Bahaa Shaaban ist mit seiner Frau Hanan 2015 vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflüchtet. Heute ist der 30-Jährige stolzer Eigentümer eines eigenen Geschäfts in Kulmbach – es ist Versicherungsbüro und Parfümerie in einem. Noch steht Bahaa Shaaban meist selbst im Laden. Doch wenn die Nachfrage stimmt, will er bald Mitarbeitende einstellen. Die Arbeitsbelastung ist hoch, und ehrenamtlich ist Bahaa Shaaban auch noch engagiert.
Bahaa Shaabans gelungene Integration
Vom Geflüchteten zum Arbeitgeber – Bahaa Shaaban ist ein gutes Beispiel für gelungene Integration. Mit seiner Familie lebt er in Untersteinach bei Kulmbach, spricht fließend Deutsch, hat die deutsche Staatsbürgerschaft – so wie 86.000 Syrerinnen und Syrer, die vor dem Krieg geflüchtet sind. Und der 30-Jährige ist sich sicher, dass er kein Einzelfall ist. Die Mehrheit seiner Landsleute wolle arbeiten, sagt er. Um sie und andere zu unterstützen, arbeitet er freiwillig als Integrationslotse für das Landratsamt in Kulmbach.
Wer lange hier lebt, arbeitet auch
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, die kürzlich veröffentlicht wurde, gibt Bahaa Shaabans Einschätzung recht. Das IAB fand heraus: Je länger Geflüchtete in Deutschland leben, desto mehr von ihnen haben eine Arbeitsstelle. Demnach sind sieben Jahre nach ihrem Zuzug 63 Prozent von ihnen erwerbstätig, acht Jahre danach sind es 68 Prozent. Für die Studie wurden Geflüchtete befragt, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland kamen. Für die im Jahr 2015 zugezogenen Gruppe lag die Erwerbstätigenquote im Jahr 2022 bei 64 Prozent – Bahaa Shaaban aus Kulmbach ist einer von ihnen.
Weniger zugewanderte Frauen arbeiten
Die IAB-Studie zeigt allerdings große Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Von den 2015 zugewanderten Frauen waren 31 Prozent erwerbstätig, bei den Männern waren es 75 Prozent.
Mit zunehmender Aufenthaltsdauer steigt laut IAB neben der Erwerbstätigenquote auch die Beschäftigungsqualität. So waren von den Geflüchteten, die 2015 zugezogen sind, 76 Prozent im Jahr 2022 in Vollzeit beschäftigt.
IAB-Forscher: Schneller Asyl, schneller in Arbeit
Die Rahmenbedingungen, die durch Politik und Behörden geschaffen werden, seien entscheidend für die Arbeitsmarktintegration, erklärt IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker. "So geht die Beschleunigung der Asylverfahren und schrittweise Reduzierung der Fristen für Beschäftigungsverbote mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten einher."
Außerdem zeige sich, dass die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften nachteilig für die Integration in den Arbeitsmarkt sei. Heißt: Wer in einer eigenen Wohnung lebt, arbeitet schneller. Und: Vor allem Frauen profitierten von Integrations- und Sprachkursen. Auch die Berufsberatung der Jobcenter und der Arbeitsagenturen wirke sich positiv aus. "Ein früherer Beginn dieser Maßnahmen könnte die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigen", so IAB-Forschungsbereichsleiterin Yuliya Kosyakova.
Jährliche Befragung von Geflüchteten
Die Befragung von Geflüchteten wird jährlich vom IAB gemeinsam mit dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin durchgeführt. Befragt wurden Geflüchtete, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland kamen. In diesem Zeitraum haben nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg 2,1 Millionen Menschen Schutz durch Asyl in Deutschland gesucht. 2023 stellten laut BAMF knapp 352.000 Geflüchtete einen Asylantrag.
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