Geht es nach Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, dann muss der deutsche Ableger der Klimabewegung "Fridays for Future" (FFF) jetzt klare Kante zeigen. Wegen israelkritischer Äußerungen des Weltverbandes fordert er von der deutschen Gruppe weit mehr als nur eine öffentliche Distanzierung.
"Abkoppelung, Namensänderung, Abbruch jeglicher Kontakte"
Im Interview mit der "Bild" wird Schuster deutlich: "Ich erwarte von Fridays for Future Deutschland eine wirkliche Abkoppelung, eine Namensänderung der Organisation und den Abbruch jeglicher Kontakte zu Fridays for Future International."
Dabei wendet sich Schuster auch direkt an die Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer. Wenn sie ihre Worte vom Brandenburger Tor ernst meine, wo sie sich entsetzt gezeigt habe über den weltweiten Antisemitismus, dann müsse sie sich "endlich lossagen von dieser Organisation".
FFF-International wirft israelischem Staat "Genozid" vor
Auf Instagram hatte der internationale FFF-Account harte Anschuldigungen gegen Israel erhoben - und auch gegen "westliche Medien". Israel sei ein Apartheidstaat, und die Medien verheimlichten, dass die Hamas und ihre Attacken auf Israel ihren Ursprung hätten "in 75 Jahren Unterdrückung und ethnischen Säuberungen der Palästinenser". Es handele sich nicht um einen Konflikt, sondern um einen Genozid, so FFF International.
Eine Wortwahl, mit der die deutsche Gruppe offensichtlich ganz und gar nicht einverstanden ist. Auf der Plattform X, dem früheren Twitter, hat sie sich jedenfalls klar distanziert: "Nein, der internationale Account spricht - wie zuvor betont - nicht für uns. Nein, der Post ist nicht mit uns abgestimmt. Nein, wir stimmen nicht mit den Inhalten überein."
Auch Politiker fordern stärkere Distanz von FFF International
Ob diese Erklärung von Fridays for Future ausreicht, um die Wogen in Deutschland zu glätten? Neben dem Zentralrat der Juden gibt es auch in der Politik einige Stimmen, die mehr fordern: Lukas Köhler etwa, Vizefraktionschef der FDP, sagte der "Welt": "Um einen kleinen Rest an Glaubwürdigkeit zu wahren, muss sich Fridays for Future Deutschland jetzt vollständig vom internationalen Verband distanzieren." Und die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Katja Mast, betonte, es brauche jetzt eine "ganz klare und unmissverständliche Distanzierung und Zurechtweisung" durch die deutsche Gruppe.
Schon seit Tagen wird über die Haltung von Fridays for Future zum Krieg in Israel und Gaza heftig debattiert. Auslöser war ein Solidaritätsaufruf für Palästina von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg. Israel hat Thunberg mittlerweile aus seinen Lehrplänen gestrichen.
Mit Informationen von dpa
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