Die Free Russians zeigen ihre Trauer um den gestorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny - mit Plakaten, Blumen und Kerzen.
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Die Mitglieder von Free Russians e. V. gehen immer wieder auf die Straße, um Putins Regime zu kritisieren.

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Verfolgte Exilanten: "Das lässt sich Putins Regime etwas kosten"

Verfolgte Exilanten: "Das lässt sich Putins Regime etwas kosten"

Sie leben hier im Exil und gehen immer wieder auf die Straße – um den Krieg gegen die Ukraine zu verurteilen und das Regime Putin zu kritisieren. Vor diesem sind die Mitglieder von Free Russians e. V. auch in München nicht sicher.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Plakate, Blumen - sie bereiten alles vor. Gleich wollen die Mitglieder von Free Russians zum Boris Nemtsov Denkmal in München gehen. Dort wollen sie ihre Trauer um Alexej Nawalny zeigen und das Regime Putin anprangern. Die Mitglieder von Free Russians in München gehen häufig auf die Straße, um zu demonstrieren oder sie posten auf Social Media ihre Kritik an Putins Regierung und am Krieg ihres Heimatlandes gegen die Ukraine.

Immer, wenn sie sich bei ihren kritischen Aktionen öffentlich zeigen, schwingt Angst mit. Vorstandsmitglied Natalia Korotkova erzählt, was sie regelmäßig erleben: "Gefährlich sind vor allem Menschen, die wir nicht kennen, die zu uns kommen und von uns Fotos machen oder Videos. Und wir wissen dann nicht, wo diese Videos und Fotos landen werden, wer sie auswertet und was damit weiter gemacht wird."

Jeder Kritiker hat wohl eine Akte

Sie ahnen, dass es zu jedem von ihnen eine Akte in Russland gibt. Dass die Bedrohung real und groß ist, das ist ihnen klar. Der Fall von Oppositionsanhänger Alexej ist nur ein Beispiel. Der 27-Jährige ist per Skype zum Treffen der Gruppe zugeschaltet. Niemand soll seinen genauen Aufenthaltsort in Deutschland kennen. Es wäre zu gefährlich. In Sibirien hat er für Alexej Nawalny und sein Team gearbeitet.

Damals wurde er unter anderem wegen Fahnenflucht verurteilt und auch inhaftiert. Dabei sei er auch körperlich misshandelt worden, erzählt der Dissident. Nach seiner Freilassung konnte er mit seiner Frau nach Deutschland fliehen. Aber auch hier im Exil gehe die Verfolgung weiter, weil er sich weiterhin kritisch über das russische Regime äußert, seine eigenen brutalen Erfahrungen hier öffentlich macht.

Die im Sterben liegende Oma in Russland wird bedroht

Das Perfide sei, dass jetzt vor allem seine Familie in Russland bedroht wird. Wenn Alexej davon erzählt, merkt man ihm an, dass es ihm schwerfällt: "Auf meine Oma wird Druck ausgeübt. Man ruft sie spät abends an und fragt sie, wie es mir in Deutschland geht. Einmal im Monat kommen sie zu ihr nach Hause. Sie üben psychologischen Druck auf meine Oma aus, die im Sterben liegt."

Nicht alle, aber ein Teil seiner Familie sieht ihn jetzt als Verräter, sagt Alexej. Und natürlich sei das hart für ihn. "Ich hatte psychische Probleme. Ich arbeite seit fast zwei Jahren mit einem klinischen Psychologen zusammen. Das hat mir geholfen und natürlich hat auch die Geburt meiner Tochter geholfen. Jetzt habe ich die Kraft, das fortzusetzen, was ich begonnen habe."

Das Ausmaß und System der Repression sei vielen nicht klar

Die Bedrohung von regimekritischen Russen hier in Deutschland habe System und ein Ausmaß, das vielen Deutschen gar nicht bewusst sei, erklärt Dr. Anke Giesen von Memorial Deutschland.

"Auf jeden Fall ist das Regime hier sehr aktiv. Es werden zum Beispiel Agenten gesendet, die versuchen, in die Opposition einzudringen. Exil-Russen und Russinnen, die Putin als sogenannte Verräter einschätzt, werden dann im Exil richtiggehend verfolgt. Das lässt sich dieses Regime schon was kosten."

Die Menschenrechtsorganisation Memorial International, die in Russland selbst mittlerweile verboten worden ist, dokumentiert Fälle von Betroffenen. Seit dem Beginn der Vollinvasion habe Russland die Daumenschrauben nochmal ordentlich angezogen, so die Beobachtung von Dr. Anke Giesen und ihrem Team. "Seitdem werden ja auch wirklich Menschen verfolgt, die sich auf Facebook gegen den Krieg geäußert haben, oder die sich in Russland selbst mit einem Schild oder auch nur mit der Verfassung in der Hand auf den Roten Platz gestellt haben. Das wirkt natürlich auch auf alle im Exil, diese enorme Verschärfung im Inneren Russlands führt dazu, dass das man auch außerhalb von Russland noch mehr Angst hat."

Weitermachen wie Alexej Nawalny

Natalija Korotkova und ihre Mitstreiter von Free Russians e. V. wollen sich nicht einschüchtern lassen. Sie legen am Denkmal von Boris Nemtsow Blumen nieder für den im Februar in russischer Haft verstorbenen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, daneben legen sie auch noch ein Schild mit der Aufschrift "Putin kills". Sie sind überzeugt, dass Nawalny im Auftrag der russischen Regierung ermordet wurde. Sie wollen dazu nicht schweigen, sondern fordern Aufklärung.

Das kostet Mut, aber den würden sie weiterhin aufbringen, erklärt Natalja Korotkova. "In der Überzeugung, der Hoffnung und dem Glauben daran, dass wir etwas bewegen können und Russland eine Perspektive hat, und zwar eine europäische. Und ihre Mitstreiterin Yanina Sartison ergänzt dann: "Alexej hat gesagt, habt keine Angst. Ich habe keine Angst und ihr sollt keine haben. Und deshalb machen wir weiter."

Die beiden hoffen aber auch, dass vielen in Deutschland klar wird, wie lang der Arm von Putin wirklich ist, wie sehr er hier auf kritische Russinnen und Russen einwirkt und versucht, sie zum Schweigen zu bringen.

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