Greta Thunberg bei ihrem umstrittenen Auftritt am Sonntag in Amsterdam.
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Greta Thunberg bei ihrem umstrittenen Auftritt am Sonntag in Amsterdam.

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Scharfe Kritik an Greta Thunberg nach Pro-Palästina-Auftritt

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat mit einem pro-palästinensischen Auftritt erneut Empörung ausgelöst. Heftige Kritik kommt vom Zentralrat der Juden und aus der Politik. Mehrere sehen sie als Gesicht der Klimabewegung diskreditiert.

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Die Äußerungen seien nicht nur bedrückend, sondern "absolut unanständig": Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang hat die öffentliche Parteinahme der Klimaaktivistin Greta Thunberg für die Palästinenser bei einer Demonstration in Amsterdam scharf verurteilt. "Greta Thunberg missbraucht an dieser Stelle das absolut notwendige und richtige Anliegen des Klimaschutzes für eine einseitige Position zum Israel-Palästina-Konflikt."

Lang warf Thunberg vor, die Täter nicht zu benennen und die Gräueltaten der Hamas nicht zu verurteilen. Man könne beinahe sagen, dass sie "am Ende Täter und Opfer vertauscht" und dass Thunberg "das Existenzrecht Israels zur Seite wischt".

Thunberg als Gesicht der Klimabewegung "diskreditiert"

Lang bekräftigte: "Tatsächlich hat sie sich als Gesicht der Klimabewegung durch diese Aussagen diskreditiert. Ich glaube, das ist klar." Jugend- und Klimabewegungen müssten nicht zu jedem Thema immer Position beziehen. "Aber es muss eine Klarheit über grundlegende Werte geben. Und zu diesen grundlegenden Werten gehört auch der Schutz von Jüdinnen und Juden."

Thunberg hatte 2018 als Teenagerin in Schweden mit ihrem "Schulstreik fürs Klima" die globale Bewegung Fridays for Future ins Rollen gebracht und galt über Jahre als prägende Figur der Aktivisten. Am Montag gingen die deutschen Aktivisten von Fridays for Future erneut deutlich auf Distanz zu Thunberg und erklärten: "Fridays for Future in Deutschland agiert als eigenständige Organisation und ist schon lange über Greta als Person herausgewachsen." Die Prozesse auf internationaler Ebene habe man schon länger ausgesetzt.

Zentralrat der Juden: Thunberg naiv oder gar antisemitisch

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte Thunberg als zumindest naiv und vielleicht sogar antisemitisch. Bei "Welt-TV" rief er die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung auf, sich klarer von anti-israelischen Haltungen zu distanzieren.

Schuster sagte zu den Äußerungen Thunbergs auf der Demonstration: "Dass sie sehr, sehr naiv ist, steht - glaube ich - außer Zweifel. Antisemitismus zu unterstellen, ist immer ein schwerer Vorwurf. Aber das, was ich hier erlebe - da bin ich sehr nahe bei diesem Vorwurf." Er kritisierte weiter, dass Thunberg die Klimabewegung und ihre Prominenz für den Protest gegen Israel benutze.

Eklat nach Pro-Palästina-Auftritt bei Demo in Amsterdam

Thunberg hatte bei der Demo am Sonntag in Amsterdam ein traditionelles schwarz-weißes Palästinensertuch um den Hals getragen und mit Blick auf den Krieg in Nahost gesagt, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, "auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen".

Während der Veranstaltung erschien ein Mann vor laufenden Kameras auf der Bühne und rangelte mit der Klimaaktivistin um das Mikrofon, wie auf Videoaufnahmen zu sehen ist: "Ich bin für eine Klimademonstration hierhergekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören", sagte der Demonstrant, der anschließend unter Buhrufen abgeführt wurde.

Kurz darauf skandierte Thunberg mehrfach: "No climate justice on occupied land." (deutsch: "Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.") Sie spielte damit offenkundig auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an. Nach einer ähnlichen Aktion im vergangenen Monat war Thunberg bereits dafür kritisiert worden, dass sie die israelischen Opfer des Massakers der Hamas vom 7. Oktober mit rund 1.200 Toten nicht gesondert erwähnt hatte.

Im Video: Eklat bei Klimademonstration

Greta Thunberg (l) wird von einem Klimaaktivisten unterbrochen, nachdem sie ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht hatte.
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Greta Thunberg (l) wird von einem Klimaaktivisten unterbrochen, nachdem sie ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht hatte.

DIG-Präsident: "Ende von Greta Thunberg als Klimaaktivistin"

Der Präsident der Deutsch-israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, bezeichnete Thunbergs Äußerungen als das "Ende von Greta Thunberg als Klimaaktivistin". "Ab jetzt hauptberuflich Israelhasserin", fügte er auf X hinzu. Dies bedeute das "Ende" der von Thunberg begründeten globalen Klimaschutzbewegung Friday for Future "als Label für Ökologie", urteilte Beck.

Die israelische Botschaft in Berlin kommentierte auf X, es sei "traurig, wie Greta Thunberg mal wieder die Klima-Bühne für eigene Zwecke missbraucht". Auf Englisch fügte die Botschaft den Aufruf "Keine Bühne für Antisemiten" hinzu.

Kritik aus Bayern an Thunberg

Reaktionen kamen auch aus Bayern. "Wie lange kann Greta Thunberg noch antisemitische Parolen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes verbreiten, bis Fridays for Future in sich endlich von der Bewegung löst", schrieb etwa CSU-Generalsekretär Martin Huber.

Der Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten, Karl Freller, kommentierte: "Greta Thunberg hat für mich den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren!" Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Florian Hahn, meinte: "Greta Thunberg hat fertig - und damit auch Fridays for Future."

Dabei hatten Anfang November 150 Menschen in München an einer Demonstration von Fridays for Future teilgenommen und Solidarität mit Juden bekundet.

Schon Ende Oktober hatte Thunberg für Aufregung gesorgt. Via X und Instagram hatte sie Ende Oktober verbreitet: "Heute streiken wir aus Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern." Zu sehen war sie zusammen mit drei Freunden. Alle hielten Schilder in der Hand. "Stand with Gaza" war etwa Thunbergs Botschaft. Auf einem anderen Schild stand: "This Jew stands with Palestine."

Mit Informationen von dpa

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