Österreich, St.Pölten: Die Luftaufnahme zeigt Überschwemmungen in Niederösterreich.
Bildrechte: BMLV/APA/dpa-Bildfunk/Trippolt Daniel
Audiobeitrag

Österreich, St.Pölten: Die Luftaufnahme zeigt Überschwemmungen in Niederösterreich.

Audiobeitrag
>

Hochwasser in Österreich: Zahl der Todesopfer gestiegen

Hochwasser in Österreich: Zahl der Todesopfer gestiegen

Kritische Hochwasserlage im Nachbarland Österreich: Drei weitere Menschen sind den Fluten zum Opfer gefallen. Zuvor war bereits ein Feuerwehrmann tot geborgen worden. Die Behörden warnten vor weiteren Dammbrüchen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Das bayerische Nachbarland Österreich ist eines der Länder, das vom derzeitigen Hochwasser besonders stark betroffen ist – vor allem Niederösterreich. In der Nacht auf Montag waren die Pegel der Flüsse und Stauseen in Österreich zwar gesunken. Entwarnung konnten die Behörden aber noch nicht geben. Es regnet wieder heftig. Erst gegen Wochenmitte sei mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.

"In vielen Regionen mussten die Menschen in den letzten Tagen ihr Hab und Gut zurücklassen und in dramatischen Situationen um ihr Leben fürchten", sagte Kanzler Karl Nehammer.

Vier Hochwasser-Tote in Niederösterreich

Die Zahl der Todesopfer stieg auf vier. In Niederösterreich wurden ein 70-jähriger und ein 80-jähriger Mann tot aufgefunden, wie die Polizei mitteilte. Sie waren in zwei verschiedenen Dörfern von den steigenden Wassermassen in ihren Häusern eingeschlossen worden und ertrunken. Am Abend wurde ein toter Mann bei einem Strandbad in Klosterneuburg in Bauchlage im Wasser treibend entdeckt. Das Opfer ist 40 bis 50 Jahre alt.

Bereits am Sonntag war ein Feuerwehrmann beim Auspumpen eines Kellers gestorben.

Ganz Niederösterreich ist Katastrophengebiet

Am Sonntag wurde Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt. Über 25.000 Feuerwehrleute und mehr als 1.000 Soldaten waren nach Angaben der Behörden im Einsatz.

Mehr als 300 Menschen mussten allein am Sonntag aus den Fluten gerettet werden. Inzwischen sind insgesamt rund 1.800 Häuser evakuiert worden. 170 Menschen sind in Notunterkünften untergebracht, sehr viel mehr sind bei Verwandten und Freunden untergekommen.

Zahlreiche Haushalte seien ohne Anschluss an die Kanalisation, in manchen Orten sei die Trinkwasserversorgung unterbrochen und der öffentliche Verkehr sei fast zur Gänze zum Erliegen gekommen. Über 200 Straßen seien gesperrt. Schüler, die vom Hochwasser betroffen sind, konnten entschuldigt zu Hause bleiben.

Mehrere Dammbrüche in Niederösterreich

"Es besteht höchste Dammbruchgefahr", warnen die österreichischen Behörden. In der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten sowie weiteren Ortschaften kam es bereits zu Dammbrüchen. In der Nacht auf Montag flossen reißende Wasserfluten durch Straßen und Siedlungen. Schweres Gerät und Hubschrauber stehen bereit – vor allem auch für die Aufräumarbeiten, mit denen am Mittwoch begonnen werden soll, wenn alles gut geht.

Stausee Ottenstein wird kontrolliert abgelassen

Am Stausee Ottenstein, einem Stausee des Donau-Zuflusses Kamp im niederösterreichischen Waldviertel, wird durch die Hochwasserklappen kontrolliert Wasser abgelassen. Das soll plötzliche Flutwellen verhindern, verschärft aber zunächst flussabwärts am Lauf des bereits angeschwollenen Flusses Kamp die Lage. Anwohner und Tausende Freiwillige versuchten, ihre Häuser mit Sandsack-Wällen zu schützen.

Bayern bietet Österreich, wie auch Tschechien und Polen, die Unterstützung bayerischer Einsatzkräfte an, "sofern das erforderlich ist, sofern das gewünscht ist", wie Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) sagte. Auch die Bundesregierung bot betroffenen Ländern Hilfe an. Österreichs Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) kündigte an, dass zur Beseitigung der Hochwasserschäden zunächst 300 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Massive Verkehrsprobleme in und um Wien

In der Hauptstadt Wien hat sich die Lage etwas beruhigt. Der Pegelstand des Wienflusses, der am Wochenende an der Stadtgrenze über die Ufer getreten war, sinke wieder. Allerdings sei noch der öffentliche Nahverkehr beeinträchtigt, sagte Bürgermeister Michael Ludwig. Mehrere U-Bahn-Linien würden nur auf verkürzten Strecken fahren. Die Trinkwasserversorgung sei gewährleistet und im Straßenverkehr seien die Schäden behoben worden. Gesperrt seien jedoch zunächst die Parkanlagen, da Bäume aufgrund der Unterspülungen umstürzen könnten.

Starke Regenfälle noch bis Dienstag

Noch bis Dienstag werden in Niederösterreich bis zu 60 weitere Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Laut den Wetterfachleuten des Senders ORF sind von Tirol bis ins östliche Österreich an manchen Orten auch noch größere Mengen möglich.

In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.

Dramatische Lage in Polen, Tschechien und Rumänien

Auch in Tschechien, Polen und Rumänien herrscht eine dramatische Hochwasserlage. In Polen, wo es laut der Nachrichtenagentur PAP mindestens fünf Tote gab, wurden am Montag Bewohner in mehreren Gebieten evakuiert. Die polnische Regierung rief in den betroffenen Gebieten den Notstand aus. In der Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau sieht ein Teil der Fußgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. Dort war die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.

In Tschechien verzeichneten die Behörden am Montag drei weitere Todesopfer. Acht Menschen würden noch vermisst. Mehr als 12.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bis zu 2.000 Soldaten sollen nun in den Flutgebieten helfen. In Rumänien kamen mindestens sieben Menschen ums Leben.

Mit Informationen von dpa und Reuters

Im Video: Hochwasserlage in Mittel- und Osteuropa

Die Lage in den Hochwasserregionen in Mittel- und Osteuropa verschärft sich.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
Videobeitrag

Die Lage in den Hochwasserregionen in Mittel- und Osteuropa verschärft sich.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!