Papst Franziskus
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Papst Franziskus überrascht: So privat ist seine Autobiographie

Papst Franziskus überrascht: So privat ist seine Autobiographie

Es ist eine absolute Premiere: Erstmals kommt die Autobiographie eines lebenden Papstes auf den Markt. Laut Verlag wollte Franziskus ursprünglich, dass das Buch erst nach seinem Tod erscheint. Doch dann änderte das Kirchenoberhaupt seine Meinung.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Papst Franziskus liebt das Erzählen, das ist sofort zu spüren, wenn man sein neuestes Werk liest. Erstmals kommt die Autobiografie eines lebenden Papstes auf den Markt. Franziskus habe ursprünglich gewollt, dass das Buch erst nach seinem Tod erscheint, heißt es seitens des Verlags. Doch das kirchliche Jubiläum des Heiligen Jahres und "die Bedürfnisse unserer Zeit" hätten ihn dazu bewegt, das Buch jetzt schon zu veröffentlichen.

Kindheitserinnerungen: Zwei Schwestern als Prostituierte

Persönlich, anschaulich, mit vielen Beispielen lässt der 88-Jährige seine Erinnerungen wach werden, so etwa an seine Kindheit in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und an seine Großmutter, die ihn entscheidend geprägt hat. Grußmutter Rosa ist es, die dem späteren Papst die christliche Botschaft näherbringt. "Für mich war sie die lebendige Verkörperung der Alltagsheiligen", schreibt er in seiner heute erschienenen Autobiografie.

Auch von den anderen Frauen seiner Familie erzählt er. Und von zwei Schwestern, die als Prostituierte arbeiten: "Sie vereinbarten telefonisch Termine und ließen sich von Autos abholen. Man nannte sie la Ciche und la Porota. Jeder im Viertel kannte die beiden."

Franziskus: Stimme der Frauen muss mehr Gewicht bekommen

Neben seinen persönlichen Erlebnissen lässt Franziskus immer wieder seine politischen Vorstellungen einfließen, auch hinsichtlich der katholischen Kirche. Zum Gottesvolk, so betont er, gehören Männer und Frauen gleichermaßen. Daher sei es "mehr als je zuvor" nötig, "Kriterien und Modalitäten zu finden, damit Frauen in den verschiedenen Bereichen des sozialen und kirchlichen Lebens ihre Rolle als Mitwirkende und Protagonistinnen spielen können." Ihre Stimme müsste ein immer stärkeres Gewicht bekommen und ihre Autorität immer mehr anerkannt werden.

Leidenschaftlicher Appell für den Frieden

Leidenschaftlich appelliert Franziskus in seiner frisch erschienenen Autobiografie immer wieder für den Frieden. Ganz persönlich schildert er zunächst die furchtbaren Kriegserlebnisse, die er als Junge in der Familie und in der Nachbarschaft mitbekommt. Um dann den Krieg als "Wahnsinn" zu beschreiben.

"Niemand kann, schon gar nicht im Atomzeitalter, die Augen verschließen angesichts der Ruinen einer Kultur, die zum Dialog unfähig ist." Die Menschheit müsse aus der Geschichte lernen. "Wir können uns nicht erlauben, dass bei den jungen Generationen die Erinnerung an das Geschehene verblasst", warnt der Papst eindringlich.

Engagement für Migranten eng mit Kindheitserlebnissen verknüpft

Auch sein Engagement für die Migrantinnen und Migranten hängt eng mit seinen Kindheitserlebnissen in Buenes Aires zusammen. Das Stadtviertel Flores, in dem er aufwächst, bezeichnet er als einen komplexen Mikrokosmos, multiethnisch, multireligiös und multikulturell. Seine Familie war selbst aus dem italienischen Piemont ausgewandert, daneben hört er all die Geschichten von Armut, Entbehrungen, Heimweh.

Auch aus diesem Grund hätte er so viele Jahre später auf seiner ersten Reise als Papst das Gefühl gehabt, nach Lampedusa zu müssen, schreibt Franziskus. "Diese winzige Insel im Mittelmeer, die zum Vorposten der Hoffnung und Solidarität geworden ist, aber auch zum Symbol für die Widersprüche und Tragödien der Auswanderung wie dem gewaltigen Friedhof des Mittelmeers, der viel zu viele Tote birgt."

Zwei Selbstmordanschläge bei Reise in den Irak vereitelt worden

Der 88-jährige Papst macht auch Unbekanntes öffentlich. So seien etwa während seiner Reise in den Irak 2021 zwei Selbstmordanschläge vereitelt worden. Und er erzählt von sich, ganz persönlich: "Ein Problem, das ich immer wieder habe, ist meine Ungeduld. Wenn ich gestolpert bin, dann häufig, weil es mir an Geduld fehlte. Weil ich nicht abwarten konnte, dass manche Prozesse Zeit brauchen, damit sie sich normal entwickeln und die Früchte heranreifen."

Papst gibt Autobiografie den Titel "Hoffe"

"Hoffe" hat der Papst seine Autobiografie genannt, es ist wohl die wichtigste Botschaft, die er mit seinen Zeilen setzen will. Die Hoffnung sei das Göttlichste, was im menschlichen Herzen existiere, erklärt Franziskus.

Der Papst veröffentlicht seine Erlebnisse im Heiligen Jahr, das die katholische Kirche alle 25 Jahre begeht. Das Motto: Pilger der Hoffnung.

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