Ruf. Eine neue Studie der OECD stellt Deutschland im internationalen Vergleich ein gutes Zeugnis aus. Aber es gibt auch große Herausforderungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Wie steht es um die Integration von Einwanderern in Deutschland? Eine Antwort auf diese Frage liefert eine neue internationale Studie. Studienautor Thomas Liebig hebt eins hervor: "Wir sollten viel mehr differenzieren." Nicht alles gleichsetzen und über einen Kamm scheren, sondern in die Details gehen, wie der Wirtschaftswissenschaftler betont.

So stehen, wenn es um Einwanderung geht, oft Geflüchtete im Fokus. Aber nur jede fünfte Person, die in den letzten zehn Jahren eingewandert ist, ist ein Flüchtling. Weit mehr kamen aus der EU oder als Arbeitsmigranten aus Drittstaaten. Insgesamt leben im Land mehr als 14 Millionen Eingewanderte.

Integration: OECD gibt Deutschland gutes Zeugnis

Die gute Nachricht der Studie: An vielen Stellen ein insgesamt positives Bild zeichnet der Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), zu der viele wirtschaftlich starke Länder der EU sowie unter anderem die USA und Kanada gehören. 2022 hatten in Deutschland rund 70 Prozent der Eingewanderten eine Arbeit. Das ist mehr als in den meisten anderen EU-Vergleichsländern. Und: Die Unterschiede bei den Lebensbedingungen – zum Beispiel die Wohnsituation – sind häufig kleiner als in anderen Ländern.

Auch bei der Sprachförderung vergeben die Studienautoren gute Noten. Fast zwei Drittel der Menschen, die seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben, sprechen fließend Deutsch. Insgesamt scheinen sich also die Bemühungen, die Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten in die Integration gesteckt hat, zu lohnen, heißt es in der Studie. Zum Beispiel in Bezug auf die umfassende Sprachförderung.

Herausforderung: viele niedrig qualifizierte Einwanderer

Die schlechte Nachricht: Es gibt auch ein großes Aber - und dieses hängt mit einem Befund zusammen, der Studienautor Thomas Liebig überrascht hat. Deutschland hat einen besonders hohen Anteil an Eingewanderten, die niedrig qualifiziert sind. Das hat massive Auswirkungen auf die Integration. Rund 18 Prozent haben höchstens eine Grundschulausbildung.

Dieser Anteil ist in den letzten zehn Jahren gestiegen – das hängt auch mit der gestiegenen Anzahl von Geflüchteten zusammen. Aus dieser Gruppe mit geringer Bildung hat nur die Hälfte einen Job. Nur ein Viertel erreicht nach fünf Jahren in Deutschland fortgeschrittene Deutschkenntnisse.

Eingewanderte Schüler schneiden schlecht ab

Gerade bei Schule und Bildung bekommt Deutschland schlechtere Noten als anderen Ländern. Schülerinnen und Schüler, die im Ausland geboren sind, schneiden in der Schule oft schlecht ab. Zum Beispiel können sie schlechter lesen als im internationalen Vergleich. Ein Problem sind da die Deutschkenntnisse. Die Werte haben sich in den letzten Jahren noch ausgeweitet. Als einen Grund vermuteten die Studienautoren die Schulschließungen während Corona.

Gerade beim Thema Schule ist aber auch der differenzierte Blick, den Studienautor Liebig anmahnt, wichtig. Denn bei der zweiten Generation – bei den in Deutschland geborenen Nachkommen der Einwanderer – sieht das Bild bereits ganz anders aus. Sie sind zum Beispiel beim Lesen fast so gut wie Kinder von in Deutschland geborenen Eltern. "Die Lücke dort war noch nie so niedrig", sagt Forscher Liebig.

Eingewanderte Frauen mit Kindern seltener in Arbeit

Eine weitere Gruppe, der laut Studie mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, sind eingewanderte Frauen mit kleinen Kindern. Dort sind die Erwerbstätigenquoten niedriger als im internationalen Vergleich. Hier schlummere "ein kräftiges Potential" für zusätzliche Arbeitskräfte, sagt Wirtschaftswissenschaftler Liebig. Dafür müssten aber bestimmte Voraussetzungen gegeben sein, wie beispielsweise genug Kita-Plätze.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), schließt aus der Studie: "Die Integration in Deutschland funktioniert viel besser als ihr Ruf." Gerade im Arbeitsmarkt erreiche Deutschland Rekordwerte, sagt Alabali-Radovan im Interview mit BR24. Aber es bleibe viel zu tun. Die Integrationsbeauftragte mahnt an, gerade bei der Bildung müsse mehr investiert werden.

Im Video: Licht und Schatten bei der Integration

Bei der Integration von Zuwanderern und ihren Kindern steht Deutschland relativ gut da.
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Bei der Integration von Zuwanderern und ihren Kindern steht Deutschland relativ gut da - trotz etlicher Probleme.

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