Nach der Beerdigung des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny haben sich auch am Samstag trotz Polizeiaufgebots weiter Menschen an seinem Grab auf dem Friedhof Borissowskoje im Süden Moskaus von ihm verabschiedet.
Auch dessen Mutter besuchte erneut sein Grab. Ljudmila Nawalnaja erschien am Morgen in Begleitung der Schwiegermutter ihres Sohnes an der mit Blumen und Kränzen bedeckten Grabstätte. Die Witwe des Oppositionspolitikers, Julia Nawalnaja, die beiden Kinder des Paares sowie Nawalnys Bruder leben im Ausland und blieben der Bestattung aus Sorge um die eigene Sicherheit fern.
Landesweit an die hundert Festnahmen
Die Polizei ließ die Trauernden am Grab ungehindert verweilen und Blumen niederlegen, wie unabhängige russische Medien meldeten - nicht jedoch im Rest des Landes. Das Bürgerrechtsportal ovd.info meldete am Samstagmorgen, dass die Zahl der Festnahmen bei mehr als 100 liege, verteilt auf 20 Städte, davon etwa allein etwa 20 Menschen in Nowosibirsk.
"Putin ist ein Mörder!"
In Moskau hatten sich am Freitag Tausende Menschen zur Trauerfeier an der Kirche und am Friedhof eingefunden. Viele skandierten "Nein zum Krieg!" und "Putin ist ein Mörder!". Angehörige, Unterstützer und auch Menschenrechtler werfen Putin vor, die Ermordung seines Gegners im Straflager angeordnet zu haben.
Sie fühle "Trauer, Verzweiflung und Hoffnung", sagte am Samstag Natalia, eine 50-jährige Künstlerin, die ihren Nachnamen nicht nennen wollte. Nawalny habe "uns gebeten, nicht zu verzweifeln und stattdessen zu kämpfen", fügte sie hinzu. Der 52-jährige Friedhofsbesucher Vadim erklärte, er empfinde "Trauer und Bitterkeit" angesichts des Verlusts. Er forderte alle auf, sich so zu verhalten, "wie Alexej es gewollt hätte - damit die Menschen in unserem Land und auf der ganzen Welt glücklicher leben können". Weniger optimistisch gab sich der 29 Jahre alte IT-Mitarbeiter Roman: "Es ist traurig. Und es ist klar, dass alles, was (...) durch ihn aufgebaut worden ist, hier begraben wurde. Das war's".
Mit Material von AFP, dpa und Reuters
Audio: Russische Reaktionen auf den Fall Nawalny
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